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1. Korinther 11,23-26 - Vom Abendmahl des Herrn - Diakonissen ...

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Morgenandacht am Freitag, 10. Februar 2012<br />

in der Mutterhauskapelle der <strong>Diakonissen</strong> Speyer-Mannheim<br />

<strong>1.</strong> <strong>Korinther</strong> <strong>11</strong>,<strong>23</strong>-<strong>26</strong> - <strong>Vom</strong> <strong>Abendmahl</strong> <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong><br />

<strong>23</strong> Denn ich habe von dem <strong>Herrn</strong> empfangen, was<br />

ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der<br />

Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,<br />

24 dankte und brach's und sprach: Das ist mein<br />

Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem<br />

Gedächtnis.<br />

25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem<br />

Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in<br />

meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu<br />

meinem Gedächtnis.<br />

<strong>26</strong> Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem<br />

Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>, bis er<br />

kommt.<br />

Das ist die älteste Überlieferung, die wir vom<br />

<strong>Abendmahl</strong> haben, älter als die Evangelien. Paulus<br />

hat diesen Brief ist irgendwann in den Jahren 52 bis<br />

55 nach Christus geschrieben, nachdem er zuvor, in<br />

den Jahren 50 bis 51 in Korinth war und dort die<br />

Gemeinde gegründet hat.<br />

Das älteste Zeugnis vom <strong>Abendmahl</strong>, seine<br />

Ursprungserzählung sozusagen, und die einzige<br />

Episode aus dem Leben Jesu, die Paulus erzählt,<br />

abgesehen von seinem Kreuzestod und seiner<br />

Auferweckung. Ein Grund mehr, genau<br />

hinzuschauen, was sich in dieser Geschichte, in<br />

diesen Einsetzungsworten <strong>des</strong> <strong>Abendmahl</strong>s verbirgt.<br />

