1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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110 Karel Castelin und Hans-Jörg Kellner soweit zunächst erreichbar, das Münzmaterial an glatten Regenbogenschüsselchen in Sammlungen und aus der Literatur aufgenommen. Der in Abschnitt D folgende Katalog gibt eine vorläufige Übersicht über den heute bekannten Bestand" und ermöglicht die weiteren Erwägungen. Gruppe II Tabelle 1 Übersicht über die Gewichte der Regenbogenschüsselchen (Vollstatere) Gewichte Regenbogenschüsselchen mit Torques (nach Streber) Glatte Regenbogenschüsselchen (nach Liste S. 120) 8,00 g und darüber 3 (Nr. 4, 19, 21) a 7,90 g bis 7,99 g 2 (Nr. 1, 17) b 7,80 g bis 7,89 g 2 (Streber Nr. 5, 88) 1 (Nr. 12) III 7,70 g bis 7,79 g 4 (Streber Nr. 76, 91, 93, 101) 5 (Nr. 3, 5, 14, 16, 22) a 7,60 g bis 7,69 g 10 (Streber Nr. 17, 19, 59, 60, 62, 68, 86, 90, 91, 102) IV b 7,50 g bis 7,59 g 104 (die übrigen 1 (Nr. 2) V 7,20 g bis 7,49 g Stücke) 4 (Nr. 6,11,13a,18, 23) VI a 6,90 g bis 7,19 g 1 (Nr. 15) b 6,50 g bis 6,89 g c unter 6,49 g 1 (Nr. 24) Es ist eine für fast alle keltischen Gebiete allgemein zu beobachtende Regel, daß die Münzprägung einer fortschreitenden Gewichtsverringerung der Schrötlinge unterlag. Für die Keltenmünzen Britanniens hat dies D. F. Allen in einer grundlegenden Studie gezeigt ". Den allmäh- 11 Die Liste stellt einen Auszug aus der in Ausarbeitung befindlichen Gesamtvorlage des süddeutschen Fundmaterials an keltischen Münzen dar, welche mit frdl. Genehmigung der RGK, wo diese Arbeit erscheinen soll, hier zum Abdruck gelangt. Sie hat infolgedessen nur vorläufigen Charakter. 12 The Origins of Coinage in Britain, Problems of the Iron Age in Southern Britain (1958) 303-306. Der Autor nimmt (S. 303) ein allmählich abfallendes Statergewicht von ca 8,61 g; 7,748 g; 6,461 g; 6,201 g; 5,739 g; 5,538 g und 5,117 g an (umge-

