1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Coniuratio 69<br />
Möglichkeit offen, daß der Bezug bei Veturius kommemorativen Charakter<br />
hat und auch Sulpicius kein aktuelles Ereignis zur Darstellung<br />
bringen wollte. — Bei den Münzen der Italiker sehen wir wieder klarer.<br />
Wir dürfen mit Sicherheit annehmen, daß die Aushebungen der Italiker<br />
im Bundesgenossenkrieg in Ermangelung einer zentralen Leitung und<br />
überhaupt durch das Fehlen aller staatlichen und damit für die Aushebung<br />
kompetenten Organe nicht in einer dem ordentlichen römischen<br />
dilectus analogen Weise erfolgen konnten. Was man sich für den Augenblick<br />
schuf, waren ja nur Provisorien, und selbst die Fiktion einer<br />
beschränkten staatlichen Effektivität mußte wegen der geographischen<br />
Zerrissenheit der Kampfplätze mancherorts durch die Initiative einzelner<br />
ersetzt werden. Da die Erinnerung an die alte coniuratio bei den<br />
Italikern vielleicht noch länger lebendig war, wie wir o. S. 57 vermuteten,<br />
lag ihnen dieser Ausweg um so näher.<br />
Der besondere Anlaß, der die Römer dazu bestimmte, mit dem Münzbild<br />
ihres ersten Goldes an das aktuelle Zeitgeschehen anzuknüpfen, ist<br />
nicht schwer zu finden. Er rechtfertigt m. E. auch, daß in dieser Sonderprägung<br />
— denn um eine solche handelt es sich ja — von den traditionellen,<br />
von den Zeitereignissen unbeeinflußten Münzbildtypen abgewichen<br />
wurde. Das Janus-Gold, die erste Münze mit Eidszene, gehört in<br />
den Hannibalkrieg. Die Not der Zeit verlangte außerordentliche Maßnahmen.<br />
Mit dem Münzbild demonstrierte Rom, daß die Römer diese<br />
außergewöhnlichen militärischen Belastungen nicht unwillig und nur<br />
unter dem Druck staatlicher Nötigung auf sich nahmen, sondern daß sie<br />
aus freiem Willen, und wenn die Staatsgewalt erlahmte, sogar aus eigener<br />
Initiative ins Feld zogen, um das Vaterland von dem eingefallenen<br />
Landesfeind zu befreien. Die Schwurszene der Münze wurde so das<br />
Sinnbild des römischen Kampfeswillen gegen Hannibal, wie sie später,<br />
bei den Italikern, Sinnbild der Entschlossenheit der italischen Stämme<br />
im Kampf gegen Rom werden sollte. Bei dem frühesten Entwurf der<br />
Szene ist der Schwurakt — vielleicht der künstlerischen Formgebung<br />
wegen — noch stilisiert: Zwei Soldaten stehen für alle anderen. Bei den<br />
Italikern ist — zum Schaden der Schönheit des Bildes — die Demonstration<br />
der vom Kampfeswillen geeinten Masse in den Vordergrund<br />
gerückt. Beiden Prägungen gemeinsam ist der Wunsch zu zeigen, daß<br />
der Wille des Staates, der die Münze prägt, mit dem Willen seiner Bürger<br />
und Soldaten identisch ist.