1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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94 Maria R. Alföldi Es wäre denn auch ganz und gar sinnlos gewesen, den alten Angriffswegen zu folgen. Die valentinianische Befestigungsarbeit setzte in Pannonien an der Westecke im Anschluß an Noricum ein" und gedieh bis 374", wie neuere Forschungen zeigen, bereits gut südlich von Aquincum. Obwohl die Zeitstellung der bisher als sicher valentinianisch betrachteten Ziegelstempel" neuerdings in Frage gestellt wurde", finden sich kräftigt wird, angefochten: RE Suppl. IX, Sp. 576, wo A. M6csy auch meinen Aufsatz (Ant. Hung. 3, 1949, 86 ff. über den Schatz von Szökedenes) offensichtlich mißverstanden hat. Er meint, dort wären selbst Funde am Limes, wie Wien-Krottenbach und Oregcsem bei Brigetio „mit den Sarmaten in Zusammenhang gebracht", obwohl in meinem Aufsatz gerade von einem gemeinsamen quadischsarmatischen Angriff die Rede ist. Es sei aber, so fährt er fort, auch nach Amm. Marc. 29, 6, 6-8 wahrscheinlicher, daß die Verbündeten nicht einen gemeinsamen, sondern je einen Angriff gesondert unternommen haben. Hierzu werden auch die Meinungen von A. Nagl (RE VII A 2184 f.) und K. Sägi, Acta Arch. Budapest 12, 1960, 195 f. zitiert. Dazu ist eine Richtigstellung notwendig. In der von M6csy gegen ein gemeinsames Vorgehen der Quaden und Sarmaten zitierten Stelle sagt Amm. Marc. (29, 6, 6) wörtlich: cuius rei tam atrocis disseminatus rumor (d. h. die Nachricht vom Tode des Quadenkönigs) ilico per diversa et Ouados et gentes circumsitas efferavit, regisque flentes interitum, in u n u m c o a c t a e misere vastatorias manus usw. Darauf folgt, nach dem Überqueren der Donau, die Constantia-Episode. Es ist bedauerlich, daß dieser eindeutige Text mißverstanden werden konnte. A. Nagl verwendet im Valentinian-Aufsatz der RE (vgl. oben) dieselbe Ammianus-Stelle sinngemäß jedoch richtig, spricht sich also aus rein historischen Erwägungen heraus für den Angriff mit vereinten quadisch-sarmatischen Kräften gegen Pannonia Secunda aus. K. Sägi erwähnt an der von M6csy angeführten Stelle den Münzfund von Szökedenes in Zusammenhang damit, daß Verheerungsspuren selbst innerhalb der umfriedeten Siedlung Mogentianae-Fenekpuszta (an der Südwestecke des Plattensees) gefunden wurden. Seinem Thema (Fragen der Bevölkerung Pannoniens im 4. Jh.) entsprechend befaßt er sich natürlich überhaupt nicht mit den hier diskutierten geschichtlichen Vorgängen. Dieses Zitat steht ohne Zusammenhang mit M6csy's Text da. Wir werden also auch fürderhin besser bei der alten Auslegung des Ammianischen Berichtes bleiben. " Vgl. R. Egger, Anz. Akt. Wien, Phil.-Hist. Kl. 1954, 10 ff., auch E. Swoboda, Carnuntum 3, 1958, 67 f. und die Lit. unten Anm. 56-58. 56 Aus RE 7 A Sp. 2184 gewinnt man den Eindruck, als hätte Valentinian mit dem Erlaß Cod. Theod. 15, 1, 18 vom 2. Jan. 374 die Grenzschutzbauten in den den illyrischen Provinzen überhaupt erst angeordnet. Der Erlaß ist jedoch offensichtlich die Antwort auf Eingaben, die die Unterbrechung der Arbeiten wegen Geldmangels gemeldet hatten. Valentinian besorgt mit Cod. Theod. 15, 1, 18 die weitere Finanzierung der laufenden Bauten. Datierte Bauinschriften kennen wir von Ybbs 370 (ILS 774), von Esztergom 371 bzw. 374 (ILS 775 und 762). Die noch unpublizierte Bauinschrift eines Burgus in Visegräd stammt aus 372, S. Soproni, Arch. Ert. 85, 1985, 54 (die Anm. S. 54, 10 gehört nicht zum Text) und Ders., Limes Romanus Konferenz Nitra (1959) 140. 57 A. Alföldi, Untergang d. Römerherrschaft in Pannonien 1 (1924) 80 ff.; wichtig die Zusammenfassung von S. Soproni, Arch. Ert. 85, 1958, 52 ff. und Ders., Limes Nitra, 131 ff. Weitere Literatur, bes. auch für die österreichsiche Limesstrecke, RE 7 A 2183 f. bzw. A. M6csy, Fol. Arch. 10, 1958, 99 ff. M6csy argumentiert S. 103, sich auf Seeck, RE 5 (1905) Sp. 1870 stützend, vor allem damit, daß Valentinian die duces zu clarissimi erhoben hätte, Ammian würde den früheren Zu-

