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1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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über die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 41<br />

denken schon in der Antike unzutreffende Namen angebracht wurden,<br />

wenn man etwa einen Garten mit Hermen von der Art der Castellaniherme<br />

schmückte und dies noch dazu im 3. Jh. n. Chr. Es handelt sich<br />

also weniger darum, ob die Inschrift ,Platon` in Berlin bzw. ,Zenon` im<br />

Vatikan als solche antik sind oder nicht, sondern ob sie richtig angewendet<br />

sind. Unter diesen Umständen kann die Platoninschrift der<br />

Castellaniherme nicht eine gesicherte Basis für die Ermittlung des richtigen<br />

Platonporträts abgeben, wie überhaupt grundsätzlich nicht ein<br />

einziges beschriftetes Porträt für sich allein eine ausreichende Grundlage<br />

einer Benennung sein kann, sondern der Bestätigung, sei es durch<br />

weitere gleiche Beschriftungen des gleichen Porträts oder vor allem<br />

durch evidente Übereinstimmungen mit literarisch gesicherten speziellen<br />

Eigenheiten der betreffenden Person, bedarf. Die beiden Momente<br />

fehlen in unserem Fall sichtlich. Der einzige brauchbare Anhalt der<br />

literarischen Beschreibung, die breite Stirn, ist gerade bei dem bisherigen<br />

Platon nicht ausgeprägt (dagegen bei dem Studniczka-Aristoteles<br />

zu finden); parallele Beschriftungen anderer Kopien des gleichen Porträts<br />

fehlen nicht nur, sondern es existiert ein gleiches Porträt mit der<br />

Inschrift Zenon, ohne daß man zwingend erweisen könnte, daß diese<br />

Inschrift nicht antik wäre bzw., was natürlich viel wichtiger ist, ohne<br />

daß man zeigen könnte, daß diese Benennung unrichtig sein müßte.<br />

Ganz im Gegenteil fügen sich wieder die literarischen Nachrichten<br />

über das Aussehen des Zenon gerade zu diesem Porträt ausgezeichnet.<br />

Sidonius Apollinaris erwähnt in dem schon einmal zitierten Brief ep.<br />

9, 9, 14 als das Kennzeichen, an welchem man das Bild des Zenon leicht<br />

erkennen könne: fronte contracta, d. i. an der zusammengekniffenen<br />

Stirn. Bei Diogenes Laertios (VII 16) findet man, daß Zenon düster und<br />

bitter sei und ein zusammengekniffenes Gesicht hatte (airröv crruyvb<br />

rVivat xai nixdv xal, to ne6aconov auvecuracritivov). Was diese antiken<br />

Beschreibungen des Äußeren des Zenon sagen, findet sich an dem im<br />

Vatikan mit dem Namen Zenon bezeichneten Bildnis und noch mehr an<br />

den Kopien dieses Kopfes, die man mit Recht für die qualitätsvollsten<br />

erklärt hat, sehr deutlich wieder. Vor allem sind die tiefen Falten an<br />

der Nasenwurzel und die tiefen Stirnfalten ein unverkennbares Charakteristikum.<br />

Bemerkenswert ist auch noch der Bart dieses Zenon-Platon.<br />

Er hängt in einer zurückweichenden Linie auf die Brust herab (Taf.<br />

V 1)u. Gewöhnlich fand der Verfasser in Diskussionen die Ansicht vertreten,<br />

daß das bisher Platon genannte Porträt ganz der Typ eines Atheners<br />

sei, wie man sie auf den Grabreliefs des 4. Jh. v. Chr. vorfinde. Aus<br />

der Vorderansicht mag man vielleicht noch diesen Eindruck erhalten.<br />

Man drehe jedoch den Kopf ins Profil und vergleiche dann mit den attischen<br />

Grabreliefs, und man wird wohl sehen, daß unter 20 und mehr<br />

Vgl. das weitere Material bei R. Boehringer, Platon.

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