1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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über die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 43<br />
und liebgewordenen Vorstellungen: Der bisherige Platon müßte wie<br />
früher Zenon heißen, der bisherige Aristoteles müßte Platon<br />
benannt werden, und der Studnic z k a-Men an d er würde, wie auch<br />
schon früher, wieder Aristoteles sein.<br />
Bemerkungen zur stilkritischen Einordnung<br />
Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis, obwohl es in zwei Fällen<br />
nur alte bis gegen Ende des 19. Jh. gültige Benennungen wieder herstellt,<br />
ziemlich erschütternd. Indes sind die neuen Namensvorschläge<br />
doch wohl nicht aus der Luft gegriffen, sondern begründet worden. Sie<br />
ergaben sich zwangsläufig aus dem Studium des Glaspastenmaterials<br />
und aus der Nachprüfung der antiken literarischen Beschreibungen der<br />
einzelnen Persönlichkeiten. Es handelt sich im weiteren selbstverständlich<br />
darum, sich mit den vorliegenden Begründungen für die Namengebung<br />
auseinanderzusetzen, insbesondere mit ihnen die bisher vorliegenden<br />
Begründungen für andere Benennungen auf größere oder geringere<br />
Tragfähigkeit hin zu untersuchen.<br />
Es ist wohl zweckmäßig für eine solche Diskussion, einige Punkte<br />
herauszustellen. Den Archäologen berührt an sich weniger die Benennung<br />
als die Frage der stilkritischen Einordnung. Bei näherem Zusehen<br />
wird man wohl zugestehen können, daß Benennungen nicht oder nur<br />
ganz bedingt und hilfsweise durch stilkritische Beurteilung entschieden<br />
werden können, daß vielmehr umgekehrt die aus anderen Momenten<br />
abgeleiteten Benennungen die Zeitansätze der in den betreffenden Porträts<br />
erscheinenden Stileigenarten meist wesentlich beeinflußt haben.<br />
Die archäologische Hauptfrage ist, ob sich die neuen Benennungen<br />
mit den aus der Stilkritik zu gewinnenden Daten in Einklang bringen<br />
lassen. Dem Verfasser scheint es mit relativ geringen und durchaus<br />
vertretbaren Änderungen bisheriger Ansichten möglich. In der Hauptsache<br />
bedarf nur der Zeitansatz des bisherigen Platon, d. i. unseres Zenon<br />
(Taf. V 1-3) einer merklichen Verschiebung. Im allgemeinen schwören<br />
heute nicht wenige Archäologen darauf, daß hier der Porträtstil<br />
der Mitte des 4. Jh. v. Chr., eben der Stil des Silanion vorliege; dann<br />
käme natürlich Zenon (Lebenszeit ca. 336-264 v. Chr.), dessen Porträt<br />
bestenfalls um 285 v. Chr. entstanden sein könnte, nicht in Frage. Unvoreingenommen<br />
zu prüfen wäre, ob man das fragliche Porträt und seinen<br />
Stil nicht einfach deswegen in die Mitte des 4. Jh. datierte, weil man<br />
es zuerst, und zwar lediglich wegen einer für verbindlich gehaltenen<br />
Platonaufschrift (auf der Castellaniherme) dem Silanion zuschrieb, von<br />
dem man weiß, daß er ein Platonbildnis schuf, und dann mit diesem<br />
Bildwerk die Stilcharakteristika des Silanion fixierte". Ohne eine vor-<br />
75 Literatur zu Silanion: RE III A 1-6 (Lippold); Ed. Schmidt, JdI 47, 1932, 239-303.