1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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90 Maria R. Alföldi entsprechenden RIC-Nummern zusammengestellt. Die laufenden Nummern von 1 bis 21 im Kreise erscheinen wieder auf Abb. 4 links am am Rande, um zu zeigen, wieviele Stücke in den hier bearbeiteten Funden mit den kompliziertesten Serienzeichen von Siscia erscheinen. Die F-Typen unter Nr. 5-10 sind allgemein ziemlich gut vertreten, selbst in kleinen oder unsicher erhaltenen Funden wie Lupoglav bzw. Wien-Krottenbach" finden sie sich noch. Die Verteilung wird erst in den S-Punkt-Serien (Nr. 12-18) auffallend ungleichmäßig. In dem kleinen Fund von Lupoglav, im Westen der Provinz Savia, gibt es, genau wie in dem von Szökedencs südlich vom Plattensee in der Pannonia Prima je ein Stück, und zwar beide mit dem Monogramm RICA, mit dem korrekten kleinen runden c, also vom Anfang der S-Punkt-Serie, wenn wir mit dieser chronologischen Annahme Recht behalten. In Jabing (ebenfalls Pannonia Prima, heute Burgenland, Österreich) fehlt die S-Punkt-Serie überhaupt. Dort sind die F-Typen die letzten, ein typischer, heute nicht mehr erklärbarer Zufall. Bei der offensichtlichen Spärlichkeit der S-Punkt-Typen in Südwestpannonien wiegt dies freilich nicht allzu schwer: Jabing wird mühelos in die Kategorie der beiden anderen Funde von Lupoglav und Szökedencs einzureihen sein. Jedenfalls ist das mit ein Hinweis darauf, daß die in Lupoglav und Szökedencs zu je einem Stück vertretenen S-Punkt-Stücke gleich nach den F-Serien kommen. Am Limes findet man dann einige etwas spätere Varianten vom S-Punkt-Leitbuchstaben: in Oregcsem (unweit des Legionslagers Brigetio) das Monogramm C-CA mit frühem runden C, in Wien-Krottenbach (Umgebung des Legionslagers Vindobona) das gleiche Monogramm mit dem späteren, flüchtigen, hakenförmigen C". Man wäre also zunächst geneigt anzunehmen, daß die F-Serien sowohl in ihren Varianten als auch was die Anzahl angeht, viel häufiger in Pannonien sind als die nachfolgenden mit S-Punkt. Drei weitere große Schatzfunde belehren uns aber eines Besseren. In ihnen finden sich große Mengen der 35 Lupoglav: von 312 Stücken 158 unbestimmt geblieben; vom Rest 136 St. valentinianisch, davon 55 aus Siscia, J. Brunimid, Vjesnik hrv. arh. dr. NS XII, 1912, 284 ff. — Wien-Krottenbach ist mit 179 bearbeiteten Stücken anscheinend nur ein Bruchteil eines größeren Schatzes, so E. Polaschek, NumZ 58, 1925, 127. Da aber die Zusammenstellung so auffallend der des anderen, vollständig geborgenen Schatzes am Limes von Oregcsem, unweit des Legionslagers Brigetio (A. Radnoti, NumK 41, 1942, 11 ff.) entspricht, scheint der gerettete Teil ziemlich charakteristisch für das verlorene Ganze zu sein. Leider ist ein kleiner Schatzfund von Carnuntum so unsicher bearbeitet, daß er nicht zur Auswertung herangezogen werden konnte; F. v. Kenner, Ber. d. Ver. Carnuntum 1908-11, 223 ff.; dazu A. Alföldi, Untergang der Römerherrschaft in Pannonien 1 (1924) 47. 33 Hierbei ist darauf hinzuweisen, daß ein späterer, im wesentlichen aus Halhcentenionales bestehender Schatzfund aus der Praetentura des Legionslagers Wien unter den wenigen valentinianischen Centenionales, wenn überhaupt, nur dieselben Typen führt, die man in den hier näher behandelten Funden auch findet: E. Polaschek, NumZ 58, 1925, 130 f.

