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1.Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir ... - Wikia

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Sie starrte aus ihrem Fenster und biss s<strong>ich</strong> wie<strong>der</strong> auf <strong>die</strong> Lippe. Ihre Hände <strong>war</strong>en in ihrem<br />

Schoss <strong>zu</strong> Fäusten geballt. Ihr Atem stockte und brach ab.<br />

„Was denkst du?“ Ich musste es wissen.<br />

Sie schüttelte den Kopf ohne m<strong>ich</strong> an<strong>zu</strong>sehen. Ich sah etwas Glitzerndes auf ihrer Wange, wie<br />

ein Kristall.<br />

Qual. „Weinst du?“ Ich hatte sie <strong>zu</strong>m Weinen gebracht. So sehr hatte <strong>ich</strong> sie verletzt.<br />

Sie wischte <strong>die</strong> Träne mit ihrem Handrücken ab.<br />

„Nein,“ log sie mit brüchiger Stimme.<br />

Ein lange begrabener Instinkt bewirkte, dass <strong>ich</strong> meine Hand nach ihr ausstreckte – in <strong>die</strong>ser<br />

einen Sekunde fühlte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> menschl<strong>ich</strong>er als jemals <strong>zu</strong>vor. Und dann erinnerte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> daran,<br />

dass <strong>ich</strong> es… n<strong>ich</strong>t <strong>war</strong>. Und <strong>ich</strong> ließ meine Hand sinken.<br />

„Es tut <strong>mir</strong> leid,“ sagte <strong>ich</strong> und biss meine Zähne <strong>zu</strong>sammen. Wie konnte <strong>ich</strong> ihr jemals sagen<br />

wie leid es <strong>mir</strong> tat? All <strong>die</strong> dummen Fehler <strong>die</strong> <strong>ich</strong> begangen hatte. Mein unendl<strong>ich</strong>er Egoismus. <strong>Das</strong>s<br />

sie <strong>die</strong> unglückl<strong>ich</strong>e <strong>war</strong>, <strong>die</strong> meine <strong>erste</strong> tragische Liebe entfachte. Auch <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />

kontrollieren konnte – dass <strong>ich</strong> das Monster <strong>war</strong>, dass von Schicksal da<strong>zu</strong> auserkoren <strong>war</strong>, ihr Leben<br />

<strong>zu</strong> beenden. <strong>Das</strong> alles tat <strong>mir</strong> so leid.<br />

Ich atmete tief durch – ignorierte meine elende Reaktion auf den Duft im Auto – und<br />

versuchte m<strong>ich</strong> <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> reißen.<br />

Ich wollte das Thema wechseln, an etwas an<strong>der</strong>es denken. Glückl<strong>ich</strong>erweise <strong>war</strong> meine<br />

Neugierde bzgl. des Mädchens unerschöpfl<strong>ich</strong>. Ich hatte immer eine Frage.<br />

„Sag <strong>mir</strong> mal eins,“ sagte <strong>ich</strong><br />

„Ja?“ fragte sie mit tränenerstickter Stimme.<br />

„Was hast du gedacht, bevor <strong>ich</strong> um <strong>die</strong> Ecke kam? Ich hab deinen Ges<strong>ich</strong>tsausdruck n<strong>ich</strong>t<br />

verstanden – du sahst n<strong>ich</strong>t beson<strong>der</strong>s ängstl<strong>ich</strong> aus, eher als würdest du d<strong>ich</strong> stark konzentrieren.“<br />

Ich erinnerte m<strong>ich</strong> an ihr Ges<strong>ich</strong>t – zwang m<strong>ich</strong> da<strong>zu</strong> n<strong>ich</strong>t daran <strong>zu</strong> denken, durch wessen Augen <strong>ich</strong><br />

es gesehen hatte – den Ausdruck wil<strong>der</strong> Entschlossenheit darin.<br />

„Ich habe versucht m<strong>ich</strong> daran <strong>zu</strong> erinnern, wie man einen Angreifer unschädl<strong>ich</strong> macht,“<br />

sagte sie mit gefassterer Stimme. „du weißt schon, Selbstverteidigung. Ich wollte ihm seine Nase in<br />

sein Gehirn rammen.“ Ihre Fassung hielt n<strong>ich</strong>t an bis <strong>zu</strong>m Ende ihrer Erklärung. Ihr Tonfall än<strong>der</strong>te<br />

s<strong>ich</strong> bis er hasserfüllt <strong>war</strong>. Es <strong>war</strong> keine Übertreibung und ihre Kätzchenhafte Wut hatte <strong>die</strong>ses Mal<br />

n<strong>ich</strong>ts Amüsantes. Ich konnte ihre zerbrechl<strong>ich</strong>e Figur sehen – Seide über Glas – überschattet von<br />

den großen kräftigen menschl<strong>ich</strong>en Monstern <strong>die</strong> sie verletzt hätten. Die Wut kochte in meinem<br />

Hinterkopf auf.<br />

„Du wolltest mit ihnen kämpfen?“ <strong>ich</strong> wollte stöhnen. Ihre Instinkte <strong>war</strong>en lebensgefährl<strong>ich</strong> –<br />

für sie selbst. „Hast du n<strong>ich</strong>t daran gedacht weg<strong>zu</strong>rennen?“<br />

„Ich falle oft hin, wenn <strong>ich</strong> renne,“ sagte sie kleinlaut.<br />

„Was ist mit schreien?“<br />

„Da<strong>zu</strong> wollte <strong>ich</strong> gerade kommen.“<br />

Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Wie hatte sie es geschafft am Leben <strong>zu</strong> bleiben bevor<br />

sie nach Forks kam?<br />

„Du hattest recht,“ sagte <strong>ich</strong> <strong>zu</strong> ihr mit einem bitteren Unterton. „Ich for<strong>der</strong>e wirkl<strong>ich</strong> das<br />

Schicksal heraus wenn <strong>ich</strong> versuche d<strong>ich</strong> <strong>zu</strong> beschützen.“<br />

Sie seufzte und <strong>war</strong>f einen <strong>Blick</strong> aus dem Fenster. Dann sah sie m<strong>ich</strong> wie<strong>der</strong> an.<br />

„Sehe <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> morgen?“ fragte sie plötzl<strong>ich</strong>.<br />

So lange <strong>ich</strong> auf dem Weg in <strong>die</strong> Hölle <strong>war</strong> – <strong>ich</strong> würde <strong>die</strong> Reise genießen.

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