1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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72 Hans-Werner Ritter nun die Münze nicht, wie Jacobi meinte, ein Hadrian-Stück ist, da vielmehr nach den richtigen Feststellungen Frankes die Umrisse des Kopfes auf Aelius oder Antoninus Pius weisen', könnte die Münze zunächst zu dem Schluß verführen, daß sogar im Jahr 137 (bzw. noch später) das Erdkastell noch bestand. Es ist jedoch nicht sicher, ob der Brunnen 2 zum Erdkastell gehört. So hat Franke auf diese Münze als Beweisstück verzichtet. Dies erwies sich jetzt auch deswegen als richtig, weil nicht einmal die Fundstelle gesichert ist. In der Inventarkartei steht nämlich hinter ‚Fundort` ein Fragezeichen und dann „eingeklemmt in die Bohle einer Brunnenverschalung und bei der Bearbeitung mit durchgesägt". Im Grabungstagebuch befindet sich zu Beginn des Jahres 1904 die Nr. 534 unter „von früher her eingeschobenen" Münzen, zu denen nichts weiter gesagt ist. Unter dem 28. Jan. 1902 und unter dem 16. Sept. 1901 finden sich aber folgende Notizen: „Münze Nr. 269 fand sich in einer Bohle eingewachsen. Beim Bearbeiten d. Holzes zu einem Kästchen durchgeschnitten. Konnte von Dr. Quilling noch als Hadrian bestimmt werden. Ist nun dieser Brunnen aus H.s Zeit . . . ?" und „Vom vorigen Jahr abgeliefert: 3 Münzen. Nr. 200 in ein Stück Eichenholz gewachsen, beim Durchschneiden der Bohle gefunden. Kaiser? Bronze". Das Fragezeichen ist durchgestrichen und am Rande steht: „Hadrian!". Diese verschiedenen Notizen beziehen sich mit Sicherheit auf dieselbe Münze, eben die als ,in eine Bohle eingewachsen' bezeichnete Münze. In der Inventarkartei ist Nr. 269 ein Denar der Julia Mamaea mit unbestimmtem Fundort und Nr. 200 ein am 23. 10. 1901 gefundener As des „Traianus??". Zu beachten ist ferner, daß die Notizen des Grabungstagebuches über Nr. 269 und Nr. 200 Einschübe ohne Zusammenhang mit den eigentlichen Grabungsschilderungen sind. Wie und mit welcher Sicherheit Jacobi bei einer Münze, deren Herkunft zunächst offensichtlich unbestimmt war, später den Brunnen 2 als Fundstelle festgestellt hat, bleibt unerfindlich 6. Die Münzen Nr. 1044 und Nr. 1045 (Sesterze des Hadrian, Franke 16 Nr. 1 und Nr. 2) stammen nach Jacobis Publikation' aus einem (als Entwässerungskanal anzusehenden) Graben, der aus den Principia des Steinkastells nach Osten zieht und den Erdkastellgraben nördlich der Südostecke des Erdkastells schneidet. Jacobi hielt diesen Graben für älter als das Erdkastell. Die beiden Hadriansmünzen waren ihm dann Beweis, daß das Erdkastell erst unter Hadrian erbaut wurde. Dem trat 5 Saalburg-Jb. 15, 1956, 16 Nr. 4. 6 Ein Rest der ursprünglichen, sonst anscheinend unterdrückten Unsicherheit hat sich auch an einer Stelle in der Literatur erhalten. Saalburg-Jb. 6, 145 sagt Jacobi: „Diesem Brunnen (2) entstammt auch wahrscheinlich (!) die in eine Bohle eingeklemmte Hadriansmünze . . ." 7 Saalburg- Jb. 6, 112 und 149.

Zur Münzdatierung des Kohortenkastells Saalburg 73 Fabricius mit der Feststellung entgegen, der Graben könne nur jünger als das Erdkastell sein. Als Erklärung für die verhältnismäßig frühen Funde in ihm (außer den beiden Sesterzen des Hadrian einer des Traian, vor allem aber Sigillata der domitianisch-hadrianischen Zeit) führt Fabricius an, daß es Schutt vom Erdkastell sein könne. Diese Vermutung wurde wiederum von Franke', der die beiden Münzen genau bestimmen konnte, wonach sich als Prägezeit von Nr. 1045 die Zeit 132-134 ergab 10, wie eine erwiesene Tatsache benutzt, auf die er seine Spätdatierung gründete. Darauf hat Schleiermacher mit Recht aufmerksam gemachti".. Indes wurden die Münzen nach Inventarkartei und Grabungstagebuch im Gegensatz zur Veröffentlichung Jacobis gar nicht in dem beschriebenen Graben gefunden. Einen Widerspruch hinsichtlich ihrer Fundstelle gab es übrigens schon in Jacobis Aufsatz über das Saalburg-Erdkastell, wo einmal „Titulum" als Fundstelle angegeben ist u. Diese von Franke (15 und 16 f.) bemerkte Unklarheit hätte eigentlich schon zum Zurückgehen auf Inventarkartei und Grabungstagebuch veranlassen müssen, zumal Funde aus dem Titulum des Erdkastells mit Sicherheit als Erdkastell-Funde hätten ausgewertet werden können. Die Inventarkartei hat folgende Vermerke: Zu Nr. 1044 „Alter Graben unter dem Erdkastell Nordost", zu Nr. 1045 „Zus. mit 1044 in einem Erdkastellgraben", zu Nr. 1046 (einem Denar des Vespasian) „Innengraben des Erdkastell Nordostecke". Im Tagebuch steht unter dem 8. Juli 1908 „ . . . der breite Graben zieht nach Westen weiter und nach Osten . . . darin 3 Münzen Nr. 1044/45 (aufeinandergerostet) d. H a - dr ian GrBr und ein 1046 Silberdenar des Vespasian abgegriffen . . ." und unter dem 9. Juli 1908 „Graben westl. fortgesetzt; . . . er setzt sich fort hinter d. Holzbad in d. NOecke d. Amphitheaters! " Aus all dem ergibt sich eindeutig, daß es sich um den hinter der östlichen Hälfte des nördlichen Erdkastellgrabens entlangziehenden kleinen Graben handelt 12. Von ihm sagt Jacobi im Bericht über die Grabungen des Jahres 1908: „Überraschend war ein inneres Gräbchen etwa im Abstand von 10 m von der Spitze des Wallgrabens, das zahlreiche Scherben und Münzen bis Hadrian enthielt". Wie er später dazu kam, mit aller Bestimmtheit eine andere Fundstelle anzugeben, bleibt ein Rätsel. 8 ORL A II 1 (1936), 131 Anm. 2. 9 Saalburg-Jb. 15, 1956, 17: „Schutt aus dem Erdkastell . . . , in dem sich die beiden Münzen befanden." 10 Bzw. sogar der 6. Mai 134 als frühester Termin (vgl. Saalburg-Jb. 15, 1956, 16 Nr. 2). 1" Vgl. jetzt auch H. Schönberger, in: Limesforschungen 2. Berlin 1962, 80 f. 11 Saalburg-Jb. 6, 114. 12 Siehe ORL B II 1 Nr. 11 Taf. II. 13 Saalburg. Jahresbericht 1908 erstattet an Seine Majestät den Kaiser und König im Dezember 1908, 6.

