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1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia

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Wie macht er s<strong>ich</strong>? Fragte sie m<strong>ich</strong>.<br />

Ich runzelte <strong>die</strong> Stirn und verzog ganz le<strong>ich</strong>t meinen Mund. N<strong>ich</strong>ts was den an<strong>der</strong>en auffallen<br />

würde. Ich könnte genauso gut aus Langeweile <strong>die</strong> Stirn runzeln.<br />

Alice’s Stimmung <strong>war</strong> nun alarmiert und <strong>ich</strong> sah in ihren Gedanken, dass sie s<strong>ich</strong> mit ihren<br />

Zukunftsvisionen auf Jasper konzentrierte. Besteht Gefahr? Sie suchte weiter in <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Zukunft, blätterte durch monotone Visionen auf <strong>der</strong> Suche nach dem Grund für mein Stirnrunzeln.<br />

Langsam bewegte <strong>ich</strong> meinen Kopf nach links, als würde <strong>ich</strong> <strong>zu</strong> den Ziegeln an <strong>der</strong> Wand<br />

blicken, seufzte, und dann nach rechts, <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> den Rissen an <strong>der</strong> Decke. Nur Alice wusste, dass <strong>ich</strong><br />

meinen Kopf schüttelte.<br />

Sie entspannte s<strong>ich</strong>. Sag <strong>mir</strong> bescheid, wenn es schlimmer wird.<br />

Ich bewegte nur meine Augen, nach oben an <strong>die</strong> Decke und wie<strong>der</strong> nach unten.<br />

Danke, dass du das für m<strong>ich</strong> machst.<br />

Ich <strong>war</strong> froh, dass <strong>ich</strong> ihr n<strong>ich</strong>t laut antworten konnte. Was sollte <strong>ich</strong> sagen? `Ist <strong>mir</strong> ein<br />

Vergnügen`? <strong>Das</strong> traf es kaum. Es <strong>war</strong> keine Freude, Jasper bei seinem inneren Kampf <strong>zu</strong><strong>zu</strong>hören.<br />

War es wirkl<strong>ich</strong> nötig so herum<strong>zu</strong>experimentieren? Wäre es n<strong>ich</strong>t <strong>der</strong> s<strong>ich</strong>erere Weg, einfach <strong>zu</strong><br />

akzeptieren, dass er nie in <strong>der</strong> Lage sein würde, seinen Durst so <strong>zu</strong> zügeln wie <strong>der</strong> Rest von uns, statt<br />

seine Grenzen aus<strong>zu</strong>testen? Warum mit dem Unheil flirten?<br />

Unser letzter Jagdausflug <strong>war</strong> jetzt zwei Wochen her. <strong>Das</strong> <strong>war</strong> keine beson<strong>der</strong>s schwere<br />

Zeitspanne für den Rest von uns. Zeitweise ein bisschen unbequem – wenn ein Mensch <strong>zu</strong> nah<br />

vorbeilief, wenn <strong>der</strong> Wind aus <strong>der</strong> falschen R<strong>ich</strong>tung wehte. Aber Menschen liefen selten <strong>zu</strong> nah<br />

vorbei. Ihre Instinkte sagten ihnen, das was ihr Bewusstsein niemals v<strong>erste</strong>hen würde: wir <strong>war</strong>en<br />

gefährl<strong>ich</strong>.<br />

Jasper <strong>war</strong> <strong>zu</strong>rzeit sehr gefährl<strong>ich</strong>.<br />

In <strong>die</strong>sem Moment hielt ein junges Mädchen am Ende des Tisches, <strong>der</strong> unserem am nächsten<br />

stand um mit einem Freund <strong>zu</strong> reden. Sie <strong>war</strong>f ihre kurzen strohblonden Haare herum und fuhr mit<br />

den Fingern hindurch. Die Heizlüfter wehten ihren Duft in unsere R<strong>ich</strong>tung. Ich <strong>war</strong> daran gewöhnt,<br />

welche Gefühle so ein Duft in <strong>mir</strong> auslöste – <strong>der</strong> trockene Schmerz in meiner Kehle, das hole<br />

verlangen meines Magens, das automatische Anspannen meiner Muskeln, <strong>der</strong> übermäßige Giftfluss<br />

in meinem Mund…<br />

<strong>Das</strong> <strong>war</strong> alles zieml<strong>ich</strong> normal, für gewöhnl<strong>ich</strong> le<strong>ich</strong>t <strong>zu</strong> ignorieren. Jetzt <strong>war</strong> es schwerer, <strong>die</strong><br />

Gefühle <strong>war</strong>en stärker, verdoppelt, weil <strong>ich</strong> Jaspers Reaktionen überwachte. Zwillingsdurst, vielmehr<br />

als nur meiner.<br />

Jasper lies seinen Vorstellungen freien Lauf. Er stellte es s<strong>ich</strong> vor – stellte s<strong>ich</strong> vor, wie er s<strong>ich</strong><br />

von seinem Platz neben Alice erhob und s<strong>ich</strong> neben das Mädchen stellte. Wie er s<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> ihr hinab<br />

beugte als würde er ihr etwas ins Ohr flüstern wollen, und stattdessen mit seinen Lippen den Bogen<br />

ihrer Kehle berührte. Stellte s<strong>ich</strong> vor, wie s<strong>ich</strong> <strong>der</strong> heiße Fluss ihres Pulses unter <strong>der</strong> feinen Haut auf<br />

seinen Lippen anfühlte…<br />

Ich trat gegen seinen Stuhl.<br />

Unsere <strong>Blick</strong>e trafen s<strong>ich</strong> für eine Minute, dann senkte er seinen <strong>Blick</strong>. Ich konnte<br />

Beschämung und den rebellierenden Kampf in seinem Kopf hören.<br />

„Sorry,“ flüsterte Jasper.<br />

Ich <strong>zu</strong>ckte mit den Schultern.<br />

„Du hattest n<strong>ich</strong>t vor irgendetwas <strong>zu</strong> tun,“ murmelte Alice um ihn <strong>zu</strong> beruhigen. „<strong>Das</strong> konnte<br />

<strong>ich</strong> sehen.“

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