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. 91 S-Punkt-Serien verschiedenster Art. Es sind die Schätze von Arpas und Veszprem in Pannonia Prima und von Vinkovci in der Pannonia Secunda 37. Die drei Schätze haben allerdings auch etwas anderes gemeinsam: sie schließen nicht mit dem Katastrophenjahr 374/75 ab, sondern laufen etwas weiter. Zwei von den drei Fundorten sind bekanntlich befestigt: der römische Vorgänger von Vinkovci, die Stadt Cibalae ist eine auch strategisch nicht unbedeutender Platz"; im Areal des heutigen Dorfes Ärpas befindet sich im 4. Jh. eine befestigte Siedlung". Die näheren Fundumstände des Fundes von Veszprem sind nicht bekannt 43. Wenn nun, wie Ammianus Marcellinus schreibt 41, die Angreifer darum ad has calliditates dimicandi sollertes sich mit der Belagerung der Stadt Sirmium nicht aufhalten, deren Mauern gerade instand gesetzt worden sind, so werden sie sich auch anderswo mehr um die leichte Beute, d. h. um unbefestigte Siedlungen und Einzelgehöfte gekümmert haben. Man darf daher vermuten, daß jene befestigten Orte im großen und ganzen unversehrt blieben, aber zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten wurden; die Einwohner wagten sich wohl kaum auf längere Wege, der Handel mußte stocken, denn die Straßen waren unsicher. Man weiß freilich nicht genau, wie lange nach der Erntezeit (Ende Juni in Pannonien), als der Einbruch das Land traf, die Raubzüge der Barbaren anhielten, denn man weiß nicht, wann Theodosius von Moesien aus die eigenen Wohngebiete der Sarmaten angriff 42. 2-3 Monate unmittelbarer Gefahr bis Oktober des Jahres 374 wird man ansetzen dürfen. Anschließend folgte dann relative Ruhe 48, in der man annehmen möchte, 37 Nebenbei bemerkt decken sich die unveröffentlichten Einzelfunde aus der auch im 4. Jh. bedeutenden Siedlung Mursella-Arpäs (E. Bir6, Arch. £rt. 86, 1959, 173 kurz von der Siedlung ; RE Suppl. IX, 1962, Sp. 700 f. (A. M6csy), auch über weitere befestigte Anlagen.) mit dem Querschnitt des Schatzes — ein erneuter Beweis dafür, daß in der späten Kaiserzeit kein nennenswerter Unterschied in der Zusammensetzung zwischen Schätzen und Siedlungsfunden zu finden ist. Dasselbe beweisen die Münzbeigaben der spätantiken Gräber in Westungarn: vgl. die Literatur RE Suppl. IX Sp. 721 f. 38 Wichtige Straßenkreuzung, vgl. RE 3 (1899) Sp. 2534 f. (Patsch); J. Brunimid, Vjesnik hrv. arh. dr. NS 6, 1902, 117 ff. 39 Mursella, vgl. die Literatur oben Anm. 37. 40 W. Kubitschek, NumZ 42, 1909, 117 f. vgl. Ders. NumZ. 41, 1908, 129 f. Mit den Münzen zusammen wurde auch Eisenwerkzeug gefunden. Vom Fundort selbst, einer breiten Bergkuppe namens Kabhegy weiß man wohl nichts Genaues; nach der Anlage ist es eine typische Fliehburg. Daß der Schatz so groß ist, daß er weiter als das Katastrophenjahr 374 hinunterreicht, zeigt, daß er in irgendeiner, wohl unweit des Fundortes Kabhegy gelegenen gut geschützten Villa oder Siedlung angesammelt wurde. Die Eisengeräte, ein Winzermesser, einige Bohrer, ein Stemmeisen sind nicht für ein konkretes Handwerk typisch, sie sind vielmehr das immer greifbare, fürs erste ausreichende Werkzeug eines landwirtschaftlichen Anwesens. Vgl. dazu den Nachtrag unten S. 104. 41 Amm. Marc. ed. Gardthausen, 29, 6, 12. 42 Amm. Marc. 29, 6, 15. 43 über die Ereignisse selbst vgl. weiter unten S. 92 ff.