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. 95 jedenfalls südlich von Lugio-Florentia (heute Dunaszekcsö)°s keine Spuren von neueren Befestigungs- oder Ausbesserungsarbeiten. Dies ist selbst dann von Bedeutung, wenn man weiß, daß die südliche Limesstrecke noch wenig erforscht ist. Wenn also, wie Ammianus es ausdrücklich schreibt, der Generalangriff südlich dieses Punktes und über die Donau unmittelbar gegen Pannonia Secunda gestartet wurde, war durch die Schwäche der römischen Grenze für die Quaden und Sarmaten zunächst eine Schlacht gewonnen. Hätten die Quaden aber geson- stand, als sie noch perfectissimi waren, als längst vergangen bezeichnen. Hierzu ist nun folgendes zu sagen. Man wird den Frigeridus dux der Ziegelstempel schlecht von dem von Ammian 377 erwähnten Frigeridus trennen können, wie A. Alföldi, Untergang 1 (1924) 80 ff. gezeigt hat. Um 375 war Frigeridus ein duz und führte laut Ziegelstempel den Titel perfectssimus. Der Dux Fl. Stercorius ist dagegen 368 um die Quinquennalien des Valens schon clarissimus (ILS 770). Dies zeigt eben die Unsicherheit des Übergangs. Erst 386 werden alle duces generell als viri clarissimi angesprochen. (Cod. Theod. 12, 1, 113). Die von Seeck, RE 5 (1905) Sp. 1870 angeführten Gesetze (Cod. Theod. 6, 23, 1 und 24, 11) zeigen die Entwicklung im angehenden 5. Jh.; er selbst folgert daraus, daß die duces unter Valentinian den Anspruch auf das Clarissimat erhalten hätten. Ammian charakterisiert Constantius II. an der von M6csy zitierten Stelle (21, 16, 2; 0. Hirschfeld, Kl. Schriften, 1913, 66 versehentlich Julian) unter anderem damit, daß er das Militär nicht übermächtig werden ließ: (21, 16, 1) . . . erga tribuendas celsiores dignitates inpendio parcus . . . numquam erigens cornua militarium. Darauf folgt (cap. 2): nec sub eo dux quisquam cum clarissimatu provectus est. Erant enim, ut nos quoque meminimus, perfectissimi. (Seeck zitierte a. 0. dies auch nur als Beweis, daß sie zunächst perfectissimi waren.) Der breitere Zusammenhang zeigt also, daß unter Valentinian allenfalls die Möglichkeit zur Beförderung, nicht aber die Automatik der Ernennung gegeben war. Da Ammian die valentinianischen Bücher seines Werkes in den letzten Jahren des 4. Jhs. geschrieben hat, schildert er freilich für ihn längst Vergangenes: die Entwicklung ist zur Abfassungszeit auch bezüglich der Beförderung der Duces weiter fortgeschritten. Zu Ammian: Der kleine Pauly 1 (1962) Sp. 302 (M. Fuhrmann); zur Sache vgl. noch Th. Mommsen, Hermes, 24, 1889, 266 f.; 0. Hirschfeld, KI. Schriften (1913) 660; H. Nesselhauf, Die spätröm. Verwaltung d. gallisch-germanischen Länder. Abh. Pr. Ak. d. Wiss. 1938, Phil.-Hist. KI. 2, 86 f.; E. Stein, Hist. du Bas-Empire 1 (1959) 117 f. xn. Anmerkungen. 58 A. M6csy, Fol. Arch. 10, 1958, 99 ff. meint, daß nur im Quadengebiet unter Valentinian Befestigungen gebaut worden sind, die Donauübergänge am sarmatischen Limes wären durch frühere (auch diocletianische) Schiffslände ausreichend geschützt, a. a. 0. 100 ff.; der südlichste Punkt war auch hier contra Florentiam (Dunaszekcsö). Was die Anlage von N6grädveröce anbelangt, gehört die jüngere Schicht mit den Gräbern, den Bernsteinfunden usw. nicht mehr in die römische, sondern in die subrömische Zeit, wie auch der kleine, im Brunnen zuoberst gefundene germanische Topf zeigt, den M. Pärducz, Magyar Mtlzeum 1946, 14 und Abb. 3/2 publiziert hat. Daher sind alle Erwägungen über eventuelle Handelsbeziehungen mit den Barbaren seitens des römischen Militärs in N6grädveröce (S. 99) hinfällig: es sind die Germanen selbst, die dort ansässig wurden. Die zweifellos valentinianischen Offiziersstempel sind allerdings auch am sarmatischen Limes vorhanden (S. Soproni, Arch. Ert. 85, 1958, 53) und zeugen mindestens von Instandsetzung zu seiner Zeit. 59 Vgl. die Tabelle v. S. Soproni, Arch. Ert. 85, 1958, 53.