Zur Münzdatierung des Kohortenkastells Saalburg 73<br />

Fabricius mit der Feststellung entgegen, der Graben könne nur jünger<br />

als das Erdkastell sein. Als Erklärung für die verhältnismäßig frühen<br />

Funde in ihm (außer den beiden Sesterzen des Hadrian einer des Traian,<br />

vor allem aber Sigillata der domitianisch-hadrianischen Zeit) führt Fabricius<br />

an, daß es Schutt vom Erdkastell sein könne. Diese Vermutung<br />

wurde wiederum von Franke', der die beiden Münzen genau bestimmen<br />

konnte, wonach sich als Prägezeit von Nr. 1045 die Zeit 132-134 ergab<br />

10, wie eine erwiesene Tatsache benutzt, auf die er seine Spätdatierung<br />

gründete. Darauf hat Schleiermacher mit Recht aufmerksam gemachti"..<br />

Indes wurden die Münzen nach Inventarkartei und Grabungstagebuch<br />

im Gegensatz zur Veröffentlichung Jacobis gar nicht in dem beschriebenen<br />

Graben gefunden. Einen Widerspruch hinsichtlich ihrer Fundstelle<br />

gab es übrigens schon in Jacobis Aufsatz über das Saalburg-Erdkastell,<br />

wo einmal „Titulum" als Fundstelle angegeben ist u. Diese von<br />

Franke (15 und 16 f.) bemerkte Unklarheit hätte eigentlich schon zum<br />

Zurückgehen auf Inventarkartei und Grabungstagebuch veranlassen<br />

müssen, zumal Funde aus dem Titulum des Erdkastells mit Sicherheit<br />

als Erdkastell-Funde hätten ausgewertet werden können.<br />

Die Inventarkartei hat folgende Vermerke: Zu Nr. 1044 „Alter Graben<br />

unter dem Erdkastell Nordost", zu Nr. 1045 „Zus. mit 1044 in<br />

einem Erdkastellgraben", zu Nr. 1046 (einem Denar des Vespasian) „Innengraben<br />

des Erdkastell Nordostecke". Im Tagebuch steht unter dem<br />

8. Juli 1908 „ . . . der breite Graben zieht nach Westen weiter und nach<br />

Osten . . . darin 3 Münzen Nr. 1044/45 (aufeinandergerostet) d. H a -<br />

dr ian GrBr und ein 1046 Silberdenar des Vespasian abgegriffen . . ."<br />

und unter dem 9. Juli 1908 „Graben westl. fortgesetzt; . . . er setzt sich<br />

fort hinter d. Holzbad in d. NOecke d. Amphitheaters! " Aus all<br />

dem ergibt sich eindeutig, daß es sich um den hinter der östlichen Hälfte<br />

des nördlichen Erdkastellgrabens entlangziehenden kleinen Graben handelt<br />

12. Von ihm sagt Jacobi im Bericht über die Grabungen des Jahres<br />

1908: „Überraschend war ein inneres Gräbchen etwa im Abstand von<br />

10 m von der Spitze des Wallgrabens, das zahlreiche Scherben und<br />

Münzen bis Hadrian enthielt". Wie er später dazu kam, mit aller Bestimmtheit<br />

eine andere Fundstelle anzugeben, bleibt ein Rätsel.<br />

8 ORL A II 1 (1936), 131 Anm. 2.<br />

9 Saalburg-Jb. 15, 1956, 17: „Schutt aus dem Erdkastell . . . , in dem sich die beiden<br />

Münzen befanden."<br />

10 Bzw. sogar der 6. Mai 134 als frühester Termin (vgl. Saalburg-Jb. 15, 1956, 16<br />

Nr. 2).<br />

1" Vgl. jetzt auch H. Schönberger, in: Limesforschungen 2. Berlin 1962, 80 f.<br />

11 Saalburg-Jb. 6, 114.<br />

12 Siehe ORL B II 1 Nr. 11 Taf. II.<br />

13 Saalburg. Jahresbericht 1908 erstattet an Seine Majestät den Kaiser und König im<br />

Dezember 1908, 6.

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