1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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132 Vera Hatz Nabburg Eine Münzrechtsverleihung ist weder für Nabburg noch für Cham oder Neunburg bekannt, die Herzöge von Bayern prägten hier offenbar kraft ihrer Amtsgewalt 7. In Nabburg, gelegen auf einem Bergrücken am rechten Naabufer im bayerischen Nordgau (heute Oberpfalz) 8, beginnt die Münzprägung unter Hzg. Heinrich I. (948-955) und läuft in ununterbrochener Folge bis zu Hzg. Heinrich IV. als Kg. Heinrich II. (1002-04) 7. In den schwedischen Funden traten elf Münzen aus Nabburg auf. Am bemerkenswertesten unter ihnen ist der Pfennig eines Kaisers Heinrich (s. u. Nr. 11). Das Gebäudebild der Rückseite erinnert stark an die Regensburger Gepräge Hzg. Heinrich VI. als Kg. Heinrich III. (vgl. Dbg. 1101); das Vorderseitenbild begegnete bereits einmal auf einem Stück des Fundes von Sigsarve/Gotland, das auch ein ähnliches Gebäudebild zeigt und wegen seiner korrumpierten Umschrift als „Nachmünze zu Dbg. 1101" Hzg. Heinrich VII. zugeschrieben wird". Da der Nabburger Pfennig mit seinen korrekten Legenden eindeutig einen Kaiser Heinrich nennt, dürfen wir ihn wohl K. Heinrich III. (1039-56, K. 1046) zuweisen. Als Hzg. Heinrich VI. hatte er 1027 das Herzogtum Bayern übernommen und es bis 1042 — seit 1028 als Kg. Heinrich III. — behalten, dann wurde ein eigener Herzog eingesetzt (Heinrich VII.)". Hzg. Heinrich VII. starb im Oktober 1047, doch erst im Februar 1049 wurde ein neuer Herzog ernannt (Konrad)". In dieser Zeit der Vakanz könnte der Nabburger Pfennig K. Heinrich III. entstanden sein, vielleicht ist er aber noch einige Jahre jünger. Im April 1053 wurde Hzg. Konrad in Merseburg abgesetzt, er kehrte jedoch nach Bayern zurück, wo es zum Aufstand kam". Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1053 7 J. Menadier, Das Münzrecht der deutschen Stammesherzoge, ZfN. 27, 1909, S. 158- 167. Vgl. auch K. Sperl, Die Münzgeschichte Regensburgs, Diss. Erlangen 1926, Kallmünz 1928, S. 17 ff. vgl. Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 7, Bayern, hrsg. v. K. Bosl, Stuttgart 1961, S. 462 f. 9 Dbg. 1724 (Hzg. Heinrich I.) — Dbg. 1935 (Ludolf) — Dbg. 1117 (Heinrich II.) — Dbg. 1118, Grote 112-121 (Otto) — Dbg. 1119 (Heinrich III.) — Dbg. 1120, Grote 174 (Heinrich II.) — Dbg. 1121, Grote 210-214 (Heinrich IV.); Dbg. 1122, Grote 286-287 (ders. als Kg. Heinrich II.). Zu den Münzreihen von Nabburg, Cham (s. Anm. 19) und Neunburg (s. Anm. 25) vgl. auch J. V. Kull, Repertorium zur Münzkunde Bayerns, 2 Bde., München 1890- 1900, S. 84 ff. u. 485 ff. " M. Stenberger - P. Berghaus, Der Schatz von Sigsarve, Gotland. Kungl. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademiens Handlingar 83, Antikvariska Studier V, Lund 1953, S. 148 Nr. 238 u. Tf. S. 140. 11 vgl. E. Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich III., Bd. 1, Leipzig 1874, S. 9 f. u. 147 f. 77 ebd. Bd. 2, Leipzig 1881, S. 24 u. 62. 13 ebd. S. 222 f.

