1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Coniuratio 57<br />
schworen' sich freiwillig untereinander, sich zu einer Truppe zu<br />
formieren und den soldatischen Pflichten in der Schlacht genüge zu tun.<br />
Es ist klar, daß diese Form der Eidesleistung aus der Not der Stunde<br />
geboren war. Zu ähnlichen Maßnahmen griff man in der von Mißerfolgen<br />
reichen Zeit des Perseuskrieges: Wieder berichtet Livius, daß nach<br />
der Nachricht von der Schlacht bei Pydna der Senat die Entlassung von<br />
Soldaten verfügte, die in der Form der coniuratio ausgehoben worden<br />
waren 27. Die Liquidation des Krieges verlangte als erste Maßnahme die<br />
Auflösung derjenigen Formationen, die aus nur ,notverpflichteten` Soldaten<br />
bestanden.<br />
Die Erinnerung an die alte coniuratio ist in Rom gewiß durch die<br />
Italiker wachgeblieben, wo die losere Form der Staatlichkeit der ursprünglich<br />
gemeinitalischen Sitte mancherorts ein Weiterleben gestattete.<br />
Von den Samniten, Volskern und Aquern, ja sogar von den Etruskern<br />
und Ligurern weiß die Annalistik zu berichten, daß sie in besonderer,<br />
mit religiösen Riten verbundener Form (lex sacrata) Soldaten<br />
verpflichteten, die milites sacrati". Der Charakter des Eides als eine in<br />
religiöse Formen gekleidete Verpflichtung gegenüber den Häuptern der<br />
Geschlechter ist besonders bei den Samniten deutlich". Die eilige Zusammenraffung<br />
der italischen Verbände im Bundesgenossenkrieg dürfte<br />
auch weitgehend in den Formen der alten coniuratio vorgenommen worden<br />
sein. Wohl nicht nur der Mangel an ordentlichen, auf den Dingstätten<br />
der Italiker gewählten Beamten machte die Selbstverpflichtung<br />
der Soldaten auf Gehorsam gegenüber irgendeinem gerade zur Verfügung<br />
stehenden fähigen Mann notwendig: Das Fehlen jeder staatlichen<br />
Tradition ließ vielleicht überhaupt nur die coniuratio als einzig<br />
mögliche Form der Verpflichtung zu. Die Begeisterung der Massen hat<br />
das ihrige dazu getan. Ob es sich bei den Liv. ep. 71 unmittelbar vor der<br />
Ermordung des Livius Drusus erwähnten coniurationes" um militärische<br />
Eide und nicht vielmehr um einen allgemeinen Ausdruck des Annalisten<br />
für hochverräterische Aktionen handelt, ist nicht sicher auszumachen".<br />
iurando ab tribunos militum adacti milites; nam ad eam diem nihil praeter sacramentum<br />
fuerat, iussu consulum conventuros neque iniussu abituros, et •ubi ad<br />
decuriatum aut centuriatum convenissent, sua voluntate ipsi inter sese decuriati<br />
equites, centuriati pedites coniurabant sese fugae atque formidis ergo non abituros<br />
neque ex ordine recessuros nisi teli sumendi aut petendi et aut hostis feriendi aut<br />
civis servandi causa. id ex voluntario inter ipsos foedere ad tribunos ac legitimam<br />
iuris iurandi adactionem translatum.<br />
27 45, 2, 1: senatus consultum factum est, ut consul quos praeter milites sociosque<br />
navales coniuratos haberet, dimitteret.<br />
28 Liv. 4, 26, 3 (Äquer und Volsker); 9, 39, 5 (Etrusker); 9, 40, 9 (Samniten: sacrati<br />
more Samnitium milites); 36, 38, 1 (Ligurer).<br />
" Liv. 10, 38, 2 ff. Zu der Interpretation der Stelle vgl. Latte a. a. 0. S. 68 f.<br />
Eorum (sc. Italicorum) coetus coniurationesque et orationes in consiliis principum<br />
referuntur.<br />
31 Bei Diodor 37, 11 (Exc. Vat.) Vog. ist ferner der Eid eines gemeinitalischen Ge-