Die glatten Regenbogenschüsselchen 111 lichen Gewichtsabfall der Statere in Gallien und Helvetien haben A. Blanchet, R. Forrer, K. Pink u. a. behandelt". Für Süddeutschland hat schon F. Hertlein entsprechendes festgestellt". Bei Behandlung des Keltengoldes aus den böhmischen Ländern hat R. Paulsen darauf wiederholt hingewiesen, und neuere Forschungen haben seine Feststellungen voll bestätigt". K. Pink hat den Gewichtsabfall für die Prägungen der Kotini, er und Forrer das gleiche für die Münzen der Balkankelten aufgezeigt 16. An der allgemeinen Gültigkeit der allmählichen Gewichtsabnahme bei Gold- und Silberprägungen der Kelten dürfte heute wohl kaum noch gezweifelt werden. Was nicht bekannt und vor allem auch noch kaum erforscht wurde — und in Einzelfällen vielleicht überhaupt nicht näher festzustellen sein wird —, ist die Geschwindigkeit, mit der die Gewichtsminderung in den einzelnen Gebieten erfolgte. Sie kann in einer Gegend bedeutend, in einer anderen viel geringer gewesen sein: In Böhmen z. B. ist die Gewichtsabnahme in der ältesten Epoche der keltischen Goldprägung sehr langsam und gering, im letzten vorchristlichen Jahrhundert dagegen allem Anschein nach recht rasch vor sich gegangen. Wir werden deshalb kaum fehlgehen, wenn wir auch bei den glatten Regenbogenschüsselchen im Gewicht eine ähnliche Entwicklung voraussetzen. Damit soll natürlich nicht unterstellt werden, daß jedes schwerere dieser glatten Regenbogenschüsselchen älter ist und jedes leichtere Stück unbedingt jünger, denn auch bei der ziemlich genauen Schrötlingsherstellung in den Tüpfelplatten kann es zu — allerdings wohl nur geringen — Abweichungen im Gewicht kommen". Es ist jedoch vom rechnet aus der Stückzahl auf das keltische Pfund von ca 310 g, siehe a. a. 0. 302). 13 A. Blanchet, Traite des monnaies Gauloises (1905) 59 f.; R. Forrer, Keltische Numismatik der Rhein- u. Donaulande (1908) 249-266, Nr. 431-473 (Gewichtsabfall von ca 8,40 g auf 5,80 g); K. Pink, Einführung in die Keltische Münzkunde, Archaeologia Austriaca 6 (1950) 6 und 2. Aufl. Beiheft 4 (1960) 6. — Den Gewichtsabfall bei den bekannten gallischen Arverner-Stateren mit der Lyra von 7,93 g über 7,47 g auf 7,38 g konnte ich in Rev. beige num. 107, 1961, 71-81 nachweisen. 14 Fundberichte aus Schwaben 12, 1904, 98 und 100; ebenso Pink, Die Goldprägung der Ostkelten, a. a. 0. 12 und 29. „ R. Paulsen, Die Münzprägungen der Boier (1933) 25. 35. 45. 60; Pink, Die Goldprägung der Ostkelten, a. a. 0. 11. 16. 20. 34. 35. 38; K. Castelin, Numismaticke listy 11, 1956, 35-48. 130-139 und 12, 1957, 13-21 (mit einem allmählichen Gewichtsabfall von 8,46 g auf 6,438 g). 16 Kotini (die Zuteilung ist nicht sicher): Wiener Prähistorische Zeitschrift 23, 1936, 37. — Balkan: Die Münzprägung der Ostkelten und ihrer Nachbarn (1939) 17 und Einführung in die keltische Münzkunde, a. a. 0. 5. Forrer a. a. 0. 158 verzeichnet für das Silber einen Gewichtsabfall von ca 14 g auf ca 10 g und darunter. 17 Natürlich wäre bei Erwägungen, die auf dem Stückgewicht basieren, auch die jeweilige Erhaltung der Stücke zu berücksichtigen und stark abgenützte Münzen aus metrologischen Überlegungen auszuscheiden. Es dürften somit eigentlich nur die Gewichte prägefrischer Stücke verwendet werden. Da der Erhaltungszustand jedoch aus der Literatur kaum, ja selbst durch Autopsie manchmal nur schwer mit Sicherheit festzustellen ist, ergibt sich naturgemäß ein gewisser Unsicherheitsfaktor.

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lichen Gewichtsabfall der Statere in Gallien und Helvetien haben A. Blanchet,<br />

R. Forrer, K. Pink u. a. behandelt". Für Süddeutschland hat schon<br />

F. Hertlein entsprechendes festgestellt". Bei Behandlung des Keltengoldes<br />

aus den böhmischen Ländern hat R. Paulsen darauf wiederholt hingewiesen,<br />

und neuere Forschungen haben seine Feststellungen voll bestätigt".<br />

K. Pink hat den Gewichtsabfall für die Prägungen der Kotini,<br />

er und Forrer das gleiche für die Münzen der Balkankelten aufgezeigt 16.<br />

An der allgemeinen Gültigkeit der allmählichen Gewichtsabnahme bei<br />

Gold- und Silberprägungen der Kelten dürfte heute wohl kaum noch<br />

gezweifelt werden. Was nicht bekannt und vor allem auch noch kaum<br />

erforscht wurde — und in Einzelfällen vielleicht überhaupt nicht näher<br />

festzustellen sein wird —, ist die Geschwindigkeit, mit der die Gewichtsminderung<br />

