1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia
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„Mit Fisch-Blastula?“ riet Mr. Banner.<br />
„Ja.“<br />
<strong>Das</strong> überraschte ihn. Die heutige Übung hatte er von einem fortgeschritteneren Kurs<br />
übernommen. Er nickte dem Mädchen gedankenverloren <strong>zu</strong>. „Warst du in Phoenix in einem College-<br />
Vorbereitungskurs?“<br />
„Ja.“<br />
Sie <strong>war</strong> also fortgeschritten, intelligent für einen Menschen. <strong>Das</strong> überraschte m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t.<br />
„Naja,“ sagte Mr. Banner und schürzte seine Lippen. „Vielle<strong>ich</strong>t ist es ganz gut, dass ihr<br />
<strong>zu</strong>sammensitzt.“ Er drehte s<strong>ich</strong> um und nuschelte „Dann bekommen <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en Kids <strong>die</strong> Chance<br />
selbst etwas <strong>zu</strong> lernen,“ vor s<strong>ich</strong> hin. Ich bezweifelte, dass das Mädchen das gehört hatte. Sie begann<br />
wie<strong>der</strong> Kringel auf ihren Ordner <strong>zu</strong> malen.<br />
Zwei Ausrutscher in einer halben Stunde. Eine ganz miserable Vorstellung von meiner Seite.<br />
Obwohl <strong>ich</strong> immer noch keine Ahnung hatte, was das Mädchen von <strong>mir</strong> dachte – wie viel Angst hatte<br />
sie, wie viel ahnte sie? – wusste <strong>ich</strong> dass <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> noch mehr anstrengen musste um einen guten<br />
Eindruck bei ihr <strong>zu</strong> hinterlassen. Irgendwie musste <strong>ich</strong> ihre Erinnerung an unsere letzte grausame<br />
Begegnung ertränken.<br />
„Schade um den Schnee, n<strong>ich</strong>t <strong>war</strong>?“ wie<strong>der</strong>holte <strong>ich</strong> den Smalltalk, den duzende von<br />
Schülern schon geführt hatten. Ein langweiliges Gesprächsthema. <strong>Das</strong> Wetter – ein s<strong>ich</strong>eres Thema.<br />
Sie starrte m<strong>ich</strong> zweifelnd an – eine unnormale Reaktion auf meine normale Frage. „N<strong>ich</strong>t<br />
wirkl<strong>ich</strong>,“ sagte sie und überraschte m<strong>ich</strong> schon wie<strong>der</strong>.<br />
Ich versuchte <strong>die</strong> Unterhaltung wie<strong>der</strong> auf einen banalen Pfad <strong>zu</strong> lenken. Sie kam aus einer<br />
<strong>war</strong>men, helleren Gegend – ihre Haut strahlte das irgendwie aus – <strong>die</strong> Kälte musste unangenehm<br />
sein für sie. Genau wie meine eisige Berührung…<br />
„Du magst <strong>die</strong> Kälte n<strong>ich</strong>t,“ nahm <strong>ich</strong> an.<br />
„Genau wie <strong>die</strong> Nässe,“ stimmte sie <strong>mir</strong> <strong>zu</strong>.<br />
„Es muss schwer für d<strong>ich</strong> sein, in Forks <strong>zu</strong> leben.“ Vielle<strong>ich</strong>t hättest du n<strong>ich</strong>t herkommen<br />
sollen, wollte <strong>ich</strong> noch hin<strong>zu</strong>fügen. Vielle<strong>ich</strong>t solltest du dahin <strong>zu</strong>rückgehen wo du hingehörst.<br />
Aber <strong>ich</strong> <strong>war</strong> <strong>mir</strong> n<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong>er, ob <strong>ich</strong> das wirkl<strong>ich</strong> wollte. Ich würde m<strong>ich</strong> immer an den Duft<br />
ihres Blutes erinnern – gab es eine Garantie dafür, dass <strong>ich</strong> ihr n<strong>ich</strong>t folgen würde? Abgesehen davon,<br />
wenn sie wie<strong>der</strong> wegging würden ihre Gedanken für immer ein Geheimnis bleiben. Ein quälendes<br />
ungelöstes Puzzel.<br />
„Du hast ja keine Ahnung,“ sagte sie mit schwacher Stimme und blickte für einen Moment<br />
gedankenverloren an <strong>mir</strong> vorbei.<br />
Ihre Antworten <strong>war</strong>en nie das, was <strong>ich</strong> er<strong>war</strong>tet hatte. Sie veranlassten m<strong>ich</strong> da<strong>zu</strong> mehr<br />
Fragen <strong>zu</strong> stellen.<br />
„Warum bist du dann hierher gekommen?“ hakte <strong>ich</strong> nach, und merkte sofort, dass mein<br />
Tonfall anklagend klang, n<strong>ich</strong>t lässig genug für <strong>die</strong>se Unterhaltung. Die Frage klang unhöfl<strong>ich</strong>,<br />
neugierig.<br />
„Es ist… kompliziert.“<br />
Sie blinzelte kurz mit ihren großen Augen und beließ es dabei. Ich platzte fast vor Neugierde<br />
– <strong>die</strong> Neugierde brannte genauso heiß wie <strong>der</strong> Durst in meiner Kehle. Ehrl<strong>ich</strong>gesagt, wurde es<br />
langsam einfacher <strong>zu</strong> atmen; <strong>die</strong> Qual wurde erträgl<strong>ich</strong>er durch <strong>die</strong> Vertrautheit.<br />
„Ich denke, <strong>ich</strong> werd's v<strong>erste</strong>hen,“ beharrte <strong>ich</strong>. Vielle<strong>ich</strong>t würde normale Neugierde sie da<strong>zu</strong><br />
bringen meine Fragen so lange <strong>zu</strong> beantworten, wie <strong>ich</strong> unhöfl<strong>ich</strong> genug <strong>war</strong>, sie <strong>zu</strong> stellen.