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Sondersituationen Amoklage & Geiselnahme

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FRRP<br />

Fortbildung Rettungsdienst Rheinland Pfalz<br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

FRRP<br />

Fortbildung Rettungsdienst Rheinland Pfalz<br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Ziele der Fortbildung<br />

<strong>Sondersituationen</strong><br />

<strong>Amoklage</strong> & <strong>Geiselnahme</strong><br />

• Sensibilisierung des Einsatzpersonals für die besondere<br />

Einsatzsituation<br />

• Kennenlernen der geplanten Vorgehensweisen und Optimierung der<br />

Zusammenarbeit der beteiligten BOS<br />

M. Kumpch (ÄLRD KL), G. Grä ff (Abtlg. 5; ISIM), F.J. Brandt (PP<br />

Westpfalz)<br />

• Darstellung eines grundsätzlichen Handlungsablaufes für den<br />

Rettungsdienst<br />

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Fortbildung Rettungsdienst Rheinland Pfalz<br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Amok, <strong>Geiselnahme</strong>, Terror ….Bew ältigung von<br />

Extremlagen nur gemeinsam!<br />

• Grundproblem: Einsatzkräfte können sich oft über längere Zeit dem<br />

Einsatzort ohne akute Eigengefährdung nicht nähern<br />

• Deshalb Lagebeurteilung durch Polizei:<br />

– Vorgehen abhängig von der Beurteilung der<br />

Einwirkungsmöglichkeit der oder des Täters<br />

– Vorgehen abhängig von der Bedrohungssituation für die<br />

Rettungskräfte<br />

? Abstimmung zwischen polizeilicher und nicht-polizeilicher<br />

Gefahrenabwehr unerlässlich<br />

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Fortbildung Rettungsdienst Rheinland Pfalz<br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Amok – Fehler in der Erstphase können tödlich<br />

sein<br />

RETTUNGSKRÄFTE / NOTÄRZTE<br />

„…Erste Rettungskr äfte trafen wenige Minuten nach der<br />

Notrufalarmierung an der Schule ein.“<br />

„…Um Menschenleben zu retten, drangen Rettungskr äfte<br />

zu einem Zeitpunkt in das Schulgebäude vor, als ein<br />

sicheres Betreten noch nichtgewährleistet war.“<br />

Quelle:<br />

Bericht der Expertengruppe<br />

Konsequenzen aus dem Amoklauf in Winnenden und<br />

Wendlingen am 11. März 2009<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

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Fehler in der Erstphase können tödlich sein<br />

• Fehler in der Erstphase einer anhaltenden<br />

Bedrohungslage können:<br />

– den Einsatzerfolg gefährden<br />

– bedrohen das Leben von Einsatzkräften und Dritten<br />

Was bedeutet Amok ?<br />

• Aktionismus kann tödlich sein<br />

• Vor jeder Aktion Risikoanalyse notwendig:<br />

– Wo ist der Täter ?<br />

– Kann ich gefahrlos agieren?<br />

Abstimmung<br />

mit Polizei!<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Was ist Amok?<br />

Was macht Amok so unberechenbar?<br />

• Anscheinend wahllose oder auch gezielte Gewaltanwendung<br />

• Nutzung von „außergewöhnlichen“ Gewaltmitteln möglich<br />

• Zunächst nicht bestimmbare Anzahl an Menschen wird oder kann<br />

verletzt, bzw. getötet werden<br />

• Möglichkeit der weiteren Einwirkung besteht<br />

• Täter sind in psychischem Ausnahmezustand & absolut gewaltbereit<br />

• Häufig Einzeltäter, Tathandlung meist örtlich begrenzt<br />

angelehnt an PDV 100<br />

• Der oder die Täter sind zu außergewöhnlichen absoluten und<br />

rücksichtslosen Gewaltanwendungen bereit<br />

• Täter befinden sich in psychischen Ausnahmezustand (fehlende<br />

Hemmschwelle, Suizidbereitschaft)<br />

• Meist keine Spontanhandlung, sondern häufig vorbereitete<br />

Handlungen (Cave: Sprengkörper, Brandsätze)<br />

• Unberechenbarer Verlauf & Auswirkungen (dynamische Situation)<br />

• Hohe Zahl Betroffener möglich<br />

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Beispiele für Amoktaten<br />