1<br />

Denn ich habe von dem <strong>Herrn</strong> empfangen, was ich<br />

euch weitergegeben habe. Paulus gibt weiter, was er<br />

gehört, was er empfangen hat. Die Geschichte hat<br />

autoritativen Charakter. Daran verändert man nichts.<br />

Das findet man vor, und dann belässt man es so,<br />

dann führt man fort, was einem überkommen ist. So<br />

macht dies – mit dem <strong>Abendmahl</strong> jedenfalls – der<br />

Völkerapostel Paulus. (Sie erinnern sich: Mit den<br />

Speisegeboten und mit der Beschneidung hält er es<br />

anders. Da sind Änderungen zugelassen, vielleicht<br />

sogar angezeigt, und sei es nur darum, dass siech<br />

niemand etwas auf seine Leistung vor Gott<br />

einbildet.)<br />

Denn ich habe von dem <strong>Herrn</strong> empfangen, was ich<br />

euch weitergegeben habe. Denn – das kleine Wort<br />

zeigt an: Diese Geschichte hat eine Vorgeschichte.<br />

Die steht in den Versen vornedran.<br />

Es gibt Spannungen und Missstände in der<br />

Gemeinde in Korinth. Und die zeigen sich sogar<br />

beim <strong>Abendmahl</strong>. Bei diesem Mahl, das das Herz<br />

der neuen Kirche ausmachen sollte, das sie<br />

konstituieren und ihre Mission begründen sollte. Alle<br />

Verkündigung, die Verbreitung <strong>des</strong> Evangeliums von<br />

Jesus Christus sollte von da ausgehen. (Später sagt<br />

Wilhelm Löhe, der Begründer und erste Rektor der<br />

<strong>Diakonissen</strong>anstalt in Neuendettelsau: Alle Diakonie<br />

geht vom Altar aus, und er bezieht damit das ganze<br />

christliche Leben, die Diakonie, die Christlichkeit <strong>des</strong><br />

Lebens, auf das <strong>Abendmahl</strong>, das am Altar gefeiert<br />

wird.)<br />

Gerade da aber zeigen sich Spannungen,<br />

Missstände, Spaltungen in der Gemeinde, zwei<br />

Jahrzehnte nach Tod und Auferstehung Jesu und<br />

zwei, drei Jahre, nachdem Paulus die Gemeinde ein<br />

Korinth gegründet hat.<br />

Spannungen, Missstände, Konflikte. Wieder einmal<br />

in der Weltgeschichte: Die Reichen und die Armen.<br />

Soziale Spannungen und Verwerfungen. Christen<br />

aus der Elite und Christen aus der Unterschicht. Das<br />

<strong>Abendmahl</strong> war ein Gemeinschaftsmahl, wie bei<br />

seiner Einsetzung. Man aß und trank miteinander,<br />

als Zeichen der Verbundenheit, der Gemeinschaft<br />

untereinander, der Verbundenheit in Christus und<br />

der Verbundenheit mit Gott.<br />

Und dann kommen die Reichen, mit ihren<br />

wohlgefüllten Körben, setzen sich zu Tisch, essen,<br />

und die Armen kommen, essen ihr Bisschen, und ihr<br />

Magen knurrt. Ganz so drastisch war es wohl, ganz<br />

so krass schildert es Paulus: Wenn ihr nun<br />

zusammenkommt, so hält man da nicht das<br />

<strong>Abendmahl</strong> <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>. Denn ein jeder nimmt beim<br />

Essen sein eigenes Mahl vorweg und der eine ist<br />

hungrig, der andere ist betrunken.<br />

Das ist die Vorgeschichte. Das darf so nicht sein.<br />

Das ist nicht die Weise, wie Paulus den Christen in<br />

Korinth das <strong>Abendmahl</strong> vermittelt hat,<br />

weitergegeben hat, was ihm selbst überkommen<br />

war. … verachtet ihr die Gemeinde Gottes und<br />

beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch<br />

sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch<br />

nicht.<br />

2<br />

Denn - denn ich habe von dem <strong>Herrn</strong> empfangen,<br />

was ich euch weitergegeben habe. Paulus knüpft an<br />

das an, was er vermittelt hat. An das <strong>Abendmahl</strong>,<br />

wie es ist und wie es sein soll. Nach der Tradition<br />

der damals noch sehr jungen Kirche und – mehr<br />

noch – nach dem Wort und Willen <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>, Jesu<br />

Christi selbst.<br />

Nun folgt, was Jesus selbst geboten hat. Sie kennen<br />

die Worte. Auch wenn sie so, wie wir sie<br />

normalerweise hören, der Fassung <strong>des</strong><br />

Matthäusevangeliums entsprechen, das in der Zeit<br />

vor der Bibelkritik <strong>des</strong> 18. und 19. Jahrhunderts, weil<br />

es das längste Evangelium ist, als das älteste und<br />

echteste und kirchlichste galt, auch wenn es


vermutlich doch im letzten Viertel <strong>des</strong> ersten<br />

Jahrhunderts geschrieben wurde, als 30, 40 Jahre<br />

später als die Briefe <strong>des</strong> Paulus.<br />

Deshalb hier noch einmal die älteste Version der<br />

Einsetzungsworte <strong>des</strong> <strong>Abendmahl</strong>s: Der Herr Jesus,<br />

in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,<br />

dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib,<br />

der für euch gegeben wird; das tut zu meinem<br />

Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch<br />

nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der<br />

neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus<br />

trinkt, zu meinem Gedächtnis.<br />

a<br />

Es bleibt der Hinweis auf den Verrat. Der Herr Jesus,<br />

in der Nacht, da er verraten ward … Wenn eine<br />

heilsame Wirkung vom <strong>Abendmahl</strong>, vom Glauben<br />

überhaupt ausgeht, dann nicht ohne die Nacht und<br />

ohne den Verrat. Das Leben ist nicht Sonnenschein,<br />

ist nicht Gutmenschentum, nicht leichthin gelebte<br />

Moral, guter Anstand und nahezu erreichte<br />

moralische Vollkommenheit. Das Leben ist auch<br />

nicht lockere Leichtigkeit und das Schreiten über<br />

himmlische Wiesen. Und der Glaube ist nicht heitere<br />

Frömmigkeit allein, Hallelujasingen und<br />

Palmenwedeln und andächtige Frömmigkeit oder<br />

modische Spiritualität. Das ahnen wir alle.<br />

Das Leben findet mitten im Dunkel der Nacht statt,<br />

es wird jedenfalls immer wieder von der Nacht<br />

eingeholt, von der Finsternis, vom Dunkel, vom<br />

Verrat. Und das oft mitten in der besten Gesellschaft,<br />

unter den ernsthaftesten Leuten, mitten in der<br />

Gemeinschaft der Jünger, mitten in der Kirche.<br />

Verrat ist ja nicht nur, dass Judas, ein eifriger Jünger<br />

seines <strong>Herrn</strong>, seinen <strong>Herrn</strong> verrät, ihn an die<br />

