1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Ober die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 17<br />
schen Gründen ausscheiden. Es wurde oben dargelegt, daß die Glaspasten<br />
und nicht zuletzt auch der Karneol Taf. II 5 vor spätestens 30<br />
v. Chr. angefertigt wurden. Vergil hat aber erst 29 v. Chr. seine Aeneis<br />
begonnen, erst 19 v. Chr. ist er gestorben. Das Porträt eines lebenden<br />
Dichters auf massenhaft getragenen Ringpasten wäre überdies völlig<br />
undenkbar".<br />
Zur Debatte stehen kann damit schon aus chronologischen Gründen<br />
nur der Name Menander (bzw. die gelegentlich vermuteten Namen Kallimachos<br />
oder Theokrit). Wie angedeutet, sind aber diese Benennungen<br />
von den Glaspasten her ebenfalls ausgeschlossen. Wir dürfen wiederholen,<br />
daß die kleinen Glaspastenporträts der ausgehenden Republik,<br />
soweit wir sie hinsichtlich des Berufscharakters der Dargestellten<br />
zu bestimmen vermögen, kein einziges Dichterbildnis enthalten, sondern<br />
nur einzelne Porträts bedeutender politischer Persönlichkeiten, gelegentlich<br />
einen griechischen Redner (Demosthenes), sonst aber nur<br />
Bildnisse griechischer Philosophen. Es hat also ganz und gar nicht<br />
den Anschein, daß die Fingerringe der einfachen Leute mit Dichterporträts<br />
geschmückt waren. Die Theaterbegeisterung fehlt indes keineswegs<br />
auf den Ringen, aber sie findet in sehr zahlreichen Theatermasken<br />
ihren Ausdruck 19. Darüberhinaus muß man sehr in Zweifel ziehen, ob<br />
Menander solche Popularität bei den einfachen Leuten besaß, daß ausgerechnet<br />
sein Bild um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. und noch dazu in<br />
Rom und Italien überall auf den Ringen getragen wurde. Dasselbe wäre<br />
von Kallimachos und Theokrit zu sagen. Gewiß war der griechische<br />
Komödiendichter nicht unbekannt, aber auch nicht bekannter als viele<br />
andere Dichter. Man hat zwar Nachrichten über die Häufigkeit der<br />
Menanderbildnisse — in den Bibliotheken! —, aber nicht nur von ihm<br />
allein, sondern auch für eine ganze Reihe anderer Dichter, die sicher<br />
nicht auf den Intaglien vertreten sind. Von den Glaspasten her kann<br />
man also das rundplastische Porträt nicht als Menander bezeichnen (und<br />
ebensowenig natürlich als Kallimachos oder Theokrit).<br />
Es ist demnach zu prüfen, wie gesichert der weithin akzeptierte Namensvorschlag<br />
für die Rundplastik ist. Bekanntlich sah Studniczka als<br />
18 Eine Auseinandersetzung mit den an sich schon problematischen und von vielen<br />
Archäologen nicht anerkannten Argumenten für die stilistische Einordnung des<br />
sog. Menander in die Frühzeit des Augustus erübrigt sich daher. Es mag nur<br />
empfohlen werden, neben den von R. Carpenter herangezogenen angeblichen Vergilkopf<br />
des claudischen Reliefs der Villa Medici (Hesperia 20, 1951, Taf. 23 c) einmal<br />
den Kopf des Mannes neben Traian auf dem Bogen von Benevent (Am. Journ. of<br />
Arch. 61, 1957, Taf. 73, 11) zu legen. Literatur zur Menander-Vergil-Kontroverse<br />
bei G. Hafner, Späthellenistische Bildnisplastik (1954) 77 f. 93-103; G. M. Richter,<br />
Cat. of Greek and Roman Antiquities in the Dumbarton Oaks Coll. (1956) 8-10<br />
(dazu F. Matz, Gnomon 29, 1957, 77). Vgl. besonders die besonnene Behandlung<br />
von W. H. Groß, RE VIII A 1493-1506.<br />
" Vgl. z. B. Furtwängler, Antiquarium Nr. 5218 ff.<br />
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