1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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104 Maria R. Alföldi Im Ocsöder Fund bilden also die sonst am häufigsten vorkommenden Münzstätten entgegen dem, was innerhalb der Provinz üblich ist, nicht einmal die Hälfte der Masse". Der Fund enthält dafür eine ungewohnt hohe Anzahl stadtrömischer Gepräge, sie liegen mit 387 St. (23,72% der valentinianischen Masse) an der Spitze. Dies wäre kaum zu erklären, wenn von diesen 387 Stücken nicht 98%, 357 Stücke derselben Serie (RPRIMA-RQVARTA) angehören würden. Anscheinend haben die Quaden und Sarmaten irgendwo eine eben frisch aus Rom aufgefüllte, mehr oder minder amtliche Kasse geplündert. In der Constitutio von 356 (352?) wird nur der private Verkehr mit den Kleingeldnominalen unterbunden. Freilich kann sich auf kurze Distanz, etwa Nachbardioecesen selbst der 1000-Folles-Limit, der für Private erlaubt war, sumieren; daher ist wohl die prozentuale Häufung der Münzen aus den nächstliegenden Münzstätten in den Schatzfunden überall zu erklären, selbst wenn eine Grenze dazwischenlag 88. Einen so einheitlichen Schub auswärtigen Kleingeldes, wie im Falle von Ocsöd die stadtrömischen Stücke, kann man allerdings kaum mit dem privaten Verkehr erklären. Es wird wohl so gewesen sein, daß amtliche Stellen der Nachbardioecesen sich gelegentlich mit Kleingeldlieferungen ausgeholfen haben. Nachtrag Während der Drucklegung erschien im Band LX—LXI, 1961-62 des Numizmatikai Közlöny (Budapest) S. 29ff. die Bearbeitung des von Kubitschek-Voetter nicht bestimmten Teils des Fundes von Veszprem durch K. B. Sey, der in das Museum zu Veszprem geraten ist. Die neuen Stückzahlen bei den einzelnen Münzstättebeizeichen konnten auf den Abbildungen hier, sowie die Münzstättenverteilung im Exkurs S. 103 in letzter Sekunde noch berücksichtigt werden. Die Aussage des Schatzes hat sich dadurch nicht geändert. Die Mengenangaben sind allerdings neu. Durch Voetter's Hand sind seinerzeit (laut NumZ 1909, 119) 2881 bestimmte und 5800 unbestimmte Münzen gegangen. Das Inventar des Museums zu Veszprem registriert 2539 bestimmte und 5776 unbestimmte Stücke. Die 181 in das Wiener Münzkabinett gelangten Münzen sind sicher in der durch Voetter bestimmten Partie inbegriffen. Frau Sey hat jetzt infolge Kriegsverluste insgesamt 5217 Stücke bearbeitet, wovon 1241 St. unbestimmt bleiben mußten. Im Endeffekt besteht der Schatz nun aus 8180 Stücken, wovon 2280 Stück unbestimmbar sind. 87 Im Fund von Arptis bilden westliche Stücke eine vergleichsweise reiche Serie, daher sind die herkömmlichen Münzstätten der Mitte kaum über 50 %. Dies könnte mit dem kleinen Handelsverkehr mit den Comitatenses bei Carnuntum erklärt werden, vgl. oben S. 98 ff. 88 Im stadtrömischen Fund von Porta Collina ist Siscia mittelmäßig vertreten (L. Laffranchi, RivltNum 1919, 42 ff.); der Münzumlauf in Rom unterliegt vielfach anderen Gesetzen.

KAREL CASTELIN UND HANS- JORG KELLNER Die glatten Regenbogenschüsselchen (Taf. IX) Zu Beginn der systematischen Ausgrabungen in dem großen keltischen Oppidum bei Manching südlich von Ingolstadt kamen u. a. auch einige keltische Münzen zutage. Vier von ihnen, fast geprägelose, schüsselförmige Goldmünzen, sog. „glatte Regenbogenschüsselchen", die dicht beieinander gefunden wurden und vermutlich einen kleinen Münzschatz bildeten (Taf. IX, 1-4), wurden von W. Krämer bereits veröffentlicht'. Seitdem wurde von fachlicher Seite zwar den zahlreich in Manching gefundenen Bruchstücken von Tontafeln, die zur Schrötlingsherstellung dienten' (sog. Tüpfelplatten), sowie einem ebenfalls dort gegefundenen 1/.-Stater vom Janustyp' Aufmerksamkeit geschenkt, die Regenbogenschüsselchen vom glatten Typus wurden jedoch numismatisch bisher noch nicht eingehender bearbeitet. Damit teilen sie vorläufig das Schicksal des Manchinger Fundes von silbernen Keltenmünzen des sog. „Büscheltypus", die zwar ebenfalls schon publiziert wurden', deren nähere Bearbeitung und chronologische Einreihung jedoch ebenfalls noch vorzunehmen sein wird. Die folgenden Ausführungen wollen einen Überblick über das heute bekannte Material an glatten Regenbogenschüsselchen geben und versuchen, ihre Stellung zu anderen Keltengeprägen näher festzulegen, vor allem zu den bekannten Regenbogenschüsselchen mit Vogelkopf und Torques, wie sie seinerzeit Streber aus dem Fund von Irsching beschrieben hat'. Um den glatten Regenbogenschüsselchen den ihnen zukommenden Platz im Rahmen der süddeutschen Keltenmünzen zuzuweisen und ihr Verhältnis zu den Regenbogenschüsselchen vom Vogelkopf/Torques- Typus zu klären, seien hier zunächst kurz die Hauptgruppen dieser Münzen angeführt. Seit Strebers grundlegender Arbeit werden die Haupttypen der Vogel- 1 W. Krämer, Zu den Ausgrabungen in dem keltischen Oppidum von Manching 1955, Germania 35, 1957, 43-44, Taf. 7, 6-9. 2 W. Krämer, a. a. 0. 42 f.; ders., Neue Ausgrabungen in Deutschland (1958) 175 ff. — K. Castelin, Ke keltsk6 mincovni technice, Numismatick6 listy 13, 1958, 133— 137 ; ders., Keltische Münzformen aus Böhmen, Germania 38, 1960, 39-41. 3 H.-J. Kellner, Die älteste keltische Fundmünze aus dem Oppidum von Manching, Germania 39, 1961, 299-305. Dortselbst eine kurze Übersicht der bisherigen Münzfunde aus Manching. 4 G. Behrens, Keltenmünzen von Manching, Berliner Num. Zeitschrift 1951, Nr. 8. F. Streber, Über die sogenannten Regenbogen-Schüsselchen, Abh. d. kgl. bayer. Akademie d. Wiss. I. Cl. IX Bd., 1. Abt. (1860), 2. Abt. (1862).

