1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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162 Buchbesprechungen A. N. ZADOKS — Josephus JITTA und W. A. VAN ES, M u n t wijz er v o o r de R o mein s e Tij d. 'S-Gravenhage 1962, 104 S. 32 Taf. Diese hauptsächlich für holländische Bodenforscher gedachte Einführung in die römische Münzkunde der Kaiserzeit füllt zweifellos eine Lücke aus. Im Gegensatz zu dem im Umfang vergleichbaren Büchlein von R. Göbl (Einführung in die Münzprägung der römischen Kaiserzeit', Wien 1960), das sich fast ausschließlich an den Münzsammler wendet, wird hier der interessierte Laie nicht nur mit der Münzbestimmung, sondern unvermerkt auch mit manchem Problem der modernen Numismatik vertraut gemacht. Nach einem Überblick über die Geschichte des römischen Münzwesens, einer kurzen Periodisierung der Kaiserzeit und einer Skizze der römischen Herrschaft am Rhein geben die Verff. zunächst eine Kaiser-Liste. Für eine Neuauflage (oder eine sehr wünschenswerte Übersetzung ins Englische oder Deutsche) wäre allerdings zu überlegen, ob man nicht diese Kaisertabelle noch einmal überarbeiten und ohne die Zwischentexte am Schluß des Bandes anfügen sollte. Dabei wäre das Datum des Kongresses von Carnuntum wohl doch mit 308 und die Erhebung des Daja zum Augustus jedenfalls 310 anzusetzen. Da die Verff. im Gegensatz zu G. Elmer's „Verzeichnis der römischen Reichsprägung" (2. Aufl. Graz 1956) dankenswerterweise auch für die kaiserlichen Prinzen und die kaiserlichen Frauen die Daten angeben, sollten auch für die Frauen des constantinischen Hauses diese Daten nicht fehlen. Es folgen Abschnitte über Münzdarstellungen, Konsekrations- und Restitutionsmünzen, Münzen ohne Porträt, die römische Namengebung und die Münzlegenden. Dabei wird der Anfänger das alphabethische Verzeichnis der wichtigsten Bestandteile der kaiserlichen Titulatur und deren häufigste Abkürzungen besonders begrüßen. Anschließend wird ein Überblick über die Nominale und die Zeit ihrer Ausprägung gegeben. Weiter werden behandelt die Kaufkraft, die Medaillons, die Münzprägung und ihre Organisation, die lokalen Gepräge, Beizeichen und Wertzeichen (mit einer Liste der Münzstättenzeichen des 4. Jh.), Überprägungen und Fehlprägungen, platierte und geteilte Münzen, Gegenstempel, Barbarisierungen, Gußformen, die Münzen als Bodenfunde und die Münzen als Schmuck. Als besonders brauchbar wird der Benutzer die Anleitung zur Münzbestimmung, die Abschnitte über Patina und Reinigung, die Zusammenstellung der öffentlichen Münzsammlungen in den Niederlanden und die bibliographischen Hinweise empfinden. Eine Karte des römischen Imperium mit den Prägestätten der Reichsmünzen, ein Abbildungsverzeichnis und 32 gut ausgewählte Phototafeln von ausreichender Qualität beschließen das sehr nützliche Bändchen. D. Kienast HEINZ KAHLER, Die Stiftermosaiken in der konstantinischen Südkirche von Aquilei a. (Monumenta Artis Romanae, IV.) Köln, Du Mont Schauberg, 1962. 24 S., 1 Plan, 22 Abb. Die anzuzeigende Abhandlung befaßt sich mit den von 1893 bis zum 1. Weltkrieg durch sukzessive Grabungen im Bereich des mittelalterlichen Domes von Aquileia freigelegten Bodenmosaiken eines aus konstantinischer Zeit stammenden Komplexes von Saalbauten, bestehend aus zwei parallel zueinander liegenden, jeweils durch sechs Stützen in drei Schiffe gegliederten Kirchen von ca. 37 x 17 (Nord-) bzw. 37 x 20 m (Südkirche), deren Westteile durch eine ebenfalls dreischiffige Halle mit östlich danebenliegendem Korridor verbunden waren. Die Mosaiken in Nord- und Südkirche ließen sich seither durch mit den übrigen Mosaiken gleichzeitige Inschriften auf den sel. Bischof Theodorus (bezeugt z. J. 314) als Erbauer und Dedikanten der Kirche allgemein in die Zeit nach dem Tode dieses Bischofs datieren. Neue Überlegungen des Verf. setzen beim Problem der Anordnung der Mosaikfelder in der Südkirche