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• Erfurt 2002: Am Gutenberg Gymnasium zieht ein 19-jähriger Ex-<br />

Schüler, schwarz vermummt und schwer bewaffnet durch das Geb äude,<br />

tötet 17 Menschen und sich selbst<br />

• Winnenden 2009: in seiner früheren Realschule und auf anschließender<br />

Flucht erschießt ein 17-jähriger 15 Menschen und sich selbst. Die Waffe<br />

hat er seinem Vater entwendet<br />

• Ludwigshafen 2010: ein ehemaliger Schüler läuft durch seine ehemalige<br />

Berufsschule und tötet einen Lehrer, er hat vorher den Feueralarm<br />

ausgelöst<br />

• Oslo/Utöya 2011: nach Auslösung einer Bombe in der Innenstadt von<br />

Oslo begibt sich der T äter auf die Insel Utöya und schießt in dem<br />

dortigen Ferienlager fast eine Stunde lang um sich, mind. 76 Menschen<br />

sterben<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Zwischenfazit – Was macht Amok so extrem?<br />

• Situation unübersichtlich und komplex, Ausweitung möglich<br />

(=mobile Lage, hohe zeitliche Dynamik)<br />

• Unberechenbare(r) Täter<br />

• Hohes Potential für Eigengefährdung<br />

• Veränderte Einsatztaktik gegenüber sonst üblichen Einsatzlagen<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung<br />

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Grundsätze der Einsatzbewältigung<br />

durch BOS Kräfte<br />

• Grundsatz 1: Die Extremsituation Amok erfordert ein sofortiges, mit<br />

einsatztaktischen Defiziten verbundenes Vorgehen der Einsatzkräfte<br />

• Grundsatz 2: Koordiniertes Vorgehen aller am Einsatzort<br />

befindlichen Einsatzkräfte notwendig<br />

• Grundsatz 3: Bis zur Herbeiführung der Handlungsunfähigkeit<br />

des/der Täter bestimmt die Polizei die Durchführung taktischer<br />

Maßnahmen in nicht gesicherten Bereichen<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Allgemeines<br />

• Liegt eine Einsatzlage Amokim polizeitaktischen Sinne vor oder<br />

gibt es wesentliche Hinweise darauf, soll die Alarmierung aller<br />

Einsatzkr äfte mit dem Stichwort „Amoktat“ erfolgen<br />

• Mit der Alarmierung der ersten Einsatzkräfte sollen die BOS<br />

sukzessive mit dem Aufbau einer Einsatzstruktur beginnen:<br />

ü Polizei: Besondere Aufbauorganisation Amok (BAO)<br />

ü Nicht Polizeiliche Gefahrenabwehr: Aufbau v. Einsatzstruktur<br />

nach mindestens Alarmstufe 4 des RAEP Gesundheit<br />

(LNA+OrgL)<br />

• Festlegung und Bildung einer gemeinsamen Kräftesammelstelle<br />

• Oberste Priorität in dieser Situation haben die Herstellung der<br />

Handlungsunfähigkeit des/der Täter und der Eigenschutz anderer<br />

Einsatzkr äfte<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Grundsätze der Einsatzbew ältigung: Was macht<br />

