1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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78 Maria R. Alföldi<br />
gleichsweise geschlossenen Gebiet stammen, für den Münzumlauf in der<br />
Spätantike mindestens genauso charakteristisch wie Schatzfunde aus<br />
derselben Zeit, weil ihre Zusammensetzung gleichermaßen von dem für<br />
Zeiten der Geldentwertung typischen sehr schnellen Umlauf geprägt<br />
wurde, ganz im Gegensatz zu der bekannt unterschiedlichen Zusammensetzung<br />
von Schatz- und Einzelfunden der früheren Zeit, etwa des<br />
1. oder 2. Jhs. Dementsprechend erstrecken sich die Schatzfunde der<br />
spätrömischen Zeit auch nicht über lange Zeiträume". In dem speziell<br />
uns interessierenden Fall von Trier ist der Vergleich zwischen den<br />
besagten Stadttrierer Einzelfunden und den verschiedenen Schatzfunden<br />
der valentinianischen Zeit umso leichter, wenn man aus der großen<br />
Masse Trierer Einzelfunde nur die aus derselben Zeit stammenden zum<br />
Vergleich mit den Schatzfunden heranzieht, ein Verfahren, das freilich<br />
bei anderen Orten mit viel weniger Einzelfunden kaum anwendbar ist.<br />
überdies bestehen im vorliegenden Falle sowohl die Schatz-, als auch<br />
die Einzelfunde aus Münzen vom selben Nominal, zum Unterschied zu<br />
den entsprechenden Funden der frühen Kaiserzeit.<br />
Die Zusammenstellung der Stadttrierer Siscia-Cententionales (Abb. 1)<br />
ergibt ein merkwürdiges Bild. Sonderbarerweise ist nur ein kleiner geschlossener<br />
Teil der schier unübersehbaren Centenionalis-Produktion<br />
von Siscia in Trier vertreten, genauer genommen von den insgesamt<br />
44 im RIC erfaßten Münzzeichen-Serien nur 13 und dazu 3 dort nicht<br />
verzeichnete Varianten 14. Unsere Tabelle Abb. 1 erlaubt einen schnellen<br />
überblick über die in den Trierer Funden vorkommenden Münzzeichen.<br />
Bei näherem Zusehen zeigt sie noch mehr. Dem Betrachter wird es zunächst<br />
einmal klar, daß frühe Beizeichen (RIC Seriennummer I bis XI)<br />
kaum vertreten sind. Mit 6 Stücken von 81 einwandfrei lesbaren Münzen<br />
bilden sie nur einen verschwindend kleinen Anteil der Gesamtmasse.<br />
Die mittlere Zeit (die Serien RIC XVII—XXV) ist mit 19 Stücken besser<br />
vertreten, ergibt aber trotzdem nur ein knappes Viertel des Ganzen.<br />
Der größte Teil entfällt auf die kompliziertesten monogrammatischen<br />
Zeichen. Das Hauptgewicht unter ihnen stellt aber eigentlich eine einzige<br />
Variationsserie mit dem Leitbuchstaben F, wie sie unsere Nummern<br />
5-8 auf der Tabelle zeigen. Mit 57 Exemplaren von insgesamt 81 bil-<br />
13 Vgl. dazu H. Gebhart - K. Kraft u. a., JbNum 7, 1956, 39 ff.<br />
14 Gerade das Fehlen gewisser Siscia-Zeichen in der sorgfältigen Aufstellung von<br />
P. H. Webb im 9. <strong>Band</strong> des RIC-Werkes ist für den rayonnierten Kleingeldumlauf<br />
mit charakteristisch. Webb stützte sich wohl in erster Linie auf englische Funde<br />
und auf das Material des British Museum (vgl. unten S. 101). Nun muß man annehmen,<br />
daß bei so wenig wertvollen Typen wie die Valentinianischen Gentenionales,<br />
sich selbst die Londoner Sammlung trotz ihrer Größe wohl weniger auf<br />
Ankauf als auf den Ertrag der britannischen Schatzfunde gestützt haben wird.<br />
Man kann also aus dem Fehlen mancher Siscienser Zeichenvarianten in RIC IX<br />
mittelbar auf das Fehlen derselben in den britannischen Funden schließen. Dies<br />
wird übrigens bei Gelegenheit auch von Webb bestätigt, vgl. NC 1939, 141 f.