Buchbesprechungen 163 ein. Im großen und ganzen sind auf die Mittelachse — im Unterschied zu Nordkirche und Quersaal durch größere Breite des Mittelschiffs besonders betont — nur die Mosaiken in der Osthälfte der Kirche ausgerichtet; die sechs Felder der Westhälfte hingegen nehmen Blickrichtung auf ein in Höhe des dritten Joches (von Osten gerechnet) am Ende des Nord-Süd-Korridors zu erschließendes Nordportal der Kirche. Beide Richtungssysteme überschneiden sich in den drei Feldern des dritten Joches, die wiederum deutlich einander zugeordnet sind. Das nördliche Feld, den von Tieren umgebenen guten Hirten mit Blickrichtung auf das Portal darstellend, erscheint so gleichsam als eine „das Ganze" (der drei Felder) „zusammenfassende Überschrift"; ihm sind „diejenigen, die in den beiden anderen Feldern dargestellt sind, zu- und möglicherweise auch untergeordnet". Im nördlichen Feld gruppieren sich um ein zentral angeordnetes Frauenbildnis vier Tondi mit Knaben und Jünglingen in den Ecken, gleichfalls mit Richtung zum Nordportal. Dorthin wendet auch das im Zentrum des Mittelfeldes gelegene, an sich nach Osten, auf den Altar ausgerichtete Männerporträt den Blick; es ist umgeben von vier Tondi mit Frauenbildnissen in den Achsen und diagonal angeordneten Tondi mit den Büsten der Jahreszeiten (von letzteren sind nur zwei erhalten). Da der Mosaizist offenbar Individualitäten darstellen wollte, wie Differenzierungen hinsichtlich von Alter, Tracht und Physiognomie lehren, erhebt sich die von der bisherigen Forschung nicht eindeutig beantwortete Frage nach der Identität der Porträtierten. Inschriften fehlen, also kommen nur die erwähnten ikonographischen Kriterien in Betracht. Die Konsulartracht des bartlosen Mannes im Mittelfeld und vor allem die ihn diagonal umgebenden Allegorien der felicia tempora — außerhalb der sakralen Sphäre nur in der kaiserlichen Triumphalsymbolik gebräuchlich —, ebenso der Perlenreif der Frau im nördlichen Feld weisen auf Konstantin und Fausta hin. Dem möglichen Einwand, Kaiserbildnisse seien als Fußbodenbelag unstatthaft gewesen, begegnet der Verf. mit Hinweis auf die Bodenmosaiken der Maximiansvilla von Piazza Armerina, in denen er den kaiserlichen Bauherrn wiedererkennen zu können glaubt; auch stehe dem Einwand entgegen, daß sogar der gute Hirte im Bodenmosaik abgebildet wurde. Festzuhalten bleibt, daß die in Aquileia gewählte Art und Anbringung des Kaiserporträts als ungewöhnlich zu gelten hat; doch wirkt die Argumentation des Verf. sehr überzeugend. Eine exakte Datierung des ganzen Mosaikbodens ermöglichen die Fausta umgebenden vier Jünglinge, offensichtlich die vier Söhne Konstantins. Durch Maria R. Alföldi wissen wir, daß seit 324 die Münzen Darstellungen Konstantins mit weit herabreichendem Nackenschopf bringen, wie ihn das Mosaik des Mittelfeldes zeigt. Der älteste Jüngling mit dem Paludamentum, der kaiserlichen Amtstracht, ist als Crispus, ein zweiter — wie Konstantin in Konsulartracht — als Constantius II. anzusehen, der i. J. 326 zusammen mit seinem Vater Konsul war. M. a. W.: Das Mosaik ist in der Zeit zwischen der Designation des Constantius zum Konsulat und der Ermordung des Crispus und der Fausta im Frühjahr 326 anzusetzen. Detaillierte Quellen- und Literaturverweise runden die mit vorzüglichen, teilweise farbigen Bildtafeln ausgestattete Arbeit vorteilhaft ab und vermitteln den augenblicklichen Stand der Diskussion um die Konstantinskirchen von Aquileia. Barnim Treucker H. L. ADELSON — G. L. KUSTAS, A Bronce Hoard of the Period of Z e n o I, Numismatic Notes and Monographs No. 148, New York 1962, VIII, 88 S. 2 Bl. 1 Taf. In den Museum Notes 9 (1960) 139-188 publizierten die beiden Autoren schon einen Münzschatz aus der Zeit Leos I., der sich heute in der Yale Collection befindet. In der vorliegenden Arbeit legen sie nun einen weiteren Schatz vor, der im Jahre 1920 in Volo gekauft wurde. Ein dritter Schatz der gleichen Zeit, welcher ebenfalls 11•

