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1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Über die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 33<br />

(Taf. III 2). Ich bin überzeugt, daß dieser die Mittelglatze des Sokratestyps<br />

trug. Die Vermutung ist angesichts der schon vorgelegten Parallelen<br />

an sich schon nicht besonders gewagt. Sie wird überdies durch den<br />

in einer Spitze auslaufenden Bart, wie er gerade für die Sokratesbildnisse<br />

charakteristisch ist", bestätigt. Wieder haben wir also eine Dreiergruppe<br />

von Männern, die man mit gutem Grund als Philosophen ansprechen<br />

darf. Dabei befindet sich ein unbärtiger Philosoph, und sein besonderes<br />

Kennzeichen ist die nackte Schulter: exserto bracchio. Daran konnte ihn<br />

der weniger gebildete Beschauer sofort erkennen, sicher besser als an<br />

seinen Porträtzügen. Merkwürdig ist ferner, daß bei diesem Typ des<br />

unbärtigen Philosophen auch wieder die zum Kinn geführte Hand auftaucht,<br />

die uns schon beim Acilia-Sarkophag (Taf. III 6) als Charakteristicum<br />

begegnete; und beides, exserto bracchio und Hand am Kinn,<br />

waren bei dem Philosophen auf den Glaspasten (Taf. II 1.4) zu finden.<br />

Daß es sich bei den drei Philosophen, die, wie es scheint, ein weitverbreitetes<br />

Schema verkörpern, nur um hochberühmte und allgemein bekannte<br />

Persönlichkeiten handeln kann, braucht man kaum zu sagen 36.<br />

Natürlich kann man nicht fordern, daß die drei Personen ständig<br />

haargenau gleich in allen Details ausgeführt worden sein müßten. Dem<br />

Beschauer war im allgemeinen sicher von vorneherein bekannt, wer die<br />

drei Männer waren. Wenn daher z. B. der Unbärtige auch mit gesenktem<br />

Arm vorkommt, so besagt das selbstverständlich nichts, und ebensowenig<br />

wenn der jüngere, normalerweise unbärtige Mann einmal einen<br />

kurzen Bart auf der Oberlippe (Taf. III 1) oder auch an den Wangen<br />

trägt. Daher darf auch das bekannte sog. Plotinrelief der Reihe der<br />

Darstellungen einer bekannten Dreiergruppe von Philosophen zugerechnet<br />

werden. Auch hier findet man links den Philosophen mit der<br />

Glatze, rechts den Philosophen mit vollem Bart und Haar, in der Mitte<br />

einen jüngeren Philosophen mit kurzgehaltenem Bart. Daß diese letztere<br />

Darstellung denselben Mann meint, wie er sonst ohne Bart erscheint,<br />

dürfte nach den vorher angegebenen Parallelen kaum einem Zweifel<br />

unterliegen. Merkwürdigerweise hat man in diesen drei Philosophen<br />

Zeitgenossen des in der Mitte dargestellten Verstorbenen und eine Disputation<br />

mit diesen erkennen wollen". Das letztere ist schon deshalb<br />

unglaublich, weil sich zwei der Philosophen nach auswärts und nicht<br />

zur Mitte wenden. Die unterschiedliche Haarbehandlung zeigt auch hier<br />

die Herkunft aus einem traditionellen Schema einer Dreiergruppe von<br />

55 Vgl. Schefold, Bildnisse 68. 82.<br />

56 Es dürfte an der Dreiergruppierung, welche auch die drei Lebensalter zum Ausdruck<br />

bringt, liegen, wenn der unbärtige Philosoph oft stark verjugendlicht wird.<br />

Ich halte es sogar für möglich, daß die Glaspasten vom Typ Kopenhagen 1182<br />

lediglich eine jugendliche Gestaltung des normalerweise auf den Glaspasten etwas<br />

älter auftretenden Aristoteles sind.<br />

57 So G. Rodenwaldt, Jd I 51, 1936, 103. F. Gerke, Christi. Sarkophage 291.<br />

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