1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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74 Hans-Werner Ritter Auf die Frage, ob die neuermittelte Fundstelle eine Rückkehr zu Frankes Spätdatierung erforderlich macht, kann eine verbindliche Antwort nur der Archäologe geben. Doch scheint es, daß das Gräbchen im Nordosten des Erdkastells sich nicht grundsätzlich von dem bisher so oft betrachteten Graben unterscheidet und Fundstücke aus diesem Gräbchen ebenfalls keineswegs Erdkastell-Funde sein müssen. Sagt doch Jacobi selbst, es mache „den Eindruck einer älteren Anlage. Es ist dabei aber schwer, die verschiedenen Perioden auseinanderzuhalten, da der Boden nicht mehr unberührt ist"". Von den für Frankes Zeitansatz entscheidenden Münzen bleibt noch Nr. 735 (ein As des Hadrian, Franke 16 Nr. 3). Sie wurde nach Jacobi „in der tiefsten Spitze" des Erdkastellspitzgrabens gefunden", was in diesem Fall durch Inventarkartei" und Tagebuch 16 bestätigt wird. Diese Münze kann demnach als ein gesicherter Erdkastell-Fund gelten. Frankes Ermittlung ihrer Prägezeit (125-128) auf Grund einer genaueren Bestimmung und seine Folgerung, daß das Saalburg-Erdkastell nicht nur 119, sondern jedenfalls 125 noch bestand 17, bleibt ein — auch von Schleiermacher anerkannter — Fortschritt. 14 Saalburg-Jb. 6, 149. Vgl. 114. 15 „Tiefste Spitze im Spitzgraben des Erdkastells! ! !" " „Spitze des Spitzgrabens des Erdkastells." 17 Saalburg-Jb. 15, 1956, 16 und 17.

MARIA R. ALFOLDI Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. Schon zu Beginn der Neuaufnahme der Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland wurde als weiteres Ziel die Auswertung des kritisch gesichteten und zeitgemäß dargebotenen Materials gesetzt 1. Die so gewonnenen Ergebnisse sind oft von geradezu erstaunlicher Vielfalt, selbstverständlich freilich, wenn man an die mannigfaltigen Funktionen denkt, die die Münze im Leben des antiken Menschen hatte. Dies allerdings bringt mit sich, daß man hierbei keine einheitliche Methode anwenden kann. Im allgemeinen wird man mit weiträumigen Auswertungen auch besser zurückhalten, bis noch größere Mengen und noch weitere Gebiete erfaßt und allen zugänglich veröffentlicht sind'. Trotzdem zwingt eben die erwähnte Vielfalt der Fragen, die sich dem Bearbeiter stellen, zu kleinen Proben der Deutung der Münzfunde, die zugleich als Prüfstein der jeweils angewandten Methode dienen sollen. Daß dabei die historische Sicht immer richtungweisend bleibt, versteht sich als eminentes Anliegen des Antiken Münzfundkatalogs von selbst. Nachstehende Ausführungen wollen denn in dem Sinne als Probe der Auswertung verstanden sein, auch wenn die Frage selbst eine bescheidene Teilfrage ist, die aus der routinemäßigen Bestimmungsarbeit erwuchs. Sie soll zugleich am konkreten Beispiel eine der zahlreichen Möglichkeiten zeigen, die sich bei der Bearbeitung der Fundmünzen für die Forschung auftun. Die Rayonnierung der Münzstätten im 4. Jb. Es ist heute allgemein bekannt, daß je jünger der Inhalt eines Schatzes von Bronzemünzen aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert ist, der Kreis der vertretenen Münzstätten umso enger wird. Man hat in der modernen numismatischen Literatur diese Rayonnierung wohl erkannt 8, doch nahm man, soweit ersichtlich, die Tatsache hin, ohne sonderlich nach einer Erklärung zu suchen, oder man meinte handelstechnische Gründe dafür finden zu müssen*. Eine ausreichende Erklärung ist je- 1 Dazu und zum folgenden vgl. H. Gebhart - K. Kraft u. a., JbNum 7, 1956, 35 ff. 2 Die Corpusarbeit an den ,Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland' (= FMRD) ist erfreulich weit fortgeschritten: die Münzfunde von vier Regierungsbezirken (Oberbayern, Schwaben, Mittelfranken, Rheinhessen) und eines Bundeslandes (Saarland) liegen gedruckt vor, das Material einer Reihe anderer Gebiete sind bereits im Druck oder vollständig erfaßt. Alles in allem übersieht man heute gut ein Drittel des zu erwartenden Gesamtmaterials in allen Einzelheiten. 3 M. Csänky, NumK 34-35, 1935-36, 68. 4 So z. B. E. Polaschek, NumZ 58, 1925, 129, der die Rayonnierung feststellt und sie mit „der Fund zeigt also gerade keine Reichs-, sondern eher eine Provinzialverkehrsnote" erklärt. A. Barb hingegen deutet NumZ 69, 1936, 68 die Erscheinung

