1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Coniuratio 65<br />
Erinnerung an eine der schmachvollsten Niederlagen der Römer durch<br />
den Nachkommen eines der für diese Blamage Verantwortlichen wachgehalten<br />
worden sein soll. Vor allem aber wird durch die Darstellung<br />
der Szene selbst von vornherein ausgeschlossen, daß in ihr ein Vertragsabschluß<br />
wiedergegeben ist. Denn das Ferkelopfer, woran man gedacht<br />
hat, wird von den Fetiale n, nicht von den Soldaten vollzogen,<br />
und der Fetiale muß in jedem Fall togatus sein. In der Eidszene auf<br />
den Denaren und Gemmen aber stehen Soldaten in irgendeiner Beziehung<br />
zu dem Ferkelopfer"; es kann sich folglich das Ferkelopfer auf<br />
den Münzen nicht auf einen Vertragsabschluß beziehen. Aus demselben<br />
Grunde müssen auch diejenigen Erklärungsversuche der Szene als unzutreffend<br />
bezeichnet werden, die in dem Münzbild die Versinnbildlichung<br />
der italischen Eidgenossenschaft als einer Waffengemeinschaft<br />
im Kampf gegen Hannibal sehen möchten". Obwohl der zeitliche An-<br />
Erinnerungsmünzen geprägt habe. Der richtige Bezug ist nach Breglia das joedus auf<br />
Grund des Friedens nach der Schlacht von Sentinum (295), abgeschlossen mit den<br />
Sabinern und den Samniten im Jahre 290 v. Chr. Deswegen hat nach Meinung von<br />
Breglia der von ihr als Römer ‚erkannte' rechtsstehende Soldat die stolze Haltung<br />
des Siegers (S. 73 ff.). Das Bemühen, die drei Hauptemissionen der Eidszene —<br />
Janus-Gold, Veturius-Denar und Italiker-Denare — mit festen historischen Ereignissen<br />
zu verknüpfen, ist in dieser ausführlichsten und im übrigen sorgfältigen<br />
Arbeit über das Thema ad absurdum geführt: Die Prägeherren der drei großen<br />
Emissionen haben sich nach Breglia bei derselben Szene alle etwas anderes gedacht!<br />
Aber nicht nur das. Die typischen Merkmale, die den Bezug einer dieser Emissionen<br />
gerade zu einem bestimmten Ereignis in Beziehung setzen sollen, kehren ausgerechnet<br />
auch in den anderen Emissionen wieder, wo sie nun ganz und gar nicht<br />
hineinpassen: Die „hochfahrende Haltung des siegreichen Römers" gegenüber dem<br />
durch den angeblichen Schurz gekennzeichneten „demütigen" Samniten hat auch<br />
der Denar des Italikers C. Papius Mutilus (5 a)! Das kampanische Kupfer, das ohne<br />
Frage in das 3. Jahrhundert gehört und mit dem Janus-Gold zusammenzubringen<br />
ist (2 a. b.), weist absolut keine unterschiedliche Haltung der Krieger auf, im Gegenteil,<br />
es ist gerade hier sehr deutlich, daß wir es mit zwei Soldaten zu tun haben,<br />
die Schulter an Schulter kämpfen wollen. Schließlich ist die hasta, auf die sich<br />
der von Breglia als Samnite interpretierte linksstehende Soldat stützt, gerade nicht<br />
das Kennzeichen des samnitischen Kriegers; aus Samnium kam bekanntlich das<br />
pilum zu den Römern (vgl. o. S. 63).<br />
58 Dies hat nur Breglia a. a. O. S. 73 gesehen, wiewohl sie daraus nicht die Konsequenzen<br />
gezogen hat.<br />
59 Zuerst, soweit ich sehe, bei Alföldi a. a. 0. S. 20 ff. Danach stellt unsere Szene den<br />
Vertragsabschluß zwischen Aeneas und Latinus dar, der symbolisch für die Waffenbrüderschaft<br />
zwischen Rom und seinen latinischen Kolonien im Kampf gegen Hannibal<br />
steht. Die Betonung dieser Waffengemeinschaft in der Bildsymbolik der offiziellen<br />
Münzen hatte nach A. ihren aktuellen Anlaß in der Erklärung von 12 latinischen<br />
Kolonien, daß sie weiterhin weder Soldaten noch Geld zur Verfügung stellen könnten<br />
(209 v. Chr.; Liv. 27, 9). Die Szene des Goldes hätten die Römer somit auf die<br />
Münze gesetzt, um zu demonstrieren, daß t r o t z der Haltung dieser Kolonien<br />
der Kampfeswille von Römern und Latinern ungebrochen sei. Nach dem Vorgang<br />
von Alföldi erklärt die Szene ähnlich Thomsen a. a. 0. S. 285. Er verbindet die<br />
Prägung mit dem o. S. 56 von mir vorgestellten Passus Liv. 22, 38, 1-5 und datiert<br />
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