1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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60 Jochen Bleicken war, bestätigt. Später begegnet die Wendung Jovem lapidem iurare noch zur besonderen Hervorhebung und Bekräftigung einer Aussage 37; sie ist also durch Bedeutungserweiterung zu einem reinen Analogon von Wendungen geworden, die Juppiter als Schwurgott zum Zeugen anrufen (wie z. B. me Dius Fidius). Wahrscheinlich war man sich bei der Wahl des Ausdruckes nicht einmal mehr dessen bewußt, was es mit dem Stein in der Formel auf sich hatte; man wählte die Wendung, weil die Unverständlichkeit ihres Sinnes sie altehrwürdig und damit zugkräftiger machte, oder man sah in dem lapis einfach nur einen Beinamen des Schwurgottes Juppiter 88. Immerhin aber zeigt der verbreitete Gebrauch der Formel, daß der Schwurritus früher einmal, als er noch nicht zu einer unverständlichen Wendung erstarrt war, auch außerhalb des ius fetiale im privaten Bereich Anwendung fand. III Auf einer ganzen Reihe von republikanischen Münzen und Gemmen begegnen wir nun der bildlichen Darstellung eines Vorganges, der mit dem soeben entwickelten Eidesritus des ius fetiale in Verbindung zu stehen scheint. Schon gleich die ersten Goldmünzen der Römer gehören zu ihnen. Es folgt zunächst eine Aufstellung aller mir greifbaren Münzen und Gemmen, die diese Eidszene abbilden. Münzen 1) Janus-Gold: Stater und Halbstück 39 (Tafel VII 1-2). Vs. Kopf des jugendlichen Janus, Rs. Eidszene: Zwischen zwei Soldaten kniet ein Jüngling 49, der in seinen Armen ein Ferkel hält. Der linke Soldat ist bärtig, bekleidet mit Tunica (oder nur mit einem Schurz) und flachen Schuhen; seine Bewaffnung besteht aus dem Schwert, dessen Scheide man hinter ihm hervorragen sieht, und aus einer übermannsgroßen Lanze (hasta). Er steht dem Knaben mit dem Ferkel zugewandt, zeigt also dem Beschauer sein rechtes Profil. Die rechte Hand ist bewaffnet mit einem gezückten Schwert, das auf das Ferkel weist, die linke stützt sich auf die umgekehrte Lanze. Symmetrisch zu ihm steht der andere Soldat. Er ist bartlos und auch in der Rüstung von seinem Kameraden unterschieden: Er trägt über der Tunica einen Panzer (lorica). Darüber hinaus ist er noch mit einem kurzen Mantel, dem sagum, angetan, dessen Zipfel er zusammengerafft um den linken Arm gewickelt hat; der unterste Zipfel des sagum ist unter dem linken Arm herabhängend zu sehen. Die Bewaffnung besteht aus einem Schwert und kurzer Lanze (pilum); er hält — im Gegensatz zu seinem Gegenüber — die Lanze im linken Arm mit der Spitze nach unten. Auch er weist mit dem Schwert 37 Gell. 1, 21, 4. 38 So etwa gebraucht bei Apul. de deo Socr. 5: nam et iusiurandum Jovisiurandum dicitur, ut ait Ennius. quid igitur censes? iurabo per Jovem lapidem Romano vetustissimo ritu? 39 Sydenham Nr. 69 (Stater). 70 (Halbstück). Von dem Halbstück existieren nur 4 Exemplare; zu ihrer wiederholt angezweifelten Echtheit vgl. Laura Breglia, L'oro del giuramento e i denari romani e italici del I° sec., Numismatica 1947, S.72. 75f. 4° Zu dem Ritus des Kniens bei der Darreichung des Opfers vgl. I. Marquardt, Röm. Staatsverwaltung III S. 179 Anm. 4.

