1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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106 Karel Castelin und Hans- Jörg Kellner kopf/Torques-Münzen und deren Entwicklung in den Hauptzügen etwa folgendermaßen dargestellt 6 1) Der erste und wohl auch älteste Typus zeigt auf der Vs. eine Schlange (Drachen), auf der Rs. einen Torques und sechs Kugeln (Pink Gruppe B; Streber Nr. 3-13, Dgw. von 15 St. 7,513 g). 2) In der weiteren Entwicklung erscheint auf der Vs. ein Vogel- (oder Drachen-)Kopf im Kranz, während die Rs. den Torques mit den sechs bis drei Kugeln beibehält (Pink Gruppe C; Streber Nr. 52-55, Dgw. von 4 St. 7,524 g). 3) Im Zuge der weiteren Entwicklung vereinfacht sich das Münzbild mehr und mehr; die nächste Art zeigt auf der Vs. nur noch einen Kranz, auf der Rs. den Torques mit sechs oder drei Kugeln (Pink Gruppe D; Streber Nr. 58-73, Dgw. von 15 St. 7,531 g). 4) Die fortschreitende Vereinfachung läßt die Vs. ganz glatt, zumindest ohne ausgesprochene Prägung, und beschränkt die Darstellung auf der Rs. auf ein Kreuz (Pink Gruppe G 1; Streber Nr. 101 und 102; Kress München, Auktion 112 v. 22. 6. 59, Nr. 285, Dgw. von 3 St. 7,662 g). 5) Schließlich bleiben die Vs. und die Rs. völlig leer, wobei mitunter auf der Vs. undeutliche Zeichen erscheinen, die wie Reste eines Ringes aussehen (Pink Gruppe G 2; Streber Nr. 105-106). Es liegt nahe, die Entwicklung im Sinne einer fortschreitenden Vereinfachung zu sehen, wobei als Charakteristikum die Schüsselform jedoch durchwegs beibehalten wird. Soweit die bisherige Gliederung, die auch zugleich anzeigt, welcher der fünf Gruppen Strebers die glatten Regenbogenschüsselchen am nächsten stehen. Sie gehören typologisch zu Strebers fünfter Gruppe, zu seinen Exemplaren 105 und 106. Nach der bisher üblichen Gliederung kämen die glatten Regenbogenschüsselchen somit in die Endphase der Entwicklung der vindelikischen Regenbogenschüsselchen zu stehen, so daß sie — allgemein gesprochen — den jüngeren (oder jüngsten) Keltengeprägen des oberen Donauraumes zuzurechnen wären'. Gegen diese Einordnung ist bisher kein Siehe K. Pink, Die Goldprägung der Ostkelten, Wiener Prähistorische Zeitschrift 23, 1936, 27-30; ders., Archaeologia Austriaca 6 (1950) und 2. Aufl. Beiheft 4 (1960) 22. — Der Einfachheit halber wird hier — zumeist im Wortlaut — die Charakterisierung der Entwicklung bei H.-J. Kellner, Ein Regenbogenschüsselchen von Geltolfing, Jahresbericht d. Hist. Ver. f. Straubing 59, 1956, 17 ff. benützt. Zu Vergleichszwecken wird das Durchschnittsgewicht der Streber-Stücke angeführt. 7 „Dem Typus nach sind sie jedenfalls jünger, sie stellen ohne Zweifel die äußerste Verwilderung der Nachahmung klassischer Vorbilder dar", schrieb seinerzeit F. Hertlein, Die geschichtliche Bedeutung der in Württemberg gefundenen Keltenmünzen, Fundberichte aus Schwaben 12, 1904, 98.

Die glatten Regenbogenschüsselchen 107 Widerspruch erhoben worden. Daß sie jedoch nicht unbedingt zutrifft, bezeugen einige Umstände, die bei der Chronologie keltischer Münzen manchmal übersehen werden, deren grundsätzliche Bedeutung jedoch in den letzten Jahren z. B. bei der chronologischen Neuordnung der böhmischen Keltenmünzen von neuem klar zum Ausdruck kam'. Diese Umstände zwingen uns, für die glatten Regenbogenschüsselchen anstelle der bisher üblichen Anordnung eine andere, von Streber, Hertlein und Pink grundsätzlich abweichende zeitliche Einreihung zu erwägen. Im folgenden stellen wir zusammen, was wir anhand der Typen und der Schrötlingsform, des Gewichtes, des Münzmetalls und der Fundorte über die glatten Regenbogenschüsselchen aussagen und welche Folgerungen aus diesen Tatsachen gezogen werden können. A. Münzbild und Schrötling Wie schon erwähnt, tragen die glatten Regenbogenschüsselchen kein oder so gut wie kein Gepräge. Die einzigen Reste einer Zeichnung, d. h. einer Stempelgravur, sind bei einigen Stücken undeutliche Spuren einer ringförmigen Umrahmung am Rande der gewölbten Vorderseite. Im Gegensatz zu den Vollstateren, bei deren wenigen bekannten Exemplaren außer jener genannten ringförmigen Umrahmung auf der Vs. nichts weiter zu beobachten ist, finden sich auf der Vs. von Viertelstateren, die ja auch an und für sich viel häufiger sind, nicht selten schwache, dem Rand folgende Striche (Taf.IX,13). Bei manchen Exemplaren nun verdichten sich diese Striche zu einer Art Augendarstellung (Taf.IX,12), die in ganz ähnlicher Form wiederholt auftritt. Sie kann also nicht zufällig entstanden, sondern muß in dieser oder ähnlicher Form beabsichtigt gewesen sein. Bei einem — allerdings fundortlosen — Viertelstater im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart (Gew. 1,835 g) ist das Auge mit dem anschließenden Strich so deutlich, daß die Herleitung von einem nach rechts gerichteten Kopf noch gut erkannt werden kann (Taf.IX,17). Bei einem Exemplar in Paris BN 9455 (Taf.IX,15) erscheint derselbe Kopf nach links. Welches Vorbild allerdings dem Stempelschneider vorgeschwebt hat, läßt sich noch nicht angeben. Schwach und unregelmäßig, wie aber alle diese Prägespuren sind, kann bei ihnen vorläufig kaum eine Entwicklung des Prägebildes festgestellt werden. Damit fällt zunächst ein wichtiges Moment fort, welches bei den Keltengeprägen viel über deren Entwicklung auszusagen vermag. Auch auf den vertieften Rs. sind beinahe alle Regenbogenschüsselchen fast vollkommen glatt — bis auf zwei Exemplare, die mit ihrer Rs.-Zeichnung K. Castelin, Ku keltskemu mincovnictvi naiich zemf, Numismaticke listy 11, 1956, 34-48. Auch H.-J. Kellner, Die älteste Fundmünze . . . a. a. 0. 303-304 zieht diese Umstände zur zeitlichen Einreihung der 1/24-Statere heran.