MARIA R. ALFOLDI<br />

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr.<br />

Schon zu Beginn der Neuaufnahme der Fundmünzen der römischen<br />

Zeit in Deutschland wurde als weiteres Ziel die Auswertung des kritisch<br />

gesichteten und zeitgemäß dargebotenen Materials gesetzt 1. Die so gewonnenen<br />

Ergebnisse sind oft von geradezu erstaunlicher Vielfalt, selbstverständlich<br />

freilich, wenn man an die mannigfaltigen Funktionen denkt,<br />

die die Münze im Leben des antiken Menschen hatte. Dies allerdings<br />

bringt mit sich, daß man hierbei keine einheitliche Methode anwenden<br />

kann. Im allgemeinen wird man mit weiträumigen Auswertungen auch<br />

besser zurückhalten, bis noch größere Mengen und noch weitere Gebiete<br />

erfaßt und allen zugänglich veröffentlicht sind'. Trotzdem zwingt<br />

eben die erwähnte Vielfalt der Fragen, die sich dem Bearbeiter stellen,<br />

zu kleinen Proben der Deutung der Münzfunde, die zugleich als Prüfstein<br />

der jeweils angewandten Methode dienen sollen. Daß dabei die<br />

historische Sicht immer richtungweisend bleibt, versteht sich als eminentes<br />

Anliegen des Antiken Münzfundkatalogs von selbst.<br />

Nachstehende Ausführungen wollen denn in dem Sinne als Probe der<br />

Auswertung verstanden sein, auch wenn die Frage selbst eine bescheidene<br />

Teilfrage ist, die aus der routinemäßigen Bestimmungsarbeit erwuchs.<br />

Sie soll zugleich am konkreten Beispiel eine der zahlreichen<br />

Möglichkeiten zeigen, die sich bei der Bearbeitung der Fundmünzen für<br />

die Forschung auftun.<br />

Die Rayonnierung der Münzstätten im 4. Jb.<br />

Es ist heute allgemein bekannt, daß je jünger der Inhalt eines Schatzes<br />

von Bronzemünzen aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert ist, der<br />

Kreis der vertretenen Münzstätten umso enger wird. Man hat in der<br />

modernen numismatischen Literatur diese Rayonnierung wohl erkannt 8,<br />

doch nahm man, soweit ersichtlich, die Tatsache hin, ohne sonderlich<br />

nach einer Erklärung zu suchen, oder man meinte handelstechnische<br />

Gründe dafür finden zu müssen*. Eine ausreichende Erklärung ist je-<br />

1 Dazu und zum folgenden vgl. H. Gebhart - K. Kraft u. a., JbNum 7, 1956, 35 ff.<br />

2 Die Corpusarbeit an den ,Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland'<br />

(= FMRD) ist erfreulich weit fortgeschritten: die Münzfunde von vier Regierungsbezirken<br />

(Oberbayern, Schwaben, Mittelfranken, Rheinhessen) und eines Bundeslandes<br />

(Saarland) liegen gedruckt vor, das Material einer Reihe anderer Gebiete<br />

sind bereits im Druck oder vollständig erfaßt. Alles in allem übersieht man heute<br />

gut ein Drittel des zu erwartenden Gesamtmaterials in allen Einzelheiten.<br />

3 M. Csänky, NumK 34-35, 1935-36, 68.<br />

4 So z. B. E. Polaschek, NumZ 58, 1925, 129, der die Rayonnierung feststellt und sie<br />

mit „der Fund zeigt also gerade keine Reichs-, sondern eher eine Provinzialverkehrsnote"<br />

erklärt. A. Barb hingegen deutet NumZ 69, 1936, 68 die Erscheinung

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