Unilog Nr. 31 November/Dezember 2006 - ÖH Klagenfurt ...
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Nov/Dez <strong>2006</strong><br />
Politik & Gesellschaft<br />
13<br />
Kommentar<br />
Chilli Steiner<br />
Redakteur<br />
Wir haben schon Sparpotenziale<br />
in manchen Bereichen, aber<br />
wir haben ein Konzept, das die<br />
stark belegten Studienfächer nicht<br />
„Stark belegte Studienfächer<br />
werden nicht<br />
geschwächt“<br />
schwächt. Weder die Betriebswirtschaft,<br />
noch die Psychologie,<br />
noch die Publizistik müssen<br />
im Moment für den technischen<br />
Fachbereich etwas abgeben. Wir<br />
brauchen mehr fundraising – wir<br />
müssen Geld von draußen herein<br />
holen.<br />
Man muss unsere Bemühungen<br />
auch unter dem Aspekt<br />
sehen, dass wir Zukunft schaffen.<br />
Das ist ganz wichtig. Denn wenn<br />
wir keine Zukunft für das Land<br />
hätten, dann könnten Sie hier<br />
später zwar noch studieren, aber<br />
nicht mehr arbeiten.<br />
Eine Frage zum Schluss, die uns<br />
vielleicht wieder einen etwas<br />
hoffnungsvolleren Blick in die<br />
Zukunft erlaubt: Eine frischgebackene<br />
und zweifelnde Magistra<br />
der Geschichte klopft an das Rektoratsbüro.<br />
Sie hat eine Sponsion<br />
und eine Diplomarbeit über das<br />
frühmittelalterliche Mönchstum<br />
in der Tasche. Welchen Nutzen<br />
hat sie für ihren beruflichen Werdegang<br />
gezogen? Was gibt ihr der<br />
Rektor mit auf den Weg?<br />
Mayr: Sie hat sich mit einer spannenden<br />
Frage auseinander gesetzt,<br />
denn die Zukunft zu verstehen,<br />
heißt die Vergangenheit zu<br />
begreifen. Es war für sie sicherlich<br />
ein Bildungsschub, sie hat sich<br />
intensiv mit einer Thematik auseinander<br />
setzen können.<br />
Ich gehe davon aus, dass sie<br />
nicht plagiiert, sondern sich ihr<br />
Werk selbst erarbeitet hat. Es geht<br />
„Eine Universität macht<br />
keine Berufsausbildung,<br />
sondern bildet vor“<br />
Foto: Wurzer<br />
im Studium nicht allein darum,<br />
unmittelbar Verwendbares zu<br />
lernen, sondern Verständnis,<br />
Logik und Beurteilungsfähigkeit.<br />
Eine Universität macht keine<br />
Berufsausbildung, sondern bildet<br />
für einen Beruf vor. Als Absolventin<br />
der Universität hat sie sich<br />
ein Verständnis für Menschen mit<br />
anderen Denkweisen angeeignet,<br />
so dass sie beruflich hervorragend<br />
agieren kann.<br />
Ich bin fest davon überzeugt,<br />
dass sie von der Universität<strong>Klagenfurt</strong><br />
viel mitgenommen hat.<br />
Word-Rap<br />
Rektor H. C. Mayr im Word-Rap:<br />
Wie beschreibt sich der Rektor<br />
in drei Worten?<br />
Offen, nach vorne gewandt,<br />
geduldig.<br />
Ihre beste Eigenschaft?<br />
Ich bin nicht von mir eingenommen,<br />
nicht eingebildet.<br />
Was ist Ihnen wichtig im<br />
Leben?<br />
Meine Familie, Offenheit, die<br />
Menschen.<br />
Worauf können Sie verzichten?<br />
Intrigen.<br />
Wen bewundern Sie?<br />
Meinen Onkel.<br />
Wobei werden Sie rot?<br />
Wenn ich schlecht vorbereitet<br />
bin.<br />
Stimme nicht gleich Stimme<br />
Nächstes Jahr ist es wieder<br />
soweit: Da finden nämlich<br />
die nächsten <strong>ÖH</strong>-Wahlen statt.<br />
Interessant allerdings das neue<br />
Wahlrecht, abgeändert am 10.<br />
<strong>Dezember</strong> 2004 unter Antrag<br />
der Abgeordneten Gertrude<br />
Brinek (ÖVP) und Elke Achleitner<br />
(FPÖ). Die direkte Folge:<br />
Das Direktwahlrecht wurde<br />
abgeschafft, wobei sich der dringende<br />
Verdacht erhebt, dass man<br />
eventuell regierungskritische<br />
Fraktionen einschränken will.<br />
Verkauft wird die Direktwahlabschaffung<br />
jedoch als eine<br />
Stärkung der Demokratie. Was<br />
dabei aber paradox erscheint:<br />
Durch den neuen Wahlmodus<br />
würden kleinere Fraktionen<br />
oder Fachschaftslisten zu Mehrheiten<br />
kommen.<br />
Geprüft wurde diese Novelle<br />
dann auf Antrag der SPÖ und<br />
der Grünen vom VfGH, welcher<br />
sie als größtenteils verfassungskonform<br />
eingestuft hat. Aber<br />
wie kann die Abschaffung der<br />
Direktwahlen eine Stärkung der<br />
Demokratie sein? Was soll sich<br />
ein Studierender denken, wenn<br />
er jetzt zur <strong>ÖH</strong>-Wahl schreitet,<br />
sein Kreuzerl macht und dann<br />
aber nicht weiß, ob es der Fraktion,<br />
der er Vertrauen geschenkt<br />
hat, überhaupt genützt hat?<br />
Das soll also die Stärkung der<br />
Demokratie sein, wenn die noch<br />
bestehende Regierung in die<br />
Universitätsvertretung hineinpfuscht,<br />
zugunsten von Kleinstfraktionen?<br />
Ja, wenn die Regierung<br />
meint, das würde die Demokratie<br />
stärken, könnte sie das ja<br />
auch auf die Nationalratswahlen<br />
applizieren. Der H. P. Martin<br />
würde sich über ein Regierungsmandat<br />
sicher freuen. Allerdings<br />
auf Kosten der Demokratie …