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1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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28 Konrad Kraft<br />

Selbstverständlich brauchen gerade in der großen qualitätvollen Rundplastik<br />

jene simplen Merkmale, mit denen man bei kleinen Glaspasten<br />

oder bei flüchtigen Wandbildern die Persönlichkeiten erkennbar machte,<br />

nicht in gleicher Weise ausgeprägt zu werden. Bei der großen Rundplastik<br />

kann das Porträt selbst besser charakterisiert werden; natürlich<br />

können im übrigen auch die äußerlichen Merkmale in verschiedenen<br />

Fassungen bald stärker, bald schwächer betont werden.<br />

In diesem Zusammenhang darf nun der sog. Aristoteles im Palazzo<br />

Spada erwähnt werden. Die Sitzstatue trägt eine Aufschrift, die verschieden<br />

gelesen wurde: APIETEIAHE,<br />

APIETQN XIO2<br />

und APIEFOTEAHY.In Studniczkas Beweisführung spielte eine erhebliche<br />

Rolle, daß die Aufschrift auf keinen Fall APIETOTEAHE gewesen<br />

sein könne. Indessen haben erst in jüngster Zeit Untersuchungen gezeigt,<br />

daß die Lesung APIETOTEAHE sehr wohl möglich, ja die einzig<br />

vertretbare ist 42. Ich sehe keinen Grund, dieses epigraphische Ergebnis<br />

anzuzweifeln. Damit ist freilich für das Aristotelesporträt selbst noch<br />

nichts gewonnen, da der Originalkopf der Statue fehlt. Gullini hat ihr<br />

denn auch versuchsweise den Studniczka-Aristoteleskopf aufgesetzt. Daß<br />

dieser besonders organisch zum Körper paßte, kann ich nicht finden;<br />

doch ist ein solcher Einwand grundsätzlich unwichtig. Der originale<br />

Kopf fehlt nun einmal; wir haben es zunächst nur mit der Statue ohne<br />

Kopf zu tun. Hier aber fällt auf, daß die Statue (Taf. II 6) den freien<br />

Arm und das gleiche hochgebauschte Gewand wie unser Glaspastenporträt<br />

(Taf. II 4) hat und daß die Statue ebenfalls den Arm zum Kinn<br />

erhebt; die originale Hand und der größte Teil des Unterarms der Statue<br />

fehlt leider; sie war jedenfalls dem Kinn genähert 42.. Im ganzen ist<br />

die Übereinstimmung von Gewand- und Oberarmdarstellung der Glaspasten<br />

(Taf. II 1.4) mit den entsprechenden Formulierungen der Statue<br />

(Taf. II 6) verblüffend. Bedenkt man, daß die qualitätvolle Sitzstatue in<br />

Rom stand, so könnte man sich geradezu vorstellen, daß das Glaspastenporträt<br />

an ihr das Vorbild hatte. Jedenfalls zeigt sich, daß eine mit dem<br />

Namen Aristoteles beschriftete Statue ein charakteristisches Detail zeigt,<br />

das man auch bei dem Glaspastenporträt findet, das wir schon aus anderem<br />

Grunde Aristoteles nennen mußten.<br />

42 G. Gullini, Archaeologia Classica 1, 1949, 130-148. Vgl. Jongkees, a. 0. 19 mit<br />

Anm. 76-77. — Ich sehe keinen begründeten Anlaß, diese Ansicht auf Grund<br />

der eben erschienenen Ausführungen von G. M. Richter, Latomus LIV (1962)<br />

32 f. zu ändern. Im übrigen wäre zu beachten, daß es für die oben vorgetragene<br />

Beweisführung nicht wesentlich auf die Lesung der Inschrift auf der Basis des<br />

sog. Aristoteles-Spada ankommt. Die entscheidenden der oben vorgeführten Gründe<br />

bleiben unberührt bestehen, auch wenn die Inschrift tatsächlich nicht Aristoteles<br />

gelautet haben sollte, was man aber m. E. sowieso nicht zwingend ausschliessen<br />

kann.<br />

42a<br />

Was vom antiken Original erhalten ist läßt sich an den Abb. in Archaeologia<br />

Classica 1, 1949 Taf. 36, 1-2 sehen.

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