in den einzelnen Gebieten erfolgte. Sie kann in einer Gegend<br />

bedeutend, in einer anderen viel geringer gewesen sein: In Böhmen z. B.<br />

ist die Gewichtsabnahme in der ältesten Epoche der keltischen Goldprägung<br />

sehr langsam und gering, im letzten vorchristlichen Jahrhundert<br />

dagegen allem Anschein nach recht rasch vor sich gegangen.<br />

Wir werden deshalb kaum fehlgehen, wenn wir auch bei den glatten<br />

Regenbogenschüsselchen im Gewicht eine ähnliche Entwicklung voraussetzen.<br />

Damit soll natürlich nicht unterstellt werden, daß jedes schwerere<br />

dieser glatten Regenbogenschüsselchen älter ist und jedes leichtere<br />

Stück unbedingt jünger, denn auch bei der ziemlich genauen Schrötlingsherstellung<br />

in den Tüpfelplatten kann es zu — allerdings wohl nur<br />

geringen — Abweichungen im Gewicht kommen". Es ist jedoch vom<br />

rechnet aus der Stückzahl auf das keltische Pfund von ca 310 g, siehe a. a. 0. 302).<br />

13 A. Blanchet, Traite des monnaies Gauloises (1905) 59 f.; R. Forrer, Keltische Numismatik<br />

der Rhein- u. Donaulande (1908) 249-266, Nr. 431-473 (Gewichtsabfall<br />

von ca 8,40 g auf 5,80 g); K. Pink, Einführung in die Keltische Münzkunde, Archaeologia<br />

Austriaca 6 (1950) 6 und 2. Aufl. Beiheft 4 (1960) 6. — Den Gewichtsabfall<br />

bei den bekannten gallischen Arverner-Stateren mit der Lyra von 7,93 g<br />

über 7,47 g auf 7,38 g konnte ich in Rev. beige num. 107, 1961, 71-81 nachweisen.<br />

14 Fundberichte aus Schwaben 12, 1904, 98 und 100; ebenso Pink, Die Goldprägung<br />

der Ostkelten, a. a. 0. 12 und 29.<br />

„ R. Paulsen, Die Münzprägungen der Boier (1933) 25. 35. 45. 60; Pink, Die Goldprägung<br />

der Ostkelten, a. a. 0. 11. 16. 20. 34. 35. 38; K. Castelin, Numismaticke<br />

listy 11, 1956, 35-48. 130-139 und 12, 1957, 13-21 (mit einem allmählichen<br />

Gewichtsabfall von 8,46 g auf 6,438 g).<br />

16<br />

Kotini (die Zuteilung ist nicht sicher): Wiener Prähistorische Zeitschrift 23,<br />

1936, 37. — Balkan: Die Münzprägung der Ostkelten und ihrer Nachbarn (1939) 17<br />

und Einführung in die keltische Münzkunde, a. a. 0. 5. Forrer a. a. 0. 158 verzeichnet<br />

für das Silber einen Gewichtsabfall von ca 14 g auf ca 10 g und darunter.<br />

17 Natürlich wäre bei Erwägungen, die auf dem Stückgewicht basieren, auch die jeweilige<br />

Erhaltung der Stücke zu berücksichtigen und stark abgenützte Münzen aus<br />

metrologischen Überlegungen auszuscheiden. Es dürften somit eigentlich nur die<br />

Gewichte prägefrischer Stücke verwendet werden. Da der Erhaltungszustand jedoch<br />

aus der Literatur kaum, ja selbst durch Autopsie manchmal nur schwer mit<br />

Sicherheit festzustellen ist, ergibt sich naturgemäß ein gewisser Unsicherheitsfaktor.

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