Häscher ausliefert, ihn auf den Weg schickt zum<br />

Kreuz. Verrat ist auch, dass Petrus, ein noch eifriger<br />

Jünger, sich wegduckt, wo es eng wird für seinen<br />

<strong>Herrn</strong>, den nichtahnenden Passanten spielt, statt<br />

sich zu dem <strong>Herrn</strong> zu bekennen, in dem Gott die<br />

Welt erlöst. (Wie Gott die Welt erlöst, dazu gleich.)<br />

Dort findet unser Leben statt, und die biblische<br />

Überlieferung sagt: Das ist auch bei den Frommen<br />

so, bei den ernsthaftesten unter denen, die Gott<br />

folgen wollen und an seinem Reich mitbauen wollen.<br />

Auch die sind gefährdet, auch die werden verraten,<br />

die Judasse wie die Petrusse, die anfälligeren,<br />

weniger frommen vielleicht wie die 100%igen, die<br />

ganz gewissenhaften und überzeugten. Alle sind sie<br />

gefährdet, alle kippen sie weg, immer wieder, alle<br />

werden sie schuldig.<br />

b<br />

Da, in dieser bedrohten Gemeinschaft, nimmt unser<br />

Herr Jesus das Brot, dankt, bricht das Brot und sagt:<br />

Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Mein<br />

Leib, für euch gegeben. Für uns, für Menschen, die<br />

so leben, wie auch Jesu Jünger gelebt haben, wie<br />

sogar Jesu Jünger gelebt haben, für solche<br />

Menschen gibt sich Jesus dran. Für sie gibt er sein<br />

Leben. Für sie, für uns geht er seinen Weg, Gottes<br />

Weg. Für uns geht er zum Kreuz.<br />

Wenn wir nicht in die übliche Normaldogmatik<br />

ausweichen wollen, in der immer alles so schön<br />

aufgeht, müssen wir bei Paulus bleiben, vielleicht im<br />

<strong>1.</strong> <strong>Korinther</strong>brief. Da ist in den ersten beiden Kapiteln<br />