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. 91<br />

S-Punkt-Serien verschiedenster Art. Es sind die Schätze von Arpas und<br />

Veszprem in Pannonia Prima und von Vinkovci in der Pannonia Secunda<br />

37. Die drei Schätze haben allerdings auch etwas anderes gemeinsam:<br />

sie schließen nicht mit dem Katastrophenjahr 374/75 ab, sondern<br />

laufen etwas weiter. Zwei von den drei Fundorten sind bekanntlich befestigt:<br />

der römische Vorgänger von Vinkovci, die Stadt Cibalae ist eine<br />

auch strategisch nicht unbedeutender Platz"; im Areal des heutigen<br />

Dorfes Ärpas befindet sich im 4. Jh. eine befestigte Siedlung". Die näheren<br />

Fundumstände des Fundes von Veszprem sind nicht bekannt 43.<br />

Wenn nun, wie Ammianus Marcellinus schreibt 41, die Angreifer darum<br />

ad has calliditates dimicandi sollertes sich mit der Belagerung der Stadt<br />

Sirmium nicht aufhalten, deren Mauern gerade instand gesetzt worden<br />

sind, so werden sie sich auch anderswo mehr um die leichte Beute, d. h.<br />

um unbefestigte Siedlungen und Einzelgehöfte gekümmert haben. Man<br />

darf daher vermuten, daß jene befestigten Orte im großen und ganzen<br />

unversehrt blieben, aber zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten<br />

wurden; die Einwohner wagten sich wohl kaum auf längere Wege, der<br />

Handel mußte stocken, denn die Straßen waren unsicher. Man weiß<br />

freilich nicht genau, wie lange nach der Erntezeit (Ende Juni in Pannonien),<br />

als der Einbruch das Land traf, die Raubzüge der Barbaren<br />

anhielten, denn man weiß nicht, wann Theodosius von Moesien aus die<br />

eigenen Wohngebiete der Sarmaten angriff 42. 2-3 Monate unmittelbarer<br />

Gefahr bis Oktober des Jahres 374 wird man ansetzen dürfen.<br />

Anschließend folgte dann relative Ruhe 48, in der man annehmen möchte,<br />

37 Nebenbei bemerkt decken sich die unveröffentlichten Einzelfunde aus der auch im<br />

4. Jh. bedeutenden Siedlung Mursella-Arpäs (E. Bir6, Arch. £rt. 86, 1959, 173 kurz<br />

von der Siedlung ; RE Suppl. IX, 1962, Sp. 700 f. (A. M6csy), auch über weitere befestigte<br />

Anlagen.) mit dem Querschnitt des Schatzes — ein erneuter Beweis dafür, daß<br />

in der späten Kaiserzeit kein nennenswerter Unterschied in der Zusammensetzung<br />

zwischen Schätzen und Siedlungsfunden zu finden ist. Dasselbe beweisen die Münzbeigaben<br />

der spätantiken Gräber in Westungarn: vgl. die Literatur RE Suppl. IX Sp. 721 f.<br />

38<br />

Wichtige Straßenkreuzung, vgl. RE 3 (1899) Sp. 2534 f. (Patsch); J. Brunimid,<br />

Vjesnik hrv. arh. dr. NS 6, 1902, 117 ff.<br />

39 Mursella, vgl. die Literatur oben Anm. 37.<br />

40 W. Kubitschek, NumZ 42, 1909, 117 f. vgl. Ders. NumZ. 41, 1908, 129 f. Mit den<br />

Münzen zusammen wurde auch Eisenwerkzeug gefunden. Vom Fundort selbst,<br />

einer breiten Bergkuppe namens Kabhegy weiß man wohl nichts Genaues; nach<br />

der Anlage ist es eine typische Fliehburg. Daß der Schatz so groß ist, daß er weiter<br />

als das Katastrophenjahr 374 hinunterreicht, zeigt, daß er in irgendeiner, wohl unweit<br />

des Fundortes Kabhegy gelegenen gut geschützten Villa oder Siedlung angesammelt<br />

wurde. Die Eisengeräte, ein Winzermesser, einige Bohrer, ein Stemmeisen<br />

sind nicht für ein konkretes Handwerk typisch, sie sind vielmehr das immer<br />

greifbare, fürs erste ausreichende Werkzeug eines landwirtschaftlichen Anwesens.<br />

Vgl. dazu den Nachtrag unten S. 104.<br />

41 Amm. Marc. ed. Gardthausen, 29, 6, 12.<br />

42 Amm. Marc. 29, 6, 15.<br />

43 über die Ereignisse selbst vgl. weiter unten S. 92 ff.

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