die Polizei ?<br />

Sofortinterventionsphase<br />

POLIZEI<br />

Quelle: ww.tz-online.de<br />

Anschlussphase<br />

Phasenweiser<br />

Aufbau der<br />

BAO<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

1. Einsatzphase = Sofortinterventionsphase<br />

• Zuerst eintreffende Beamte (meist Streifen) bilden<br />

Interventionsteams, die im Schadensraum eine unverzügliche<br />

Handlungsunfähigkeit des/der Täter herstellen sollen<br />

Primäre Koordination<br />

aller Einsatzkräfte<br />

• Erst danach können Rettungsmaßnahmen beginnen. Ggf.<br />

zunächst Rettungsmaßnahmen im engeren Tatortbereich durch<br />

Polizei (s. Rettungsteams; Folie 18)<br />

• Zur Koordination mit den anderen Einsatzkräften wird ein „Leiter<br />

EA Tatort“ bestimmt. Er wird durch den „taktischen Beamten“<br />

unterstützt<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

• „Leiter EA Tatort“ ist bis zur Herstellung eines sicheren<br />

Raumes der entscheidungsbefugte Ansprechpartner aller<br />

Führungskräfte der übrigen BOS am Einsatzort<br />

• Mit ihm sind die Absprachen über die notwendige Ordnung des<br />

Raumes zu treffen (sichere/unsichere Bereiche,<br />

Behandlungsplätze, Bereitstellungsräume etc.)<br />

Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

Menschenrettung durch die Polizei<br />

• Oberste Priorität hat die sofortige Ausschaltung des oder der Täter<br />

• Im Rahmen ihrer M öglichkeiten wird die Polizei versuchen, Menschen<br />

aus dem Gefahrenbereich zu retten (Rettungsteams)<br />

• …sowie Gefährdete zu evakuieren oder zu schützen<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

Grundsätze der Einsatzbew ältigung - Polizei<br />

• 2. Einsatzphase: Anschlussphase<br />

Interventionsteam<br />

Aufklärung<br />

Täter finden & binden<br />

Handlungsunfähigkeit<br />

herstellen<br />

Zugriff/Festnahme<br />

Rettungsteam<br />

Rettung<br />

Verletzter/Betroffener in<br />

gesicherte Bereiche<br />

Schaffung sicherer<br />

Räume<br />

• Strukturen der Sofortintervention werden schrittweise angepasst<br />

• Übernahme der Führungsaufgaben durch Polizeiführer des<br />

höheren Dienstes<br />

• Aufbau von Strukturen zur geordneten Abarbeitung der Situation<br />

angepasst an Lage<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung – Was<br />

machen Rettungsdienst & KatSchutz ?<br />

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Mögliche Dimensionen eines Einsatzes bei Amok<br />

Rettungsdienst / Feuerwehr / KatSchutz<br />

Unaufschiebbare<br />

Erstmaßnahmen<br />

Fachspezifische<br />

Ergänzungsmaßahmen<br />

• Hohe Anzahl Verletzter möglich<br />

• Hohe Anzahl traumatisierter oder sonst betroffener Personen<br />

möglich<br />

• Zahlreiche Angehörige / „Abholer“<br />

• Weiträumiger Schadensort / unübersichtliche & dynamische Lage<br />

• Zusätzliche Gefahrenstellen in täterfreien Räumen (z.B. nicht<br />

explodierte Sprengsätze)<br />

• Sofortiges hohes Medieninteresse / Schaulustige<br />

Quelle: ww.tz-online.de<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung –<br />

Rettungsdienst<br />

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1. Einsatzphase: Unaufschiebbare Erstmaßnahmen<br />

(analog: polizeilicher Sofortinterventionsphase)<br />

• Sicherheit und Eigenschutz gehen vor Schnelligkeit<br />

• Abstand zum gefährdeten Objekt bzw. nicht gesicherten<br />

Bereichen halten (Richtwert: außerhalb Sichtbereich bzw.<br />

äußerer Absperrung; ggf. anfangs auf Zuruf mit Polizei)<br />

• Betreten des Einwirkungsbereiches des Täters nur in<br />

Abstimmung mit „Leiter EA Tatort“ bzw. „Taktischen Beamten“<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung -<br />

Rettungsdienst<br />

Besondere Bedeutung der Eigensicherung<br />

USBV –<br />

Unkonventionelle<br />

Spreng- und<br />

Brandvorrichtung<br />

•Keine Manipulation am<br />

Gegenstand vornehmen<br />

•Gegenstand nicht berühren<br />

•Nichts auf den Gegenstand legen,<br />

werfen oder schütten<br />

•Nicht rauchen<br />

•Polizei sofort verständigen<br />

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Erkennen<br />

Melden<br />

Markieren<br />

Umgehen<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung –<br />

Rettungsdienst<br />

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1. Einsatzphase: Unaufschiebbare Erstmaßnahmen<br />

