1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft 1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

24.11.2013 Aufrufe

168 Buchbesprechungen Viertel des 17. Jahrhunderts" (Jahrbuch für Numismatik 1, 1938, 39-106) auf mündliche Mitteilungen des Verf. über die Römhilder Heckenmünze. C. Kade legt hier nun das Ergebnis langwieriger Archivarbeiten vor, die vor allem durch Lücken in den Quellen erschwert waren. Neben den spärlichen „Akta das Münzwesen zu Römhild betreffend 1691" schöpfte der Verf. vor allem aus den Akten des Fränkischen Kreises in den Staatsarchiven von Bamberg und Nürnberg. Sehr instruktiv führt der Verf. von der geldgeschichtlichen Seite zum Thema. Die Prägungen der meisten Heckenmünzen waren Kriegsmünzen, bestimmt für die Löhnung der an den Reichsgrenzen kämpfenden Truppen. Als neuen Beleg dieser lange bekannten Tatsache führt Kade die häufigen Funde sächsischer Gulden in Ungarn an. Die sächsischen Regimenter brachten Barschaften wie den Fund von Heskemed (Ungarn), der aus 13 Gulden von Sachsen-Weimar, 6 von Sachsen-Meiningen und 8 von Sachsen-Römhild bestand, im zweiten Türkenkrieg nach Ungarn. Der erste Abschnitt behandelt die Münzgeschichte; der folgende enthält ein Verzeichnis der Münzen Herzog Heinrichs, während der letzte Abschnitt den Verhandlungen gewidmet ist, die wegen der Bestrafung der Römhilder Kipperei zwischen dem Reich und Römhild geführt wurden. Die Münzstätte Römhild wurde 1690 errichtet. Als Münzmeister hatte der Herzog Johann Jesaias Krauel angenommen, der im Oktober 1691 wegen Streitigkeiten über die Abrechnung Römhild verließ. Die Prägung der Jahre 1690 und 1691 umfaßte neben Gulden (42 Stempel) Kupferheller, Dreier, Sechser und „gute" Doppelgroschen. Auf Grund des Schlagschatzes schätzt der Verf. den Prägeumfang bis Ende November 1691 auf 722 673 Gulden. Im Februar 1692 wurde die Münzstätte nach der Exekution von Reichshofrat Meystetter geschlossen. Ober die Tätigkeit der Römhilder Heckenmünze nach diesem Zeitpunkt können allerdings erst neuerdings vom Rezensenten benutzte Quellen ein klareres Bild liefern. Das Verzeichnis der Prägungen ist mit ausführlichen Bemerkungen versehen. Die Bezeichnung Körtling für fränkische Dreier ist in der numismatischen Literatur leider weit verbreitet, aber entschieden a b z u 1 e h n e n. Dem Rezensenten ist keine fränkische Quelle bekannt, in der fränkische Dreier als Körtlinge bezeichnet werden. Dagegen haben bereits von Schrötter und Suhle im Wörterbuch der Münzkunde, Stichwort Körtling, Stellung genommen. Die Nominalbezeichnung 1/42 bzw. 1/84 Taler statt 1/42 bzw. 1/84 Gulden dürfte wohl ein Versehen sein. Leider gibt der Verf. die Durchmesser und Gewichte der Münzen nicht in allen Fällen an. Bei den Abbildungen fehlen Maßstabsangaben. Die Münzen der Tafel VIII sind vergrößert, während die Münzen auf den Tafeln I und III bis VII auf etwa 85 % der natürlichen Größe verkleinert sind. Aber das ist eine Frage, die wohl mehr den Herausgeber betrifft. Einen wichtigen Ansatzpunkt für die künftige Forschung liefert der Verf., indem er die Deutung des F als Zeichen der Münzstätte Fürth auf fränkischen Münzen seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ablehnt. Kade deutet das F, das auch auf Dreiern von Würzburg und Hohenlohe vorkommt, als „Zeichen des fränkischen Kreises". Vermutlich handelte es sich bei dem F um die Bezeichnung für f r ä n k i s c he schwere Nominale im Gegensatz zu kaiserlichen bzw. rheinischen leichten Nominalen, die 20 % weniger Wert waren. Die Stände, auf deren Dreiern das F bekannt ist, rechneten nach fränkischer Währung. Die Arbeit zeigt viel Einfühlungsvermögen in die fränkischen Münz- und Geldverhältnisse und ist das Ergebnis langer, mühevoller Archivstudien. Jedem, der sich mit der neuzeitlichen Numismatik Frankens oder der zweiten Kipperzeit ernsthaft beschäftigt, ist die Arbeit Kade's wärmstens zu empfehlen. Hansheiner Eichhorn