Coniuratio 61 in der Rechten auf das Ferkel. Der Jüngling zwischen den Soldaten ist nur mit einer Tunica bekleidet. Er schaut zu dem im Bild rechtsstehenden Soldaten auf. — Beischrift: ROMA. — Die Darstellung auf diesen Goldmünzen ist durchweg von hoher Qualität. Die Emission wird jetzt allgemein auf die ersten Jahre des Hannibalischen Krieges gesetzt". Die zu der Goldemission gehörigen Silberstücke, die sog. quadrigati (Vs. Janus- Kopf, Rs. Juppiter mit Blitzbündel und Szepter in der Quadriga, hinter ihm Victoria), und das Kupfer der Zeit, das auf der Rs. die prora abbildet, scheinen zu der Szene auf dem Gold in keiner unmittelbaren Beziehung zu stehen. 2a) Quadrans und Sextans aus Capua" (Tafel VII 3): Vs. Kopf des Juppiter mit Lorbeerkranz, Rs. Eidszene: Zwei Soldaten halten, einander gegenüberstehend, mit der linken Hand ein Ferkel, mit der rechten heben sie ihre gezückten Schwerter empor. Beide Soldaten tragen tunica, sagum, Schaftstiefel und Helm. Dieser Typ (ohne Jüngling, der das Ferkel hält) ist ähnlich der Nr. 4 unserer Liste, wo aber das Ferkel am Boden liegt. — Beischrift: Capua (in oskischer Schrift). 2b) Sextans aus Atella 43: Vs. wie 2a, Rs.: Eidszene ähnlich wie 2a. — Beischrift: Atella (in oskischer Schrift). 3) Denar des Ti. Veturius" (Tafel I 4-6): Vs. Portrait einer männlichen Gottheit mit Helm und um die Schulter geworfener Chlamys (Mars ?); TI VET (in Ligatur) B (Ti. Veturius Barrus?) 45; Rs. Eidszene: Anzahl und Gruppierung der Personen entsprechen dem Goldstück Nr. 1 unserer Liste, die Haltung der Soldaten sowie deren Kleidung und Bewaffnung sind zur Erreichung einer stärkeren Symmetrie leicht modifiziert: Beide stützen nun ihre linke Hand auf den mannshohen Speer; auch die Scheide des Kurzschwertes ist nun bei beiden sichtbar abgebildet. Wie bei dem Goldstück ist jedoch auch hier nur der rechte Soldat gepanzert, der linke mit einer Tunica oder auch nur mit einem Schurz (subligaculum) bekleidet. Der Stil dieser Münzserie hat nicht die Feinheit und die Sorgfalt des Details, der die Goldmünzen auszeichnet. — Beischrift: ROMA. — Sydenham datiert den Denar auf die Jahre 110/108 v. Chr., H. A. Grueber, Coins of the Roman Republic in the British Museum, London 1910, Bd. II, 5.281 Nr. 550, auf 93/92 v. Chr. 41 Sydenham (1952) datiert das Gold auf 218/217 v. Chr. — H. Mattingly, The First Age of Roman Coinage, Journ. Rom. Stud. 35, 1945, S. 73 f.; ders., Roman Coins from the Earliest Times to the Fall of the Western Empire, London 1960 2, S. 14: 217 und 209 v. Chr. — R. Thomsen, Early Roman Coinage. A Study of the Chronology, II, Nationalmuseets Skrifter, Ark.-Histor. Raekke, IX, 1961, S. 277 ff.: 218- 214 v. Chr. — H. Willers, Die römische Goldmünzenprägung vom Jahre 209 v. Chr., Corolla Numismatica, Numismatic Essays in Honour of Barclay V. Head, London 1906, S. 313 ff.: 209 v. Chr. — A. Alföldi, Hasta — Summa Imperii. The Spear as Embodiment of Sovereignty in Rome, A. J. A. 63, 1959, S. 20 f.: 209 v. Chr. — E. J. Haeberlin, Ztschr. f. Numismatik 26, 1908, S. 251 ff. 261, und M. v. Bahrfeldt, Die römische Goldmünzenprägung während der Republik und unter Augustus, Halle (Saale) 1923, S. 10 f.: 300 v. Chr. — Von den modernen Numismatikern datiert m. W. nur L. Breglia a. a. 0. S. 71 ff. diese Reihe früher: 289 den Stater, 280- 265 das Halbstück. Die genauere Datierung der Stücke hängt bei Breglia wie auch bei den meisten älteren Gelehrten von dem historischen Bezug (dem f oedus) ab, der hier zur Darstellung gelangt sein soll; vgl. u. S. 64 ff. 42 J. Friedländer, Die oskischen Münzen, Leipzig 1850, Capua Nr. 9. (Quadrans); 10 (Sextans); B. M. C. Italy S. 81 Nr. 6 (Sextans). 43 Friedländer a. a. 0. Atella Nr. 2; B. M. C. Italy S. 74 Nr. 3 f. 44 Sydenham Nr. 527. 45 Mommsen, Münzwesen S. 555 Anm. 283.

Coniuratio 61<br />

in der Rechten auf das Ferkel. Der Jüngling zwischen den Soldaten ist nur mit<br />

einer Tunica bekleidet. Er schaut zu dem im Bild rechtsstehenden Soldaten auf.<br />

— Beischrift: ROMA. — Die Darstellung auf diesen Goldmünzen ist durchweg<br />

von hoher Qualität. Die Emission wird jetzt allgemein auf die ersten Jahre des<br />

Hannibalischen Krieges gesetzt".<br />

Die zu der Goldemission gehörigen Silberstücke, die sog. quadrigati (Vs. Janus-<br />