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A. N. ZADOKS — Josephus JITTA und W. A. VAN ES, M u n t wijz er v o o r<br />

de R o mein s e Tij d. 'S-Gravenhage 1962, 104 S. 32 Taf.<br />

Diese hauptsächlich für holländische Bodenforscher gedachte Einführung in die<br />

römische Münzkunde der Kaiserzeit füllt zweifellos eine Lücke aus. Im Gegensatz<br />

zu dem im Umfang vergleichbaren Büchlein von R. Göbl (Einführung in die Münzprägung<br />

der römischen Kaiserzeit', Wien 1960), das sich fast ausschließlich an den<br />

Münzsammler wendet, wird hier der interessierte Laie nicht nur mit der Münzbestimmung,<br />

sondern unvermerkt auch mit manchem Problem der modernen Numismatik<br />

vertraut gemacht. Nach einem Überblick über die Geschichte des römischen<br />

Münzwesens, einer kurzen Periodisierung der Kaiserzeit und einer Skizze der römischen<br />

Herrschaft am Rhein geben die Verff. zunächst eine Kaiser-Liste. Für eine<br />

Neuauflage (oder eine sehr wünschenswerte Übersetzung ins Englische oder Deutsche)<br />

wäre allerdings zu überlegen, ob man nicht diese Kaisertabelle noch einmal überarbeiten<br />

und ohne die Zwischentexte am Schluß des <strong>Band</strong>es anfügen sollte. Dabei<br />

wäre das Datum des Kongresses von Carnuntum wohl doch mit 308 und die Erhebung<br />

des Daja zum Augustus jedenfalls 310 anzusetzen. Da die Verff. im Gegensatz zu<br />

G. Elmer's „Verzeichnis der römischen Reichsprägung" (2. Aufl. Graz 1956) dankenswerterweise<br />

auch für die kaiserlichen Prinzen und die kaiserlichen Frauen die<br />

Daten angeben, sollten auch für die Frauen des constantinischen Hauses diese Daten<br />

nicht fehlen.<br />

Es folgen Abschnitte über Münzdarstellungen, Konsekrations- und Restitutionsmünzen,<br />

Münzen ohne Porträt, die römische Namengebung und die Münzlegenden.<br />

Dabei wird der Anfänger das alphabethische Verzeichnis der wichtigsten Bestandteile<br />

der kaiserlichen Titulatur und deren häufigste Abkürzungen besonders begrüßen.<br />

Anschließend wird ein Überblick über die Nominale und die Zeit ihrer Ausprägung<br />

gegeben. Weiter werden behandelt die Kaufkraft, die Medaillons, die Münzprägung<br />

und ihre Organisation, die lokalen Gepräge, Beizeichen und Wertzeichen (mit einer<br />

Liste der Münzstättenzeichen des 4. Jh.), Überprägungen und Fehlprägungen, platierte<br />

und geteilte Münzen, Gegenstempel, Barbarisierungen, Gußformen, die Münzen als<br />

Bodenfunde und die Münzen als Schmuck. Als besonders brauchbar wird der Benutzer<br />

die Anleitung zur Münzbestimmung, die Abschnitte über Patina und Reinigung, die<br />

Zusammenstellung der öffentlichen Münzsammlungen in den Niederlanden und die<br />

bibliographischen Hinweise empfinden. Eine Karte des römischen Imperium mit den<br />

Prägestätten der Reichsmünzen, ein Abbildungsverzeichnis und 32 gut ausgewählte<br />

Phototafeln von ausreichender Qualität beschließen das sehr nützliche Bändchen.<br />

D. Kienast<br />

HEINZ KAHLER, Die Stiftermosaiken in der konstantinischen<br />

Südkirche von Aquilei a. (Monumenta Artis Romanae, IV.) Köln, Du<br />

Mont Schauberg, 1962. 24 S., 1 Plan, 22 Abb.<br />

Die anzuzeigende Abhandlung befaßt sich mit den von 1893 bis zum 1. Weltkrieg<br />

durch sukzessive Grabungen im Bereich des mittelalterlichen Domes von Aquileia<br />

freigelegten Bodenmosaiken eines aus konstantinischer Zeit stammenden Komplexes<br />

von Saalbauten, bestehend aus zwei parallel zueinander liegenden, jeweils durch sechs<br />

Stützen in drei Schiffe gegliederten Kirchen von ca. 37 x 17 (Nord-) bzw. 37 x 20 m<br />

(Südkirche), deren Westteile durch eine ebenfalls dreischiffige Halle mit östlich danebenliegendem<br />

Korridor verbunden waren. Die Mosaiken in Nord- und Südkirche<br />

ließen sich seither durch mit den übrigen Mosaiken gleichzeitige Inschriften auf<br />

den sel. Bischof Theodorus (bezeugt z. J. 314) als Erbauer und Dedikanten der Kirche<br />

allgemein in die Zeit nach dem Tode dieses Bischofs datieren. Neue Überlegungen<br />

des Verf. setzen beim Problem der Anordnung der Mosaikfelder in der Südkirche

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