1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
JOCHEN BLEICKEN<br />
Coniuratio<br />
Die Schwurszene auf den Münzen und Gemmen der römischen<br />
Republik'<br />
Die nachfolgende Studie hat eine neue Interpretation der bekannten<br />
Schwurszene auf Münzen und Gemmen der Republik zum Ziel. Die<br />
auf ihnen dargestellte Eidesleistung soll hier mit der coniuratio, einer<br />
Form der römischen Aushebung, in Verbindung gesetzt werden. Ein<br />
erster Abschnitt dient der Abgrenzung der regulären (legitima militia)<br />
von der irregulären Form der Aushebung (coniuratio). Daran schließt<br />
sich eine Betrachtung über den Ritus, in dem der Eid bei der coniuratio<br />
abgelegt wurde (II). Schließlich wird nach der Beschreibung der Schwurszenen<br />
auf den republikanischen Münzen und Gemmen (III) der dort<br />
dargestellte Schwurakt mit der tumultuarischen Aushebung (coniuratio)<br />
in Verbindung gesetzt (IV).<br />
Servius berichtet an verschiedenen Stellen seines Kommentars zur<br />
Aeneis', daß die Römer drei Formen der militia gekannt hätten, nämlich<br />
den Kriegsdienst auf Grund regulärer Aushebung (legitima militia), bei<br />
der die Soldaten dem Konsul einzeln den Fahneneid (sacramentum) leisteten<br />
3, zum anderen den Kriegsdienst auf Grund irregulärer Aushebung,<br />
wo wiederum zwei Formen zu unterscheiden sind: die coniuratio<br />
und die evocatio. Von diesen beiden letzteren sei die erstere die Zusammenraffung<br />
aller verfügbaren wehrfähigen Männer in Zeiten der höchsten<br />
Not, die wegen der unmittelbaren Gefahr nicht einzeln, sondern<br />
als Masse ihren Eid ablegten'; die andere, die evocatio, erfolge auch bei<br />
1 Für freundliche Unterstützung bei der Beschaffung von Bildmaterial bin ich zu<br />
besonderem Dank verpflichtet Frl. Dr. M.-L. Vollenweider, Genf; Frau Prof. A.<br />
N. Zadoks, Koninklijk Kabinet van Munten, 's-Gravenhage; Herrn R. A. Carson,<br />
British Museum; Herrn Dr. W. Schwabacher vom Kungl. Myntkabinettet, Stockholm,<br />
und Herrn H.-D. Schultz, Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin.<br />
2 Serv. Aen. 8, 1; 2, 157; 7, 614 Isid. orig. 9, 3, 53-55).<br />
8 Der Eid bei Polyb. 6, 21; Dion. 10, 18, 2; 11, 43, 2; Liv. 22, 38, 3-4; Serv.<br />
Aen. 7, 614. Es bestand kein Bedürfnis, den evocatus durch einen anderen Eid<br />
als das sacramentum zu verpflichten, es sei denn, er wurde im tumultus aufgerufen;<br />
dann galt dasselbe für ihn wie für den coniuratus.<br />
Serv. Aen. 7, 614 (= Isid. orig. 9, 3, 55): coniuratio, quae fit in tumultu, id est ltalico<br />
bello et Gallico, quando vicinum urbis periculum singulos iurare non patitur, ut<br />
inter Fabios fuit; 8, 1: qui fuerat ducturus exercitum ibat ad Capitolium et exinde<br />
proferens duo vexilla, unum russeum, quod pedites evocabat, et unum caeruleum,<br />
quod erat equitum dicebat, „qui rem publicam salvam esse vult, me<br />
sequatur", et qui convenissent, simul iurabant: et dicebatur ista militia coniuratio;<br />
4,