(analog: polizeilicher Sofortinterventionsphase)<br />

• Retten & Versorgung Verletzter und Betroffener nur in von der<br />

Polizei als „sicher“ erklärten Bereichen oder Räumen<br />

(Eigenschutz beachten)<br />

• Nach Alarmstufe 4 RAEP soll sich so schnell wie möglich eine<br />

Abschnittsleitung Gesundheit gemäß des AEP der<br />

Gebietskörperschaft bilden<br />

• Gemeinsam mit Polizei Patientenablagen, Sammelstellen,<br />

Anfahrtswege festlegen (möglichst Festlegung bereits im Vorfeld<br />

(Planentscheide)<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung – Ordnung<br />

des Raumes<br />

• Schaubild Ordnung des Raumes<br />

„Vortasten“ von Feuerwehr und RettD<br />

bei <strong>Amoklage</strong>n nur in Abstimmung mit Polizei<br />

Quelle: Gr äff, ISM RLP<br />

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Grundsätze der Einsatzbew ältigung –<br />

Rettungsdienst<br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Verletztenversorgung in gesicherten Bereichen<br />

2. Einsatzphase = Fachspezifische Ergänzungen<br />

(analog Polizei Anschlussphase)<br />

• Aufbau einer möglichst vollständigen Aufbau- und<br />

Ablauforganisation nach den KatSchutzplänen der zuständigen<br />

Gebietskörperschaften<br />

• Eingliederung aller nachgeführten Einsatzkräfte lageabhängig<br />

am Einsatzort bzw. in Bereitstellungsräumen<br />

• Verletztenversorgung grundsätzlich in abgesprochen gesicherten<br />

Bereichen<br />

• Ggf. Übergabestellen von durch Rettungsteams der Polizei zu<br />

übergebenden Patienten bestimmen<br />

• Grundsätze der Versorgung und des Transportes von Patienten mit<br />

Schuss-/Stich-/Explosionsverletzungen sind wenn möglich zu<br />

berücksichtigen<br />

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Zeit ist wichtigster Überlebensfaktor bei<br />

penetrierenden Verletzungen<br />

Exkurs: Versorgungsprinzipien von Patienten<br />

mit Schuss-/Stich-/Explosionsverletzungen<br />

• Patienten mit penetrierenden Verletzungen müssen so schnell wie<br />

möglich in ein geeignetes Krankenhaus<br />

• Bei Kreislaufinstabilität kann nur das „chirurgische Messer“ retten<br />

• Prognose von Patienten hängt in erster Linie von Geschwindigkeit<br />

ihrer Versorgung ab<br />

n. KobbeP., PapeHC (2008) Penetrierende Verletzungen.<br />

Notfall Rettungsmed 11: 141 -151<br />

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Versorgung & Transport von Patienten mit<br />

penetrierenden Verletzungen<br />

Versorgung und Transport nicht vital gefährdeter<br />

Patienten<br />

• Schnellstmögliche Rettung<br />

• Schnellstmögliche Versorgung (nur absolut notwendige<br />

Maßnahmen zur Behandlung von akuten Vitalfunktionsstörungen<br />

vor Ort durchführen)<br />

• Schnellstmöglicher Transport in geeignetes Krankenhaus (an<br />

Luftrettung denken)<br />

• Ggf. Sicherstellung polizeilicher Begleitung ( v.a. bei möglichen<br />

Tätern)<br />

• Trennung von mutmaßlichen Tätern und Opfern/Zeugen (nach<br />

Abstimmung mit Polizei)<br />

• Unterrichtung der Polizei über Zielkrankenhäuser<br />

• Polizeiliche Befragungen ermöglichen/Spuren beachten<br />

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Betreuung & Psychosoziale<br />

Notfallversorgung (PSNV)<br />

Phasen der Psychosozialen Notfallversorgung<br />

Quelle: www.die-mark-online.de<br />

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Phasen der Psychosozialen Notfallversorgung<br />

– Überblick über zuständige Personen<br />

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PSNV / Betreuung – Psychosoziale Erste Hilfe und<br />

