1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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über die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 25<br />
daß Orsini selbst das Büstchen, dessen Zeichnungen hier zur Debatte<br />
stehen, sowohl aus seiner Sammlung ausgeschieden als auch aus der<br />
geplanten Publikation ausgeschlossen hat, und zwar nach dem Auftauchen<br />
des neuen Fundes vom Quirinal. Unter diesen Umständen wird<br />
die Namensaufschrift auf den gezeichneten Büstchen natürlich nur noch<br />
mehr verdächtig. Jongkees erinnert an die von De Veli ausgesprochene<br />
Anschuldigung, daß Orsini verschiedentlich anonymen Porträts seiner<br />
Sammlung Namen aufschreiben ließ. Man darf vor allem betonen, daß<br />
Orsini kaum das beschriftete Büstchen von der Publikation ausgeschlossen<br />
hätte, wenn nicht gegen die Authentizität des aufgeschriebenen Namens<br />
ein sehr starker Verdacht bestanden hätte, und dieser scheint sich<br />
eben aus dem Neufund am Quirinal hergeleitet zu haben. Es sei — in<br />
einer gewissen Einschränkung des Standpunktes von Jongkees — unterstrichen,<br />
daß sich auch aus dem von Jongkees angenommenen Sachverhalt<br />
vor allem Bedenken gegen die Aufschrift ‚Aristoteles' der bärtigen<br />
Büste ergeben, daß aber daraus noch nicht abgeleitet werden kann,<br />
daß das Büstchen selbst eine moderne Fälschung war oder daß es nicht<br />
wenigstens eine Kopie nach einem antiken Stück war. Wir kommen auf<br />
diesen Punkt weiter unten zurück.<br />
Jongkees kommt zu dem Ergebnis, daß das am Fuß des Quirinal gefundene<br />
und angeblich mit dem Namen des Aristoteles beschriftete Bildnis<br />
unbärtig gewesen sein müsse und allem Anschein nach eine ganzfigurige<br />
Statue darstellte 38. Wohl mit Recht hütet sich Jongkees vor<br />
einer überbewertung der Tatsache, daß Orsini auch den Theophrast als<br />
coma barbaque carens bezeichnet und Faber das Bildnis des Theophrast<br />
Imago ob capilli et barbae tonsuram perquam similis est Aristotelis<br />
imagini nennt. Die Ähnlichkeit wird vermutlich nur insoweit unterstrichen,<br />
daß beide Männer nicht einen langen Philosophenbart hatten.<br />
Jongkees kommt so im Endeffekt mit uns zu dem gleichen Ergebnis,<br />
daß sowohl die antiken Beschreibungen des Philosophen wie jene Zeichnungen<br />
als Basis für Studniczkas Aristotelesbenennung kaum brauchbar<br />
sind. Studniczka hat, wie es nach den Darlegungen von Jongkees scheint,<br />
nicht sehr viel anderes gemacht als einen Irrtum, den Orsini selbst eingestand<br />
und berichtigte, ohne ausreichende Gründe wieder als angeblich<br />
letzte Meinung Orsinis und sichere Wahrheit installiert.<br />
Nicht ganz unwichtig dürfte in dem Zusammenhang sein, sich zu vergegenwärtigen,<br />
daß Studniczka, schon bevor er den bärtigen Aristoteles<br />
(Taf. IV 1. 2) in die Archäologie einführte, den unbärtigen Aristoteles<br />
des Orsini (Taf. II 3) als Menander festgelegt hatte", so daß aus seiner<br />
Menanderthese geradezu der Zwang gegeben war, einen anderen Ani-<br />
" Jongkees, a. 0. 36.-38.<br />
" Die erste Publikation der Menanderbenennung erfolgte bereits in Berliner Philol.<br />
Wochenschrift 1895, 1627; vgl. Studniczka, Menander, 1.