104 Maria R. Alföldi<br />

Im Ocsöder Fund bilden also die sonst am häufigsten vorkommenden<br />

Münzstätten entgegen dem, was innerhalb der Provinz üblich ist, nicht<br />

einmal die Hälfte der Masse". Der Fund enthält dafür eine ungewohnt<br />

hohe Anzahl stadtrömischer Gepräge, sie liegen mit 387 St. (23,72% der<br />

valentinianischen Masse) an der Spitze. Dies wäre kaum zu erklären,<br />

wenn von diesen 387 Stücken nicht 98%, 357 Stücke derselben Serie<br />

(RPRIMA-RQVARTA) angehören würden. Anscheinend haben die Quaden<br />

und Sarmaten irgendwo eine eben frisch aus Rom aufgefüllte, mehr<br />

oder minder amtliche Kasse geplündert. In der Constitutio von 356<br />

(352?) wird nur der private Verkehr mit den Kleingeldnominalen unterbunden.<br />

Freilich kann sich auf kurze Distanz, etwa Nachbardioecesen<br />

selbst der 1000-Folles-Limit, der für Private erlaubt war, sumieren; daher<br />

ist wohl die prozentuale Häufung der Münzen aus den nächstliegenden<br />

Münzstätten in den Schatzfunden überall zu erklären, selbst wenn<br />

eine Grenze dazwischenlag 88. Einen so einheitlichen Schub auswärtigen<br />

Kleingeldes, wie im Falle von Ocsöd die stadtrömischen Stücke, kann<br />

man allerdings kaum mit dem privaten Verkehr erklären. Es wird wohl<br />

so gewesen sein, daß amtliche Stellen der Nachbardioecesen sich gelegentlich<br />

mit Kleingeldlieferungen ausgeholfen haben.<br />

Nachtrag<br />

Während der Drucklegung erschien im <strong>Band</strong> LX—LXI, 1961-62 des<br />

Numizmatikai Közlöny (Budapest) S. 29ff. die Bearbeitung des von Kubitschek-Voetter<br />

nicht bestimmten Teils des Fundes von Veszprem durch<br />

K. B. Sey, der in das Museum zu Veszprem geraten ist. Die neuen Stückzahlen<br />

bei den einzelnen Münzstättebeizeichen konnten auf den Abbildungen<br />

hier, sowie die Münzstättenverteilung im Exkurs S. 103 in letzter<br />

Sekunde noch berücksichtigt werden. Die Aussage des Schatzes hat sich<br />

dadurch nicht geändert. Die Mengenangaben sind allerdings neu. Durch<br />

Voetter's Hand sind seinerzeit (laut NumZ 1909, 119) 2881 bestimmte<br />

und 5800 unbestimmte Münzen gegangen. Das Inventar des Museums<br />

zu Veszprem registriert 2539 bestimmte und 5776 unbestimmte Stücke.<br />

Die 181 in das Wiener Münzkabinett gelangten Münzen sind sicher in<br />

der durch Voetter bestimmten Partie inbegriffen. Frau Sey hat jetzt infolge<br />

Kriegsverluste insgesamt 5217 Stücke bearbeitet, wovon 1241 St.<br />

unbestimmt bleiben mußten. Im Endeffekt besteht der Schatz nun aus<br />

8180 Stücken, wovon 2280 Stück unbestimmbar sind.<br />

87 Im Fund von Arptis bilden westliche Stücke eine vergleichsweise reiche Serie, daher<br />

sind die herkömmlichen Münzstätten der Mitte kaum über 50 %. Dies könnte mit<br />

dem kleinen Handelsverkehr mit den Comitatenses bei Carnuntum erklärt werden,<br />

vgl. oben S. 98 ff.<br />

88 Im stadtrömischen Fund von Porta Collina ist Siscia mittelmäßig vertreten (L. Laffranchi,<br />

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