Akuthilfe<br />

Aufbau strukturierter Hilfe in den ersten 24 Stunden für Betroffene,<br />

Zeugen, Hinterbliebene<br />

• Ausweisung einer Auffangstelle durch Polizei<br />

• Auffangen, Sammeln und Leiten von Betroffenen in die Auffangstelle(n)<br />

• Beruhigen, Aufkl ären, Begleiten, Betreuen (z.B. SEG B)<br />

• Versorgen mit Nahrungsmitteln (SEG V)<br />

• Registrierung (SEG B)<br />

• Psychosoziale Betreuung durch z.B. Notfallseelsorger, KIT etc.<br />

• Verlassen des Betreuungsbereiches von Betroffenen nur in Abstimmung<br />

mit Polizei (Infoerhebung, Beweissicherung)<br />

• Polizei übernimmt Betreuung polizeirelevanter Personen (taktische<br />

Betreuung) – Abstimmung erforderlich<br />

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<strong>Geiselnahme</strong> - Charakteristika<br />

Besonderheiten bei<br />

<strong>Geiselnahme</strong><br />

• Geisel wird als Druckmittel zu einer Zielerreichung genutzt (z.B.<br />

Lösegeld)<br />

• Täter will möglichst unerkannt bleiben<br />

• Täter will überleben<br />

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<strong>Geiselnahme</strong>n sind unberechenbar<br />

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• <strong>Geiselnahme</strong>n können ebenso wie andere Gewalttaten eskalieren<br />

und sehr gewalttätig verlaufen.<br />

Beispiele:<br />

• Geiseldrama von Gladbeck 1988<br />

Die Geiselnehmer nehmen bei einem Banküberfall Geiseln, flüchten<br />

zwei Tage lang u.a. in Bussen mit immer wieder neuen Geiseln durch<br />

Deutschland und die Niederlande bis die Polizei, die durch<br />

Medienvertreter erheblich behindert wird, zugreifen kann. Im Verlauf<br />

dieser <strong>Geiselnahme</strong> sterben drei Menschen<br />

• Aachen, 21. Dezember 1999<br />

Ein schwer bewaffneter Gewalttäter nimmt in der Landeszentralbank in<br />

Aachen mehr als 50 Stunden lang drei Geiseln. Zur Durchsetzung<br />

seiner Forderungen schießt er Geiseln rücksichtslos an und lässt keine<br />

notärztliche Versorgung der schwer verletzten Geiseln zu. Bevor er von<br />

der Polizei erschossen wird, zündet er mehrere Handgranaten<br />

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Einsatztaktik bei <strong>Geiselnahme</strong><br />

schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

• Die Einsatztaktik der nicht-polizeilichen Behörden und Organisationen mit<br />

Sicherheitsaufgaben entspricht auch bei <strong>Geiselnahme</strong>n weitgehend der<br />

bei <strong>Amoklage</strong>n dargestellten Vorgehensweise:<br />

‣ In der Regel wird der Rettungsdienst zumindest präventiv bei<br />

Einsatzlagen angefordert, bei denen Spezialeinsatzkommandos<br />

(SEK) der Polizei tätig werden<br />

‣ Bei der Anforderung durch die Polizei beachten:<br />

Art der Bedrohung darstellen, z.B.<br />

v Bedrohungsmittel<br />

v Anzahl der gef ä hrdeten Personen<br />

v Besonderheiten bei gef ährdeten Personen (z.B. Medikamentengebrauch,<br />

Erkrankungen, Drogenmissbrauch, besondere Altersgruppen)<br />

• Einsatz eines med. Fachberaters (OrgL/LNA) bei Bildung eines<br />

Führungsstabes der Polizei als Verbindungsperson<br />

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Auch bei <strong>Geiselnahme</strong> werden Rettungskräfte<br />

nicht innerhalb der inneren Absperrung tätig<br />

‣ Zwischen Polizei und Rettungsdienst abstimmen:<br />

o Vorgaben über Anfahrroute und Meldeorte<br />

o Nutzung von Sondersignalen (könnte T äter verunsichern)<br />

o Vermutliche zeitliche Bindung<br />

o Name und Erreichbarkeit des polizeilichen Ansprechpartners<br />

o An der Einsatzstelle ggf. weitere Ma ßnahmen abstimmen<br />

‣ Auch bei <strong>Geiselnahme</strong>n werden nicht-polizeiliche<br />

Einsatzkräfte grundsätzlich nur in Abstimmung mit der<br />

Polizei nicht innerhalb der inneren Absperrung (EA<br />

Tatobjekt) eingesetzt<br />

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Checkliste Ersteintreffendes<br />

