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1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia

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„La<strong>die</strong>s first?“ bot <strong>ich</strong> ihr an.<br />

Sie sah auf und ihr Ges<strong>ich</strong>t wurde ausdruckslos und ihre Augen weiteten s<strong>ich</strong>. Stimmte etwas<br />

n<strong>ich</strong>t mit meinem Ges<strong>ich</strong>tsausdruck? Hatte <strong>ich</strong> ihr wie<strong>der</strong> Angst gemacht? Sie sagte n<strong>ich</strong>ts.<br />

„Ich kann auch anfangen, wenn du willst,“ sagte <strong>ich</strong> leise.<br />

„Nein,“ sagte sie und ihr Ges<strong>ich</strong>t lief wie<strong>der</strong> rot an. „Ich mach schon.“<br />

Ich starrte das Material auf dem Tisch an, das Mikroskop, <strong>die</strong> Schachtel mit den Präparaten –<br />

besser als <strong>zu</strong><strong>zu</strong>sehen wie das Blut unter ihrer blassen Haus zirkulierte. Ich nahm einen weiteren<br />

hastigen Atem<strong>zu</strong>g durch meine Zähne und <strong>zu</strong>ckte <strong>zu</strong>sammen unter den Schmerzen <strong>die</strong> ihr Geschmack<br />

in meiner Kehler verursachte.<br />

„Prophase,“ sagte sie nach einem kurzen <strong>Blick</strong> durch das Mikroskop. Sie wollte das Präparat<br />

schon entfernen obwohl sie kaum darauf geschaut hatte.<br />

„Lässt du m<strong>ich</strong> auch einen <strong>Blick</strong> darauf werfen?“ Instinktiv – däml<strong>ich</strong>, als wäre <strong>ich</strong> einer von<br />

ihnen – griff <strong>ich</strong> nach ihrer Hand um sie daran <strong>zu</strong> hin<strong>der</strong>n, das Präparat <strong>zu</strong> entfernen. Für eine<br />

Sekunde brannte ihre Haut auf meiner. Es <strong>war</strong> wie ein elektrischer Impuls – heißer als 89,6 Grad. Die<br />

Hitze schoss durch meine Hand meinen Arm hinauf. Hastig zog sie ihre Hand unter meiner <strong>zu</strong>rück.<br />

„Entschuldigung,“ murmelte <strong>ich</strong> durch meine <strong>zu</strong>sammengebissenen Zähne. Ich brauchte<br />

etwas wo <strong>ich</strong> hingucken konnte, also starrte <strong>ich</strong> kurz durch das Okular des Mikroskops. Sie hatte<br />

recht.<br />

„Prophase,“ stimmte <strong>ich</strong> ihr <strong>zu</strong>.<br />

Ich <strong>war</strong> immer noch <strong>zu</strong> verstört um sie an<strong>zu</strong>sehen. Ich ignorierte den brennenden Durst als<br />

<strong>ich</strong> so leise wie mögl<strong>ich</strong> durch meine Zähne einatmete und konzentrierte m<strong>ich</strong> auf <strong>die</strong> Aufgabe<br />

während <strong>ich</strong> das Wort in <strong>der</strong> r<strong>ich</strong>tigen Stelle des Arbeitsblattes eintrug und anschließend das<br />

Präparat austauschte.<br />

Was dachte sie jetzt? Wie hat es s<strong>ich</strong> für sie angefühlt als <strong>ich</strong> ihre Hand berührte? Meine<br />

Haut muss eiskalt gewesen sein – abstoßend. Kein Wun<strong>der</strong> dass sie so still <strong>war</strong>.<br />

Ich streifte das Präparat mit einem <strong>Blick</strong>.<br />

„Anaphase,“ sagte <strong>ich</strong> mehr <strong>zu</strong> <strong>mir</strong> selbst als <strong>ich</strong> es in <strong>der</strong> nächsten Zeile eintrug.<br />

„Darf <strong>ich</strong>?“ fragte sie.<br />

Ich sah auf und <strong>war</strong> überrascht <strong>zu</strong> sehen, dass sie eine Hand er<strong>war</strong>tungsvoll nach dem<br />

Mikroskop ausgestreckt hatte. Sie sah n<strong>ich</strong>t verängstigt aus. Dachte sie wirkl<strong>ich</strong> meine Antwort wäre<br />

falsch?<br />

Ich konnte <strong>mir</strong> ein Lächeln n<strong>ich</strong>t verkneifen, als <strong>ich</strong> den Hoffnungsvollen <strong>Blick</strong> sah mit dem sie<br />

das Mikroskop entgegennahm.<br />

Sie schaute durch das Okular mit einem Eifer, <strong>der</strong> s<strong>ich</strong> schnell wie<strong>der</strong> auflöste. Ihre<br />

Mundwinkel senkten s<strong>ich</strong>.<br />

„Präparat Nr. drei?“ fragte sie ohne von dem Mikroskop auf<strong>zu</strong>sehen und hielt ihre Hand auf.<br />

Ich lies es in ihre Hand fallen, darauf bedacht sie n<strong>ich</strong>t noch einmal <strong>zu</strong> berühren. Neben ihr <strong>zu</strong> sitzen<br />

<strong>war</strong> wie neben einem Heizstrahler <strong>zu</strong> sitzen. Ich konnte fühlen wie meine Temperatur le<strong>ich</strong>t anstieg.<br />

Sie sah s<strong>ich</strong> das Präparat n<strong>ich</strong>t sehr lange an. „Interphase,“ sagte sie lässig – vielle<strong>ich</strong>t<br />

versuchte sie etwas <strong>zu</strong> lässig <strong>zu</strong> klingen – und schob <strong>mir</strong> das Mikroskop <strong>zu</strong>. Sie berührte das<br />

Arbeitsblatt n<strong>ich</strong>t und <strong>war</strong>tet stattdessen darauf, dass <strong>ich</strong> <strong>die</strong> Antwort eintrug. Ich überprüfte ihre<br />

Antwort kurz – sie hatte wie<strong>der</strong> recht.<br />

Wir beendeten <strong>die</strong> Übung auf <strong>die</strong>se Weise, sprachen nur das Nötigste und sahen uns n<strong>ich</strong>t<br />

an. Wir <strong>war</strong>en als <strong>erste</strong>s fertig – <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en hatten mehr Probleme mit dem Versuch. Mike Newton<br />

hatte Probleme s<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> konzentrieren – er versuchte Bella und m<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> beobachten.

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