zu finden, wovon hier die Rede ist. Das Wort vom<br />

Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden;<br />

uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft<br />

(1,18). Das Kreuz ist eine Gotteskraft ist, auch wenn<br />

es zunächst Torheit scheint für alle.<br />

Das, was Jesus tut und wofür er steht, steht konträr<br />

zu den Werten dieser Welt, zu den Werten von<br />

Weisheit und Macht. Das sind ja die Werte, die die<br />

Welt bestimmen: Klugheit, cleverness, Weisheit,<br />

alles wissen wollen, erkennen, was gut und böse ist,<br />

die Geheimnisse der Welt entschleiern. Und Macht,<br />

sich durchsetzen können, die eigene Position<br />

durchdrücken, die eigenen Interessen vertreten,<br />

zusehen, dass man oben ist, oben bleibt, im Glanz<br />

dieser Welt, bei den Einflussreichen und<br />

Bedeutsamen und Mächtigen. Klugheit und Macht,<br />

Überlegenheit im Geist und im Einfluss.<br />

Jesus steht konträr dazu. Jesus ist daran<br />

zerbrochen, ist ans Kreuz gegangen, weil das nicht<br />

sein Weg war, nicht Gottes Weg ist, der Weg von<br />

Klugheit und Macht. Gegen alles Spiel der Klugen<br />

und Mächtigen ist er den Weg der Torheit und<br />

Machtlosigkeit gegangen. Weil geschrieben steht<br />

(1,19f): »Ich will zunichte machen die Weisheit der<br />

Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich<br />

verwerfen« (Jesaja 29,14), sagt Paulus (1,27f): Was<br />

töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er<br />

die Weisen zuschanden mache; und was schwach<br />

ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er<br />

zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe<br />

vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt,<br />

das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was<br />

etwas ist.<br />

Eine Umwertung aller Werte findet da statt, aller<br />

Werte. Das Schwache ist stark. Wer verliert,<br />

gewinnt. Wer unten ist, ist oben. Das, was nichts ist,<br />

hat Gott erwählt, damit er zunichte mache, was<br />

etwas ist. Da ist wirklich das Unterste zuoberst<br />

gekehrt.<br />

Nicht wer sich am besten durchsetzt in dieser Welt,<br />

nicht wer den Weg findet, andere für sich arbeiten zu<br />

lassen, nicht wer auf Kosten anderer lebt, findet das<br />

Leben. Leben findet, wer dient, wer sich selbst


drangibt, wer auf eigene Macht verzichtet und<br />

darauf, sich selbst durchzusetzen und sich schadlos<br />

zu halten. Wer von sich selbst absieht und von den<br />

andern her denkt. Die so leben, finden das Leben,<br />

das Leben zu heißen verdient, das Leben Gottes,<br />

das ewig bleibt.<br />

So ist Christus Jesus … uns von Gott gemacht …<br />

zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung<br />

und zur Erlösung, wie Paulus schreibt(1,30).<br />

So, vielleicht nur so ist Christi Leib für uns gegeben.<br />

So ist sein irdisches Leben von Bedeutung für uns:<br />

wenn wir ihm nachfolgen, auf diesem Weg ganz<br />

unten, bei den Bedürftigen und Schwachen, in<br />

unsere eigene Schwachheit und Bedürftigkeit.<br />

c<br />

Kein Wunder, dass Paulus, wenn er dies als das<br />

Zentrum <strong>des</strong> Glaubens sieht, wenn ich nichts bin vor<br />

Gott, wenn Gott alles ist und ich in keiner Weise<br />

größer, höher, weiser als mein Bruder, meine<br />

Schwester – kein Wunder, dass Paulus dann das<br />

Elitedenken mancher Christen in Korinth, die<br />

Überheblichkeit der Reichen und Einflussreichen,<br />

derer mit gutem Herkommen und vermeintlich großer<br />

Frömmigkeit nicht verstehen kann, dass er ihre<br />

Selbstbezogenheit angeht und sie mit Vehemenz<br />

zurückweist im Blick auf das, was von Christus<br />

überliefert ist, in seinem Mahl.<br />

So wendet sich das <strong>Abendmahl</strong> in seiner Symbolik<br />

gegen das gelebte Leben von Christen. So erhält es<br />

eine ethische Relevanz. So wird es rückgebunden<br />

auf das Alltagsverhalten von Christenleuten. Nicht<br />

die Feier <strong>des</strong> <strong>Abendmahl</strong>s ist der Testfall <strong>des</strong><br />

Glaubens, nicht der Gottesdienstbesuch, die<br />

Frömmigkeitsübung, nicht die Sprachfähigkeit <strong>des</strong><br />

Glaubens. Testfall ist das gelebte Leben. Testfall ist<br />

der Umgang miteinander, der Umgang mit den<br />

Schwächeren vorneweg.<br />

Das ist der neue Bund, das ist das Gedächtnis an<br />

Jesus Christus. Das ist mein Leib, der für euch<br />

gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Dieser<br />

Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut,<br />

sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.<br />

Wer <strong>Abendmahl</strong> feiert, wer Brot und Kelch nimmt, tut<br />

dies zum Gedächtnis Jesu. Der erinnert sich an den<br />

Weg Jesu, unten, ohne Macht, ohne<br />

Überheblichkeit, ohne die Macht der Etablierten, der<br />

Tradition und der Mächtigen. Der geht wie Jesus den<br />

Weg mit den Menschen. Unten, ganz bei den<br />

Menschen.<br />

Wer <strong>Abendmahl</strong> feiert, tut dies zu seinem<br />

Gedächtnis. Er versucht, mit seinem Leben<br />

Anschluss zu finden an das Leben Christi, sich<br />

anstecken zu lassen von seinem Beispiel, seinem<br />

Vorbild. Zu leben, wie er lebte, zu tun, was er tat.<br />

Wie unvollkommen und bruchstückhaft das immer<br />

geschieht.<br />

Sein Gedächtnis, nichts ohne sein Gedächtnis. Das<br />

<strong>Abendmahl</strong> zu seinem Gedächtnis und dann auch<br />

das Leben, das ganze Leben zu seinem Gedächtnis.<br />

Oder das ganze Leben immer wieder reflektiert,<br />

durchdacht, geprüft bei der Feier <strong>des</strong> <strong>Abendmahl</strong>s,<br />

ob es dem Gedächtnis Jesu entspricht.<br />

Da bekommt die innerreformatorische Kampfansage:<br />

Ist denn das <strong>Abendmahl</strong> nur ein Gedächtnismahl?<br />

einen ganz anderen Klang. Von wegen nur. Wenn<br />

das <strong>Abendmahl</strong> erinnert an das Gedächtnis Jesu,<br />

dann führt es am Ende dazu, dass wirklich, wie<br />

Luther in seiner ersten der 95 Thesen sagt: Da unser<br />

Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße<br />

etc., will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen<br />

auf Erden eine (stete) Buße sei. Eine stete<br />

Erinnerung an das Leben Jesu Christi in<br />

Selbstaufopferung und Selbsthingabe, in Fürsorge<br />

für die andern und Liebe für sie.<br />

3<br />

Sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch<br />

trinkt, verkündigt ihr den Tod <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>, bis er<br />