Rettungsmittel<br />

bei<br />

Amoktat<br />

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schnell – kompetent - mitmenschlich<br />

Check I: Ersteintreffendes Rettungsmittel<br />

‣ Alarm:<br />

ü Alarmierungsstichwort „Amoktat“<br />

‣ Anfahrt:<br />

ü Sondersignalgebrauch lageorientiert bzw. nach Maßgabe<br />

Leitstelle<br />

ü Beachten von Fakten und Ereignissen zur weiteren<br />

Einsatzbewältigung (z.B. flüchtende Personen oder Fahrzeuge)<br />

Check II: Ersteintreffendes Rettungsmittel<br />

‣ Einsatzort:<br />

ü Wo ist/sind der oder die Täter ?<br />

ü Gibt es sonstige mögliche Gefahrenstellen (Bomben etc.)?<br />

ü Abstand zum Ereignisorthalten (möglichst kein Sichtkontakt<br />

oder hinter äußeren Absperrring der Polizei)<br />

ü Kommunikation mit Polizei / Aufsuchen „Leiter EA Tatort“<br />

bzw. taktischer Beamter<br />

ü Eigenschutz beachten<br />

ü Kein Betreten „unsicherer“ Bereiche ohne Absprache mit Polizei<br />

ü Rettung und Versorgen erst nach Freigabe durch Polizei<br />

ü Frühzeitig Anfahrtswege, Kräftesammelstellen, Patientenablagen<br />

gemeinsam festlegen<br />

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Check III: Ersteintreffendes Rettungsmittel<br />

‣ Kommunikation:<br />

ü Grundsatz: Frühestmöglicher Austausch mit Leiter EA Tatort<br />

ü Derzeitige Lage ?<br />

ü „Sichere“ und/oder „Unsichere“ Bereiche ?<br />

ü Anzahl Verletzter/Betroffener ?<br />

ü Mögliche Bereitstellungsräume ?<br />

ü Adäquate Rückmeldung an Leitstelle geben<br />

ü Ggf. Einweisung nachrückende Kräfte des RD<br />

‣ Achtung: Übernahme der Einsatzleitung der Nicht-<br />

Polizeilichen Gefahrenabwehr durch FW Einsatzleiter<br />

vor Ort (nach lokalem AEP)<br />

Quellennachweis<br />

• AG „BOS Amok“/ADD Trier (Hrsg.) (2011) Gemeinsamer Leitfaden der Polizei, der<br />

Feuerwehren, der Rettungs - und Betreuungsdienste zum abgestimmten Vorgehen<br />

bei Amoktaten.<br />

• Brandt FJ (2011) <strong>Amoklage</strong>n – Zusammenarbeit von Polizei und Rettungsdiensten.<br />

Vortrag anlässlich Curriculum Notfallmedizin am Westpfalz- Klinikum Kaiserslautern<br />

• Bundesamt für Bevö lkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Hrsg.) (2011)<br />

Psychosoziale Notfallversorgung: Qualit ätsstandards und Leitlinien Teil I und II.<br />

Druckpartner Moser, Rheinbach<br />

• Gräff G, Gundlach HJ (2010) Massenanfall von Verletzten nach schweren Unf ällen,<br />

<strong>Amoklage</strong>n oder Terroranschlä gen – Teil 9 Zusammenarbeit bei <strong>Amoklage</strong>n und<br />

<strong>Geiselnahme</strong>n.<br />

Unterrichtsunterlagen aus Eisinger, Gräff, Plattner, Gundlach, Unfallkasse RLP<br />

(2010) Handbuch Brand- und Katastrophenschutzrecht, Rettungsdienst. Neckar<br />

Verlag, Villingen -Schwenningen; www.neckar -verlag.de<br />

45<br />

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