Kopf, Rs. Juppiter mit Blitzbündel und Szepter in der Quadriga, hinter ihm<br />

Victoria), und das Kupfer der Zeit, das auf der Rs. die prora abbildet, scheinen<br />

zu der Szene auf dem Gold in keiner unmittelbaren Beziehung zu stehen.<br />

2a) Quadrans und Sextans aus Capua" (Tafel VII 3): Vs. Kopf des Juppiter mit Lorbeerkranz,<br />

Rs. Eidszene: Zwei Soldaten halten, einander gegenüberstehend, mit<br />

der linken Hand ein Ferkel, mit der rechten heben sie ihre gezückten Schwerter<br />

empor. Beide Soldaten tragen tunica, sagum, Schaftstiefel und Helm. Dieser Typ<br />

(ohne Jüngling, der das Ferkel hält) ist ähnlich der Nr. 4 unserer Liste, wo aber<br />

das Ferkel am Boden liegt. — Beischrift: Capua (in oskischer Schrift).<br />

2b) Sextans aus Atella 43: Vs. wie 2a, Rs.: Eidszene ähnlich wie 2a. — Beischrift:<br />

Atella (in oskischer Schrift).<br />

3) Denar des Ti. Veturius" (Tafel I 4-6): Vs. Portrait einer männlichen Gottheit<br />

mit Helm und um die Schulter geworfener Chlamys (Mars ?); TI VET (in Ligatur)<br />

B (Ti. Veturius Barrus?) 45; Rs. Eidszene: Anzahl und Gruppierung der Personen<br />

entsprechen dem Goldstück Nr. 1 unserer Liste, die Haltung der Soldaten<br />

sowie deren Kleidung und Bewaffnung sind zur Erreichung einer stärkeren Symmetrie<br />

leicht modifiziert: Beide stützen nun ihre linke Hand auf den mannshohen<br />

Speer; auch die Scheide des Kurzschwertes ist nun bei beiden sichtbar abgebildet.<br />

Wie bei dem Goldstück ist jedoch auch hier nur der rechte Soldat gepanzert,<br />

der linke mit einer Tunica oder auch nur mit einem Schurz (subligaculum)<br />

bekleidet. Der Stil dieser Münzserie hat nicht die Feinheit und die Sorgfalt<br />

des Details, der die Goldmünzen auszeichnet. — Beischrift: ROMA. — Sydenham<br />

datiert den Denar auf die Jahre 110/108 v. Chr., H. A. Grueber, Coins<br />

of the Roman Republic in the British Museum, London 1910, Bd. II, 5.281<br />

Nr. 550, auf 93/92 v. Chr.<br />

41 Sydenham (1952) datiert das Gold auf 218/217 v. Chr. — H. Mattingly, The First<br />

Age of Roman Coinage, Journ. Rom. Stud. 35, 1945, S. 73 f.; ders., Roman Coins<br />

from the Earliest Times to the Fall of the Western Empire, London 1960 2, S. 14:<br />

217 und 209 v. Chr. — R. Thomsen, Early Roman Coinage. A Study of the Chronology,<br />

II, Nationalmuseets Skrifter, Ark.-Histor. Raekke, IX, 1961, S. 277 ff.: 218-<br />

214 v. Chr. — H. Willers, Die römische Goldmünzenprägung vom Jahre 209 v. Chr.,<br />

Corolla Numismatica, Numismatic Essays in Honour of Barclay V. Head, London<br />

1906, S. 313 ff.: 209 v. Chr. — A. Alföldi, Hasta — Summa Imperii. The Spear as<br />

Embodiment of Sovereignty in Rome, A. J. A. 63, 1959, S. 20 f.: 209 v. Chr. —<br />

E. J. Haeberlin, Ztschr. f. Numismatik 26, 1908, S. 251 ff. 261, und M. v. Bahrfeldt,<br />

Die römische Goldmünzenprägung während der Republik und unter Augustus,<br />

Halle (Saale) 1923, S. 10 f.: 300 v. Chr. — Von den modernen Numismatikern datiert<br />

m. W. nur L. Breglia a. a. 0. S. 71 ff. diese Reihe früher: 289 den Stater, 280-<br />

265 das Halbstück. Die genauere Datierung der Stücke hängt bei Breglia wie auch<br />

bei den meisten älteren Gelehrten von dem historischen Bezug (dem f oedus) ab, der<br />

hier zur Darstellung gelangt sein soll; vgl. u. S. 64 ff.<br />

42 J. Friedländer, Die oskischen Münzen, Leipzig 1850, Capua Nr. 9. (Quadrans);<br />

10 (Sextans); B. M. C. Italy S. 81 Nr. 6 (Sextans).<br />

43 Friedländer a. a. 0. Atella Nr. 2; B. M. C. Italy S. 74 Nr. 3 f.<br />

44 Sydenham Nr. 527.<br />

45 Mommsen, Münzwesen S. 555 Anm. 283.

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