94 Maria R. Alföldi<br />

Es wäre denn auch ganz und gar sinnlos gewesen, den alten Angriffswegen<br />

zu folgen. Die valentinianische Befestigungsarbeit setzte in Pannonien<br />

an der Westecke im Anschluß an Noricum ein" und gedieh bis<br />

374", wie neuere Forschungen zeigen, bereits gut südlich von Aquincum.<br />

Obwohl die Zeitstellung der bisher als sicher valentinianisch betrachteten<br />

Ziegelstempel" neuerdings in Frage gestellt wurde", finden sich<br />

kräftigt wird, angefochten: RE Suppl. IX, Sp. 576, wo A. M6csy auch meinen Aufsatz<br />

(Ant. Hung. 3, 1949, 86 ff. über den Schatz von Szökedenes) offensichtlich<br />

mißverstanden hat. Er meint, dort wären selbst Funde am Limes, wie Wien-Krottenbach<br />

und Oregcsem bei Brigetio „mit den Sarmaten in Zusammenhang gebracht",<br />

obwohl in meinem Aufsatz gerade von einem gemeinsamen quadischsarmatischen<br />

Angriff die Rede ist. Es sei aber, so fährt er fort, auch nach Amm.<br />

Marc. 29, 6, 6-8 wahrscheinlicher, daß die Verbündeten nicht einen gemeinsamen,<br />

sondern je einen Angriff gesondert unternommen haben. Hierzu werden auch die<br />

Meinungen von A. Nagl (RE VII A 2184 f.) und K. Sägi, Acta Arch. Budapest 12,<br />

1960, 195 f. zitiert. Dazu ist eine Richtigstellung notwendig. In der von M6csy<br />

gegen ein gemeinsames Vorgehen der Quaden und Sarmaten zitierten Stelle sagt<br />

Amm. Marc. (29, 6, 6) wörtlich: cuius rei tam atrocis disseminatus rumor (d. h.<br />

die Nachricht vom Tode des Quadenkönigs) ilico per diversa et Ouados et gentes<br />

circumsitas efferavit, regisque flentes interitum, in u n u m c o a c t a e misere<br />

vastatorias manus usw. Darauf folgt, nach dem Überqueren der Donau, die Constantia-Episode.<br />

Es ist bedauerlich, daß dieser eindeutige Text mißverstanden werden<br />

konnte. A. Nagl verwendet im Valentinian-Aufsatz der RE (vgl. oben) dieselbe<br />

Ammianus-Stelle sinngemäß jedoch richtig, spricht sich also aus rein historischen<br />

Erwägungen heraus für den Angriff mit vereinten quadisch-sarmatischen Kräften<br />

gegen Pannonia Secunda aus. K. Sägi erwähnt an der von M6csy angeführten Stelle<br />

den Münzfund von Szökedenes in Zusammenhang damit, daß Verheerungsspuren<br />

selbst innerhalb der umfriedeten Siedlung Mogentianae-Fenekpuszta (an der Südwestecke<br />

des Plattensees) gefunden wurden. Seinem Thema (Fragen der Bevölkerung<br />

Pannoniens im 4. Jh.) entsprechend befaßt er sich natürlich überhaupt nicht<br />

mit den hier diskutierten geschichtlichen Vorgängen. Dieses Zitat steht ohne Zusammenhang<br />

mit M6csy's Text da. Wir werden also auch fürderhin besser bei der<br />

alten Auslegung des Ammianischen Berichtes bleiben.<br />

" Vgl. R. Egger, Anz. Akt. Wien, Phil.-Hist. Kl. 1954, 10 ff., auch E. Swoboda, Carnuntum<br />

3, 1958, 67 f. und die Lit. unten Anm. 56-58.<br />

56<br />

Aus RE 7 A Sp. 2184 gewinnt man den Eindruck, als hätte Valentinian mit dem<br />

Erlaß Cod. Theod. 15, 1, 18 vom 2. Jan. 374 die Grenzschutzbauten in den den<br />

illyrischen Provinzen überhaupt erst angeordnet. Der Erlaß ist jedoch offensichtlich<br />

die Antwort auf Eingaben, die die Unterbrechung der Arbeiten wegen Geldmangels<br />

gemeldet hatten. Valentinian besorgt mit Cod. Theod. 15, 1, 18 die weitere Finanzierung<br />

der laufenden Bauten. Datierte Bauinschriften kennen wir von Ybbs 370<br />

(ILS 774), von Esztergom 371 bzw. 374 (ILS 775 und 762). Die noch unpublizierte<br />

Bauinschrift eines Burgus in Visegräd stammt aus 372, S. Soproni, Arch. Ert. 85,<br />

1985, 54 (die Anm. S. 54, 10 gehört nicht zum Text) und Ders., Limes Romanus<br />

Konferenz Nitra (1959) 140.<br />

57 A. Alföldi, Untergang d. Römerherrschaft in Pannonien 1 (1924) 80 ff.; wichtig<br />

die Zusammenfassung von S. Soproni, Arch. Ert. 85, 1958, 52 ff. und Ders., Limes<br />

Nitra, 131 ff. Weitere Literatur, bes. auch für die österreichsiche Limesstrecke,<br />

RE 7 A 2183 f. bzw. A. M6csy, Fol. Arch. 10, 1958, 99 ff. M6csy argumentiert<br />

S. 103, sich auf Seeck, RE 5 (1905) Sp. 1870 stützend, vor allem damit, daß Valentinian<br />

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