1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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über die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 19<br />
eine Personengleichheit mit dem sog. Menander nicht behauptet werden<br />
kann 23. Die Benennung ,Menander` für den häufigen Porträttypus ist<br />
demnach heute bestenfalls noch ein Ausdruck für einen stilistischen<br />
Zeitansatz; als Name selbst aber praktisch kaum noch durch irgendetwas<br />
gestützt, auch nicht durch das, was die antiken Beschreibungen<br />
über das Aussehen des Komödiendichters hergeben 24. Aus diesen Gründen<br />
war es ja auch möglich, daß einige Forscher die Namen Vergil oder<br />
Kallimachos oder Theokrit ebenfalls in Betracht zogen.<br />
Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung des Stils des fraglichen Porträttypus<br />
besteht bekanntlich die Divergenz, daß ein Teil der Forscher<br />
ihn in den Frühhellenismus einordnen, andere in dem Porträt Stilcharakteristika<br />
der spätrepublikanisch-frühaugusteischen Zeit erkennen<br />
wollen 25. Es fehlt auch nicht das Eingeständnis, daß die stilistischen<br />
Gründe alle mehr oder weniger subjektiver Natur sind und keine Entscheidung<br />
herbeiführen können. Im übrigen braucht uns die Uneinigkeit<br />
über die stilistische Einordnung des sog. Menander zunächst nicht zu<br />
bekümmern. Es handelt sich ja um die Benennung, das heißt die stilistische<br />
Einordnung des rundplastischen Kopfes darf nur nicht v o r der<br />
Lebenszeit der Persönlichkeit liegen, deren Namen wir vorschlagen, und<br />
sie darf natürlich wegen der Glaspasten auch nicht nach 30 v. Chr. gelebt<br />
haben 26.<br />
Wir kamen vorher aus dem Studium der Glaspasten zu dem Ergebnis,<br />
daß der unbärtige Mann der Glaspasten nur ein allbekannter griechischer<br />
Philosoph sein könnte, ja er müßte berühmter als Chrysipp und<br />
Epikur gewesen sein. Das Merkwürdige an diesem Philosophenbildnis ist<br />
die Unbärtigkeit. Wer werden im weiteren sehen, daß diese Eigenschaft<br />
auf Grund der antiken Nachrichten nur für einen einzigen der berühmten<br />
griechischen Philosophen angenommen werden darf, nämlich für<br />
Aristoteles.<br />
Wenn nun die bisherige Argumentation zwingend oder wenigstens<br />
möglich ist, so hätte dies die überraschende Konsequenz, daß man den<br />
23 R. Herbig, Röm. Mitt. 59, 1944, 82; vgl. W. H. Groß, RE VIII A 1500: „Die Notwendigkeit,<br />
den clipeus Orsini und das Dichterporträt als zwei streng geschiedene<br />
Bildnisse zu betrachten, scheint jetzt ziemlich allgemein anerkannt." Das gleiche<br />
darf man zu den Theatermarken aus Pergamon und Ägypten sagen; vgl. Crome,<br />
Vergil 36; Herbig, a. 0. 57.<br />
24 Für das Verständnis der Menanderbenennung Studniczkas und ihre bereitwillige<br />
Annahme wäre zu beachten, daß diese zeitlich mit der Entdeckung der Menanderpapyri<br />
zusammenfällt, welche damals die gebildete Welt erregten und ein<br />
Bildnis des Komödiendichters in besonderem Maße wünschenswert erscheinen<br />
ließen. Das durch die Neufunde geförderte Interesse an Menander ließ auch<br />
nicht daran Anstoß nehmen, daß dieser Dichter der am häufigsten in der Antike<br />
dargestellte Mann des Geisteslebens sein sollte.<br />
25 Vgl. oben Anm. 18.<br />
26 Vgl. oben S. 13.