1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Ober die Bildnisse des Aristoteles und des Platon 9<br />
mit Glückssymbolen und Zeichen militärischen Erfolges'. Daß in diesen<br />
massenhaft fabrizierten Porträts Spiegelungen politischer Vorgänge,<br />
Äußerungen von Propaganda und Parteinahme vorliegen, ist evident.<br />
Derartige Anwendung von Porträts ist sicher bereits älter und im hellenistischen<br />
Bereich schon vorgegeben und wäre, wenn es überhaupt<br />
des Beweises bedürfte, durch die bekannte Nachricht zu belegen, daß<br />
Athenion das Bildnis des Mithradates VI. in seinen Ring schneiden ließ,<br />
um sich damit als Anhänger des pontischen Königs zu erkennen zu<br />
geben 5.<br />
Scheidet man nun bei den Porträts der kleinen Glaspasten der ausgehenden<br />
Republik die als Politiker und Römer zu bestimmenden Köpfe<br />
aus, so verbleibt noch eine zahlenmäßig ziemlich umfängliche Gruppe,<br />
in der man nur Männer des Geisteslebens und zwar Griechen erkennen<br />
kann. Soweit der Verfasser zu einer Materialaufnahme in der Lage war,<br />
ergab sich, daß es sich um kaum mehr als sieben bis zehn Persönlichkeiten<br />
handelt. Diese geringe Zahl ist — was man gut beachten sollte —<br />
ganz natürlich; denn die Möglichkeit der Differenzierung der Porträts<br />
auf den kleinen Objekten ist sehr beschränkt. Es wäre bei den gegebenen<br />
Charakterisierungsmöglichkeiten ziemlich unmöglich, etwa 20 verschiedene<br />
bärtige Männer ausreichend so zu kennzeichnen, daß sie das<br />
einfache Publikum der Glaspastenbenutzer hätte als bestimmte Personen<br />
auseinanderhalten können.<br />
Gewiß ist die hier verwendete Materialaufnahme nicht vollständig,<br />
aber doch wohl für den beabsichtigten Zweck repräsentativ. Es kann<br />
zwar nicht ausgeschlossen werden, daß bei der Erfassung des Gesamtmaterials<br />
noch die eine oder andere Persönlichkeit hinzukommt". Wichtig<br />
ist jedoch, daß mit großer Sicherheit vorausgesagt werden kann, daß<br />
das Ergebnis, auf das es für die nachfolgende Beweisführung ankommt,<br />
auch dann nicht anders aussehen würde, als es sich bisher darbietet.<br />
Es handelt sich bei diesen Glaspastenporträts ganz eindeutig vorwiegend<br />
um griechische hochberühmte Philosophen, von denen eine ganze Reihe<br />
sicher benannt werden kann. Drei von diesen Philosophenporträts stechen<br />
durch ihre überragende Häufigkeit klar heraus und geben sich<br />
damit als ein besonders berühmtes und beliebtes philosophisches Dreigestirn<br />
zu erkennen.<br />
Die nachfolgende Übersicht vermag wohl den eben skizzierten Befund<br />
zu belegen:<br />
4 z. B. Furtwängler, Antiquarium Taf. 36-37. Vollenweider, Coll. Fol. Nr. 19-34.<br />
5 Poseidonios, FGrHist II Nr. 74 Fr. 36 = Athenaios 5, 49.<br />
6 Man beachte, daß es sich hier um die zeitlich in die ausgehende Republik gehörende<br />
Gruppe der kleinen Glaspasten handelt. Den Aristippos, London 3217 halte ich für<br />
modern (vgl. Studniczka, Aristoteles 7); außerdem würde er in die spätere Kaiser.<br />
zeit gehören; er ist im übrigen auch ein Philosoph.