1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia
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Dieser Lauf wurde eine tägl<strong>ich</strong>e Angewohnheit.<br />
Liebte <strong>ich</strong> sie? <strong>Das</strong> konnte <strong>ich</strong> <strong>mir</strong> n<strong>ich</strong>t vorstellen. Noch n<strong>ich</strong>t. Alices flüchtige Einblicke in<br />
<strong>die</strong>se Zukunft verfolgten m<strong>ich</strong> und <strong>ich</strong> konnte sehen wie le<strong>ich</strong>t es wäre, s<strong>ich</strong> in Bella <strong>zu</strong> verlieben. Es<br />
<strong>war</strong> genau wie fallen: mühelos. Es n<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen, <strong>war</strong> das Gegenteil von fallen – es <strong>war</strong> als würde<br />
<strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> einen Steilhang hinauf schleppen, eine Hand nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, und genauso anstrengend<br />
als wäre <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t stärker als je<strong>der</strong> Sterbl<strong>ich</strong>e.<br />
Mehr als einen Monat verging und es wurde immer schwieriger. <strong>Das</strong> ergab keinen Sinn – <strong>ich</strong><br />
<strong>war</strong>tete darauf, darüber hinweg <strong>zu</strong> kommen, dass es le<strong>ich</strong>ter wurde. <strong>Das</strong> musste Alice gemeint<br />
haben, als sie vorhergesehen hatte, dass <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t in <strong>der</strong> Lage sein würde, m<strong>ich</strong> von dem Mädchen<br />
fern <strong>zu</strong> halten. Sie hatte das Ausmaß <strong>der</strong> Schmerzen gesehen. Aber <strong>ich</strong> konnte Schmerzen ertragen.<br />
Ich würde Bellas Zukunft n<strong>ich</strong>t zerstören. Wenn es mein Schicksal <strong>war</strong>, sie <strong>zu</strong> lieben, <strong>war</strong><br />
dann n<strong>ich</strong>t das Beste was <strong>ich</strong> tun konnte, sie <strong>zu</strong> meiden?<br />
Sie <strong>zu</strong> meiden, <strong>war</strong> das <strong>die</strong> Grenze von dem was <strong>ich</strong> ertragen konnte? Ich konnte so tun, als<br />
würde <strong>ich</strong> sie ignorieren, und nie in ihre R<strong>ich</strong>tung schauen. Ich konnte so tun, als würde sie m<strong>ich</strong><br />
n<strong>ich</strong>t interessieren. <strong>Das</strong> <strong>war</strong> das äuß<strong>erste</strong>, so <strong>zu</strong> tun, aber n<strong>ich</strong>t <strong>die</strong> Wahrheit.<br />
Ich sog immer noch jeden ihrer Atemzüge auf, jedes Wort, das sie sagte.<br />
Ich teilte meine Qual in vier Kategorien ein.<br />
Die <strong>erste</strong>n beiden <strong>war</strong>en bekannt. Ihr Duft und ihre Stille. O<strong>der</strong> besser – <strong>ich</strong> trug <strong>die</strong><br />
Verantwortung auf meinen eigenen Schultern wo sie hingehörte – mein Durst und meine Neugierde.<br />
Der Durst <strong>war</strong> <strong>die</strong> größte Qual. Ich gewöhnte <strong>mir</strong> an in Biologie n<strong>ich</strong>t mehr <strong>zu</strong> atmen.<br />
Natürl<strong>ich</strong> gab es Ausnahmen – wenn <strong>ich</strong> eine Frage beantworten musste o<strong>der</strong> sowas in <strong>der</strong> Art, und<br />
<strong>ich</strong> etwas Luft brauchte um <strong>zu</strong> sprechen. Jedesmal schmeckte <strong>ich</strong> <strong>die</strong> Luft um das Mädchen, es <strong>war</strong><br />
