1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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48 Konrad Kraft Hermen im Inschriftencorpus angeben, die erstere verschollen, die zweite noch vorhanden ist. So wenig das angebliche „Gesetz der Doppelherme" geeignet ist, den mit Homer in einer Doppelherme vereinigten Kopf als Vergil oder Menander zu erweisen, so wenig wäre es natürlich auch brauchbar, die Benennung Aristoteles zu sichern. Es soll nur darauf hingewiesen werden, daß man die neue Aristotelesbenennung nicht etwa mit der Behauptung abtun könnte, daß mit Homer auf alle Fälle nur ein Dichter verbunden wurde. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Gründen, die gerade eine Verbindung Homer-Aristoteles als sehr gut möglich erscheinen lassen. Plutarch Alex. 8, 2 (vgl. 26, 1) berichtet, daß Aristoteles dem Alexander eine verbesserte Ausgabe der Ilias anfertigte, die man die Ausgabe aus dem Salbenkästchen nannte (isi ex toi VddliX0c). Plutarch hat diese Nachricht von Onesikritos, der Alexander begleitete und auch eine Geschichte seiner Taten schrieb. Aristoteles ist der erste Veranstalter einer kritischen Homerausgabe, der Ahnherr der Homerkritik, die vor allem in seiner Schule weitergepflegt wurde. Aristoteles ist schließlich auch der Verfasser der Poetik. Die Koppelung des Aristoteles mit Homer wäre also ganz natürlich, sicher viel natürlicher als eine Verbindung Homers mit Menander. Nur am Rande sei angemerkt, daß auch die Verbindung des Sokrates mit dem bisherigen Plato in einer Doppelherme 85 nichts verliert, wenn man dieses Porträt Zenon von Kition benennen würde, der als Schüler des Kyniker Krates den Sokrates nicht weniger als Ahnherrn seiner Philosophie in Anspruch nahm, ja ihm in der Auffassung der Zeit der Doppelherme näher steht als Platon. Schließlich muß noch ein letzter Einwand ins Auge gefaßt werden. Wir besitzen in Neapel zwei inschriftlich bezeichnete Zenonbildnisse (Taf. V 4 und VI 1). Es könnte natürlich nicht der bisherige Platon in Zenon umbenannt werden, wenn auf solche Weise dieser Name schon durch ein anderes Porträt verbindlich besetzt wäre. Indes gibt es drei berühmte Philosophen des Namens Zenon. Auch wenn durch unsere Umbenennung des bisherigen Platon der Name des Zenon von Kition beansprucht bzw. wieder beansprucht wird, so steht für die beschrifteten Neapler Büsten noch Zenon, der Schüler des Parmenides zur Verfügung, und vor allem ließe sich an einen dritten Philosophen Zenon, den Epikureer aus Sidon und Lehrer Ciceros denken 86. Nur wenn man zwingend ausschließen könnte, daß keiner dieser beiden Zenon in den Neapler Bildnissen dargestellt sein könnte, ließe sich von da aus die von 85 Vgl. Crome a. 0. 7. Vgl. Bernoulli Griech. Ikonogr. I, 186 Nr. 7; II, 27 Nr. 4. 88 Vgl. Bernoulli, Griech. Ikonogr. II 137. Vgl. G. Lippold, Röm. Mitt. 33, 1918, 18. Auch L. Laurenzi, Ritratti Greci, 133 Nr. 105 spricht sich ausdrücklich für den Epikureer aus.

Tafel I 1 2 3 4 9 8 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 a t. 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

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