Buchbesprechungen 169 Numismatickf Sbornik VI 1960, Prag 1960. 430 S. 16 Taf. Das Jahrbuch enthält zehn, bei der engen Verflechtung der tschechoslowakischen Münzgeschichte mit der deutschen auch für uns wichtige Aufsätze, dazu einen ausführlichen Bericht über die Münzfunde in der Tschechoslowakei. Die Reihe beginnt mit einer Studie von J. Dobiai, in der er den Sesterz Hadrians Coh.2 469 = M.-S. 643 Strack 443 als numismatischen Beleg für die Expedition Hadrians gegen die Sueven und Sarmaten 117/118 n. C. zu erweisen sucht. Einige bisher noch unbefriedigt gelöste Probleme der Münzung des Bosporus untersucht E. Pochitonov, so vor allem die Frage nach den Münzstätten Pantikapäa und Apollonia. F. Cach beginnt den mittelalterlichen Teil des Bandes mit einer Typenzusammenstellung der Denare Jaromirs von Böhmen 1003-1012, die in die Zeit ausgedehnter Handelsbeziehungen mit den nordischen Ländern fallen. Ein bereits 1931 in Prag entdeckter und jetzt erst veröffentlichter Fund böhmischer Denare aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts gibt P. Radomerskf Anlaß, auf die Münzabwertung während der dreißiger und vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts in Böhmen einzugehen. Z. Mali legt einen Text aus dem ältesten Prager Stadtregister vom Anfang des 14. Jahrhunderts vor, nämlich die Abrechnungen der Wechselstubenbesitzer und Münzer. Diese Abrechnungen, die sich über vierzehn Tage erstrecken und die von der Münze ausgegebenen und eingenommenen Mengen an Münzen und Metall (in Mark Silber) verzeichnen, beziehen sich nach der Ansicht des Verfassers auf den Beginn der Groschenprägung um 1300 in Prag. K. Castelin berücksichtigt in seinem Beitrag zur Chronologie der Prager Groschen Johanns von Luxemburg 1311-1346 die stilistischen Eigentümlichkeiten der Gepräge, vor allem aber die Emissionszeichen der Kuttenberger Münzstätte, den Feingehalt und das Gewicht sowie die Fundvorkommen. Er unterteilt schließlich die Münzeng in drei Perioden, denen mindestens drei Abwertungen von zusammen rund 13 % entsprechen, durch die der König seine finanziellen Schwierigkeiten zu beheben suchte. V. Luka; berichtet über die Anfänge des Amtes des Großmünzmeisters des Königreiches Böhmen. Vermutlich unter Karl IV. gingen Münze und Bergwerke von Kuttenberg in die Eigenregie der Hofkammer über, wo der Großmünzmeister, gewöhnlich nur ,Münzmeister von Kuttenberg' genannt, diese Regale verwaltete. Nach den Hussitenkriegen versuchten nun die Stände, immer mehr Einfluß auf die Verwaltung der Münze und der Bergwerke zu bekommen. Seit 1500 wurde denn auch der Großmünzmeister nicht mehr nur auf den König, sondern auf das Königreich Böhmen vereidigt. Doch behielt sich der König das Recht vor, den Münzmeister aus einem der drei Stände selbst zu ernennen. Die Stellung des Münzmeisters erhöhte sich nunmehr noch dadurch, daß er auch die höchste richterliche Instanz in Bergwerksangelegenheiten war. Unter Ferdinand I. machte das Amt des Großmünzmeisters eine weitere, hier nicht mehr erörterte Wandlung durch. A. Rumpl gibt als Fortsetzung seiner in Numismatickf Sbornik V 1958 erschienenen Arbeit über die Münzen der mährischen Stände während des Dreißigjährigen Kriegs eine eingehende Klassifikation der sogenannten ‚langen Münze', d. h. jener minderwertigen Gepräge, die 1622/23 in großen Mengen in Mähren umgelaufen sind. Als Fortsetzung eines Abrisses der Münzgeschichte von Brünn, deren 1. Teil in Numismatickf Sbornik V 1958 veröffentlicht ist, behandelt hier im 2. Teil J. Poivai das 16. und 17. Jahrhundert. Die Münze in Brünn tritt nach einer langen Unterbrechung während des 16. Jahrhunderts erst wieder 1619 in Tätigkeit, als zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs die mährischen Stände sich zu einer eigenen Münzung entschlossen. Der Autor kann sich auf zahlreiche zeitgenössische schriftliche Quellen stützen und eine Reihe von Münzmeistern benennen. Zu den Erzeugnissen der Münzstätte gehörte die bereits erwähnte ‚lange Münze', die wesentlich zum Zusammenbruch des Münzwesens in den böhmischen Ländern 1646 beigetragen hat. Die Prägungen unter Richthausen, der zwei Jahre später Münzmeister in Wien wurde, bilden mit ihren Talern und Dukaten das Ende der Brünner Münzung. Schließlich läßt sich noch

Buchbesprechungen 169<br />

Numismatickf Sbornik VI 1960, Prag 1960. 430 S. 16 Taf.<br />

Das Jahrbuch enthält zehn, bei der engen Verflechtung der tschechoslowakischen<br />

Münzgeschichte mit der deutschen auch für uns wichtige Aufsätze, dazu einen ausführlichen<br />

Bericht über die Münzfunde in der Tschechoslowakei. Die Reihe beginnt<br />

mit einer Studie von J. Dobiai, in der er den Sesterz Hadrians Coh.2 469 = M.-S. 643<br />