wie am <strong>erste</strong>n Tag – Feuer und Verlangen und verzweifelte Gewalt <strong>die</strong> danach verlangte<br />
aus<strong>zu</strong>brechen. In <strong>die</strong>sen Momenten <strong>war</strong> es hart auch nur darüber nach<strong>zu</strong>denken <strong>zu</strong> wied<strong>erste</strong>hen.<br />
Und genau wie an <strong>die</strong>sem <strong>erste</strong>n Tag, knurrte das Monster in <strong>mir</strong> ganz d<strong>ich</strong>t an <strong>der</strong> Oberfläche…<br />
Die Neugierde <strong>war</strong> <strong>die</strong> Konstanteste Qual. Die Frage schwirrte immer in meinem Kopf: Was<br />
denkt sie gerade? Wenn <strong>ich</strong> sie leise seufzen hörte. Wenn sie abwesend mit einer Strähne ihres<br />
vollen Haares spielte. Wenn sie ihre Bücher lauter auf den Tisch fallen ließ, als sonst. Wenn sie <strong>zu</strong><br />
spät in den Unterr<strong>ich</strong>t hetzte. Wenn sie mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden klopfte. Jede ihrer<br />
Bewegungen, <strong>die</strong> <strong>ich</strong> mit meiner Gabe beobachtete, <strong>war</strong> ein quälendes Geheimnis. Wenn sie mit den<br />
an<strong>der</strong>en menschl<strong>ich</strong>en Schülern sprach analysierte <strong>ich</strong> jedes Wort und jeden Tonfall. Sagte sie, was<br />
sie dachte, o<strong>der</strong> was sie glaubte, sagen <strong>zu</strong> müssen? Oft hörte es s<strong>ich</strong> für m<strong>ich</strong> so an, als würde sie<br />
ihren Zuhören das sagen, was sie hören wollten, was m<strong>ich</strong> an meine Familie und ihr alltägl<strong>ich</strong>es<br />
Leben voller Illusionen erinnerte – wir <strong>war</strong>en besser darin, als sie. Es seih denn <strong>ich</strong> lag falsch, <strong>ich</strong><br />
interpretierte nur. Warum sollte sie eine Rolle spielen müssen? Sie <strong>war</strong> eine von ihnen – ein<br />
menschl<strong>ich</strong>er Teenager.<br />
Mike Newton <strong>war</strong> <strong>die</strong> größte Überraschung meiner Qualen. Wer hätte gedacht, dass so ein<br />
gewöhnl<strong>ich</strong>er, langweiliger Sterbl<strong>ich</strong>er so ärgerl<strong>ich</strong> sein konnte? Um ehrl<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> sein, hätte <strong>ich</strong> <strong>die</strong>sem<br />
nervenden Jungen dankbar sein sollen; er brachte sie mehr <strong>zu</strong>m Reden als <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en. Ich lernte so<br />
viel über sie durch <strong>die</strong>se Unterhaltungen – <strong>ich</strong> vervollständigte immer noch meine Liste – aber<br />
an<strong>der</strong>erseits, Mikes Hilfe bei <strong>die</strong>sem Projekt verärgerte m<strong>ich</strong> nur noch mehr. Ich wollte n<strong>ich</strong>t, dass<br />
Mike <strong>der</strong>jenige <strong>war</strong> <strong>der</strong> ihre Geheimnisse lüftete. <strong>Das</strong> wollte <strong>ich</strong> selbst tun.<br />
Es half, dass er ihre kleinen Offenbarungen, ihre kleinen Ausrutscher n<strong>ich</strong>t bemerkte. Er<br />
wusste n<strong>ich</strong>ts über sie. Er erschaffte s<strong>ich</strong> eine Bella <strong>die</strong> n<strong>ich</strong>t existierte – ein Mädchen genauso<br />
gewöhnl<strong>ich</strong> wie er selbst. Er hatte <strong>die</strong> Selbstlosigkeit, den Mut, <strong>der</strong> sie von allen an<strong>der</strong>en Menschen<br />
unterschied n<strong>ich</strong>t bemerkt, er konnte den unnormalen Ablauf ihrer ausgesprochenen Gedanken n<strong>ich</strong>t