Die glatten Regenbogenschüsselchen 107<br />

Widerspruch erhoben worden. Daß sie jedoch nicht unbedingt zutrifft,<br />

bezeugen einige Umstände, die bei der Chronologie keltischer Münzen<br />

manchmal übersehen werden, deren grundsätzliche Bedeutung jedoch in<br />

den letzten Jahren z. B. bei der chronologischen Neuordnung der böhmischen<br />

Keltenmünzen von neuem klar zum Ausdruck kam'. Diese<br />

Umstände zwingen uns, für die glatten Regenbogenschüsselchen anstelle<br />

der bisher üblichen Anordnung eine andere, von Streber, Hertlein und<br />

Pink grundsätzlich abweichende zeitliche Einreihung zu erwägen. Im<br />

folgenden stellen wir zusammen, was wir anhand der Typen und der<br />

Schrötlingsform, des Gewichtes, des Münzmetalls und der Fundorte über<br />

die glatten Regenbogenschüsselchen aussagen und welche Folgerungen<br />

aus diesen Tatsachen gezogen werden können.<br />

A. Münzbild und Schrötling<br />

Wie schon erwähnt, tragen die glatten Regenbogenschüsselchen kein<br />

oder so gut wie kein Gepräge. Die einzigen Reste einer Zeichnung, d. h.<br />

einer Stempelgravur, sind bei einigen Stücken undeutliche Spuren einer<br />

ringförmigen Umrahmung am Rande der gewölbten Vorderseite. Im<br />

Gegensatz zu den Vollstateren, bei deren wenigen bekannten Exemplaren<br />

außer jener genannten ringförmigen Umrahmung auf der Vs.<br />

nichts weiter zu beobachten ist, finden sich auf der Vs. von Viertelstateren,<br />

die ja auch an und für sich viel häufiger sind, nicht selten schwache,<br />

dem Rand folgende Striche (Taf.IX,13). Bei manchen Exemplaren nun<br />

verdichten sich diese Striche zu einer Art Augendarstellung (Taf.IX,12),<br />

die in ganz ähnlicher Form wiederholt auftritt. Sie kann also nicht zufällig<br />

entstanden, sondern muß in dieser oder ähnlicher Form beabsichtigt<br />

gewesen sein. Bei einem — allerdings fundortlosen — Viertelstater<br />

im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart (Gew. 1,835 g) ist das<br />

Auge mit dem anschließenden Strich so deutlich, daß die Herleitung von<br />

einem nach rechts gerichteten Kopf noch gut erkannt werden kann<br />

(Taf.IX,17). Bei einem Exemplar in Paris BN 9455 (Taf.IX,15) erscheint<br />

derselbe Kopf nach links. Welches Vorbild allerdings dem Stempelschneider<br />

vorgeschwebt hat, läßt sich noch nicht angeben. Schwach<br />

und unregelmäßig, wie aber alle diese Prägespuren sind, kann bei ihnen<br />

vorläufig kaum eine Entwicklung des Prägebildes festgestellt werden.<br />

Damit fällt zunächst ein wichtiges Moment fort, welches bei den Keltengeprägen<br />

viel über deren Entwicklung auszusagen vermag. Auch auf<br />

den vertieften Rs. sind beinahe alle Regenbogenschüsselchen fast vollkommen<br />

glatt — bis auf zwei Exemplare, die mit ihrer Rs.-Zeichnung<br />

K. Castelin, Ku keltskemu mincovnictvi naiich zemf, Numismaticke listy 11, 1956,<br />

34-48. Auch H.-J. Kellner, Die älteste Fundmünze . . . a. a. 0. 303-304 zieht<br />

diese Umstände zur zeitlichen Einreihung der 1/24-Statere heran.

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