Die Gepräge der herzoglich-bayerischen Münzstätten 133 hielt sich der Kaiser in Sachsen auf, nach Bayern kam er erst Anfang Dezember, wo inzwischen „die gesetzliche Ordnung so weit wiederhergestellt (war), daß der Kaiser unbelästigt im Lande umherziehen und Einrichtungen treffen konnte, wie sie für die Behauptung seines Ansehens dienlich waren"14. Spätestens Weihnachten 1053 wurde dann Kg. Heinrich IV. zum Herzog von Bayern ernannt la. Es scheint demnach sehr wohl möglich, daß unser Gepräge Nr. 11 im Dezember 1053 entstanden sein kann. Die auftretenden Münzmeisternamen sind mit einer Ausnahme die gleichen wie auf den bereits bekannten Stücken. Nr. 10 zeigt in der Reihe der Nabburger Prägungen einen neuen Münzmeisternamen: 2 IG1; der Name begegnet auch auf Regensburger Pfennigen Hzg. Ottos (vgl. Dbg. 1065 c, Grote 97-101). Die übrigen beschriebenen Stücke zeigen Schrift- oder Bildvarianten auf. * 1. Hzg. Otto (976-982). Denar. Grote 117 var., Dbg. 1118 b var. Vs. + • :OTTDVX: • im Perlkreis Kreuz mit einer Kugel in jedem Winkel Rs. NAP/AIAcn im Felde Kirchengiebel, darin VVI 1,20 g. Fd. Ossarve, Ksp. Bäl, Gotland. SHM.15 10 461. Stenb. 16 85. * 2. Hzg. Heinrich III. (982-985). Denar. Grote —, Dbg. 1119 var. Vs. • HEHR/HDVX im Perlkreis Kreuz mit einer Kugel in jedem Winkel Rs. //APPIVITA im Felde Kirchengiebel, darin WIL 0,82 g, ausgebrochen. Fd. Gerete, Ksp. Follingbo, Gotland. SHM. 5617. Stenb. 166. 3. Hzg. Heinrich II. (985-995). Denar. Grote 174 var., Dbg. 1120. 1,72 g. Fundort? SHM. ohne Nr. * 4. ders. Denar. Grote 174 var., Dbg. 1120 var. Vs. • HEARICNDVX Rs. Dbg. 1120 1,68 g. Fundort? SHM. ohne Nr. im Perlkreis Kreuz, im 1. und 3. Winkel eine Kugel, im 2. ein Ringel, 4. frei. 14 ebd. S. 230. 16 Statens Historiska Museum, Stockholm, Inv.Nr. 16 M. Stenberger, Die Schatzfunde Gotlands der Wikingerzeit II, Lund 1947.

Die Gepräge der herzoglich-bayerischen Münzstätten 133<br />

hielt sich der Kaiser in Sachsen auf, nach Bayern kam er erst Anfang<br />

Dezember, wo inzwischen „die gesetzliche Ordnung so weit wiederhergestellt<br />

(war), daß der Kaiser unbelästigt im Lande umherziehen und<br />

Einrichtungen treffen konnte, wie sie für die Behauptung seines Ansehens<br />

dienlich waren"14. Spätestens Weihnachten 1053 wurde dann Kg.<br />

Heinrich IV. zum Herzog von Bayern ernannt la. Es scheint demnach<br />

sehr wohl möglich, daß unser Gepräge Nr. 11 im Dezember 1053 entstanden<br />

sein kann.<br />

Die auftretenden Münzmeisternamen sind mit einer Ausnahme die<br />

gleichen wie auf den bereits bekannten Stücken. Nr. 10 zeigt in der<br />

Reihe der Nabburger Prägungen einen neuen Münzmeisternamen:<br />

2 IG1; der Name begegnet auch auf Regensburger Pfennigen Hzg. Ottos<br />

(vgl. Dbg. 1065 c, Grote 97-101). Die übrigen beschriebenen Stücke<br />

zeigen Schrift- oder Bildvarianten auf.<br />

* 1. Hzg. Otto (976-982). Denar. Grote 117 var., Dbg. 1118 b var.<br />

Vs. + • :OTTDVX: • im Perlkreis Kreuz mit einer Kugel<br />

in jedem Winkel<br />

Rs. NAP/AIAcn<br />

im Felde Kirchengiebel, darin VVI<br />

1,20 g. Fd. Ossarve, Ksp. Bäl, Gotland.<br />

SHM.15 10 461. Stenb. 16 85.<br />

* 2. Hzg. Heinrich III. (982-985). Denar. Grote —, Dbg. 1119 var.<br />

Vs. • HEHR/HDVX im Perlkreis Kreuz mit einer Kugel<br />

in jedem Winkel<br />

Rs. //APPIVITA<br />

im Felde Kirchengiebel, darin WIL<br />

0,82 g, ausgebrochen. Fd. Gerete, Ksp. Follingbo, Gotland.<br />

SHM. 5617. Stenb. 166.<br />

3. Hzg. Heinrich II. (985-995). Denar. Grote 174 var., Dbg. 1120.<br />

1,72 g. Fundort? SHM. ohne Nr.<br />

* 4. ders. Denar. Grote 174 var., Dbg. 1120 var.<br />

Vs. • HEARICNDVX<br />

Rs. Dbg. 1120<br />

1,68 g. Fundort? SHM. ohne Nr.<br />

im Perlkreis Kreuz, im 1. und 3. Winkel<br />

eine Kugel, im 2. ein Ringel, 4.<br />

frei.<br />

14 ebd. S. 230.<br />

16 Statens Historiska Museum, Stockholm, Inv.Nr.<br />

16 M. Stenberger, Die Schatzfunde Gotlands der Wikingerzeit II, Lund 1947.

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