kommt. Das setzt nur den Schlusspunkt dazu.<br />

<strong>Abendmahl</strong> feiern heißt: den Tod Christi<br />

verkündigen. Und damit auch seinen Weg zum<br />

Kreuz, seine Hingabe, seine Opferbereitschaft, seine<br />

Sorge für andere, sein Leben für andere. Seine<br />

Liebe eben. Und Liebe zu anderen heißt immer:<br />

absehen von sich selbst, von den andern her<br />

denken, auf die andern achten, für sie leben.<br />

So beschäftigt uns das <strong>Abendmahl</strong> ganz mit<br />

unserem Alltag. Es gibt keine fromme Welt neben<br />

unserer Alltagswelt. Es gibt nur diese eine Welt. Und<br />

wenn wir in dieser Welt <strong>Abendmahl</strong> feiern, dann<br />

befasst uns das mit unserem Leben im Alltag, mit<br />

dem, was wir gestern getan haben und heute und<br />

morgen tun.<br />

Dann können wir, wenn wir so oder anders leben.<br />

Wir können unseren <strong>Herrn</strong> Jesus für eine Garnierung<br />

unseres religiösen Wohlbefindens ansehen. Bis hin<br />

zu der Formulierung: für uns gestorben. Wenn das<br />

aber alles ist: Dafür aber ist er nicht ans Kreuz<br />

gegangen.<br />

Wir können unseren <strong>Herrn</strong> Jesus in seiner Sendung<br />

und seinem Weg ernstnehmen. Dann sehen wir auf<br />

seinen Weg. Weg von den Einflussreichen und<br />

Klugen und Großen zu den Geringen und<br />

Schwachen. Weil er alle als Gottes Kinder weiß.<br />

Dann werden wir uns orientieren daran. Und das<br />

wird unser Verhalten vielleicht so sehr verändern


müssen, wie Paulus es von den <strong>Korinther</strong> erwartete,<br />

jedenfalls von denen, die sich nach oben hin<br />

orientieren.<br />

Es ist, wie es immer wieder mal ist: Das Wort Gottes<br />

stellt uns ganz schön infrage. Es bringt uns in<br />

Unruhe, es bringt uns zum Umdenken, zur<br />

Neuorientierung. Und das <strong>Abendmahl</strong> ist dafür<br />

immer wieder Anlass. Uns zu fragen: sind wir richtig<br />

orientiert? Blenden wir nicht Armut und Bedürftigkeit,<br />

Arme und Bedürftige aus? Gefallen wir uns zu sehr<br />

in unseren religiösen Riten, unseren Gebräuchen<br />

der Frömmigkeit? Vergessen wir darüber die<br />

Menschen, die Schwachen, die Bedürftigen?<br />

Harte Fragen im Zentrum unserer Religiosität, bei<br />

der Feier <strong>des</strong> <strong>Abendmahl</strong>s, schon ganz am Anfang<br />

der Kirche, zwanzig Jahre nach Jesu Tod und<br />

Auferstehung schon.<br />

Es ist wirklich nicht leicht mit unserem Glauben. –<br />

Aber steht nicht die große Hoffnung dahinter, dass<br />

Gottes Reich kommt, dass Gott kommt, in diese<br />

Welt, und sie gerecht macht, sie heilt, sie rettet, sie<br />

erlöst?<br />

Das feiern wir doch im <strong>Abendmahl</strong>, das Mahl Gottes<br />

mit seiner Welt, den Vorschein der Welt Gottes<br />

mitten in unserer Welt. Und sollte uns dies nicht<br />

auch verändern dürfen? Wie die Christen damals in<br />

Korinth? Zu Menschen, die das Reich Gottes im<br />

Anbruch sehen, im Prozess, Gestalt zu finden unter<br />

uns, auch in unseren Bemühungen unseres Lebens<br />

miteinander und in aller Arbeit der Diakonie?<br />

Im <strong>Abendmahl</strong> lädt uns unser Herr Jesus dazu ein.<br />

Werner Schwartz,<br />

<strong>Diakonissen</strong> Speyer-Mannheim

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