Strack 443 als numismatischen Beleg für die Expedition Hadrians gegen die Sueven<br />

und Sarmaten 117/118 n. C. zu erweisen sucht. Einige bisher noch unbefriedigt gelöste<br />

Probleme der Münzung des Bosporus untersucht E. Pochitonov, so vor allem<br />

die Frage nach den Münzstätten Pantikapäa und Apollonia.<br />

F. Cach beginnt den mittelalterlichen Teil des <strong>Band</strong>es mit einer Typenzusammenstellung<br />

der Denare Jaromirs von Böhmen 1003-1012, die in die Zeit ausgedehnter<br />

Handelsbeziehungen mit den nordischen Ländern fallen. Ein bereits 1931 in Prag<br />

entdeckter und jetzt erst veröffentlichter Fund böhmischer Denare aus der 1. Hälfte<br />

des 12. Jahrhunderts gibt P. Radomerskf Anlaß, auf die Münzabwertung während der<br />

dreißiger und vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts in Böhmen einzugehen. Z. Mali<br />

legt einen Text aus dem ältesten Prager Stadtregister vom Anfang des 14. Jahrhunderts<br />

vor, nämlich die Abrechnungen der Wechselstubenbesitzer und Münzer.<br />

Diese Abrechnungen, die sich über vierzehn Tage erstrecken und die von der Münze<br />

ausgegebenen und eingenommenen Mengen an Münzen und Metall (in Mark Silber)<br />

verzeichnen, beziehen sich nach der Ansicht des Verfassers auf den Beginn der Groschenprägung<br />

um 1300 in Prag. K. Castelin berücksichtigt in seinem Beitrag zur<br />

Chronologie der Prager Groschen Johanns von Luxemburg 1311-1346 die stilistischen<br />

Eigentümlichkeiten der Gepräge, vor allem aber die Emissionszeichen der Kuttenberger<br />

Münzstätte, den Feingehalt und das Gewicht sowie die Fundvorkommen. Er<br />

unterteilt schließlich die Münzeng in drei Perioden, denen mindestens drei Abwertungen<br />

von zusammen rund 13 % entsprechen, durch die der König seine finanziellen<br />

Schwierigkeiten zu beheben suchte. V. Luka; berichtet über die Anfänge des Amtes<br />

des Großmünzmeisters des Königreiches Böhmen. Vermutlich unter Karl IV. gingen<br />

Münze und Bergwerke von Kuttenberg in die Eigenregie der Hofkammer über, wo<br />

der Großmünzmeister, gewöhnlich nur ,Münzmeister von Kuttenberg' genannt, diese<br />

Regale verwaltete. Nach den Hussitenkriegen versuchten nun die Stände, immer mehr<br />

Einfluß auf die Verwaltung der Münze und der Bergwerke zu bekommen. Seit 1500<br />

wurde denn auch der Großmünzmeister nicht mehr nur auf den König, sondern auf<br />

das Königreich Böhmen vereidigt. Doch behielt sich der König das Recht vor, den<br />

Münzmeister aus einem der drei Stände selbst zu ernennen. Die Stellung des Münzmeisters<br />

erhöhte sich nunmehr noch dadurch, daß er auch die höchste richterliche<br />

Instanz in Bergwerksangelegenheiten war. Unter Ferdinand I. machte das Amt des<br />

Großmünzmeisters eine weitere, hier nicht mehr erörterte Wandlung durch.<br />

A. Rumpl gibt als Fortsetzung seiner in Numismatickf Sbornik V 1958 erschienenen<br />

Arbeit über die Münzen der mährischen Stände während des Dreißigjährigen Kriegs<br />

eine eingehende Klassifikation der sogenannten ‚langen Münze', d. h. jener minderwertigen<br />

Gepräge, die 1622/23 in großen Mengen in Mähren umgelaufen sind. Als<br />

Fortsetzung eines Abrisses der Münzgeschichte von Brünn, deren 1. Teil in Numismatickf<br />

Sbornik V 1958 veröffentlicht ist, behandelt hier im 2. Teil J. Poivai das<br />

16. und 17. Jahrhundert. Die Münze in Brünn tritt nach einer langen Unterbrechung<br />

während des 16. Jahrhunderts erst wieder 1619 in Tätigkeit, als zu Beginn des Dreißigjährigen<br />

Kriegs die mährischen Stände sich zu einer eigenen Münzung entschlossen.<br />

Der Autor kann sich auf zahlreiche zeitgenössische schriftliche Quellen stützen und<br />

eine Reihe von Münzmeistern benennen. Zu den Erzeugnissen der Münzstätte gehörte<br />

die bereits erwähnte ‚lange Münze', die wesentlich zum Zusammenbruch des Münzwesens<br />

in den böhmischen Ländern 1646 beigetragen hat. Die Prägungen unter<br />

Richthausen, der zwei Jahre später Münzmeister in Wien wurde, bilden mit ihren<br />

Talern und Dukaten das Ende der Brünner Münzung. Schließlich läßt sich noch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!