1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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86 Maria R. Alföldi mit zwei Buchstaben, von denen immer ein P unten steht. Mit dem S-Punkt Leitbuchstaben findet sich die Kopplung CIP, dieselbe taucht noch in der kurzlebigen C-Serie (Abb. 2, Nr. 18 bzw. 19) auf. Ob nun dieser Bruch bei beiden Zeichen parallel erfolgte, wissen wir natürlich nicht genau, doch wird man bei der stets gleichbleibenden Zahl der arbeitenden Of fizinen (vier, von A bis A) eher an ein knappes Nacheinander denken müssen. Man führt die Methode mit dem Leitbuchstaben F fort (Abb. 2, Nr. 20) 28. Hier erscheinen neben den Legenden des alten Valentinian die ersten für den Sohn, Valentinian II., nachdem in der vorangegangenen Serie Abb. 2, Nr. 19 die geteilte Vorderseitenlegende für Gratian erschienen ist. In der letzten hier berücksichtigten Serie mit dem Leitbuchstaben P und S/P im anderen Felde (Abb. 2, Nr. 21) erscheint dann die volle Neuordnung nach dem Tode des Valentinian I.: Gratian bekommt von nun an auch den Securitas-Typ". Damit wird es schon aus der relativen Chronologie der Zeichen klar, daß die F-Serien, die in Trier und im Westen des Reiches überhaupt" von den zahlreichen Siscia-Münzzeichen allein in größeren Mengen erscheinen, etwa die vorletzte große Serie vor dem Tode Valentinians I. im November 375 waren. Man wird, jedenfalls als Arbeitshypothese, die erste Hälfte des Jahres 374 als ihre Prägezeit annehmen 31. Siscia-Münzen sind selbstverständlich in der eigenen nächsten Umgebung der Münzstätte am häufigsten. Diese nächste Umgebung ist der mittlere und untere Donauraum, d. h. die vier kleinen diocletianischen Verwaltungseinheiten Pannonia Prima, Pannonia Secunda, Valeria und Savia, heute Gebiete von Osterreich, Ungarn und Jugoslawien umfassend. Da nun, wie bestens bekannt ist, die letzten zwei Jahre Valentinians, 374 und 375, schwere Kämpfe in jenem Gebiet brachten, wird uns die Aussage der zahlreichen lokalen Kleingeldfunde über die Chronologie der Siscia-Zeichen weiterhelfen können. Die Aussage der pannonischen Funde Nachdem seit der Jahrhundertwende zahlreiche bedeutende Schatzfunde valentinianischen Kleingeldes veröffentlicht worden sind, konnte 28 Man hat anscheinend genauso wie im Falle der S-Punkt-Zeichen auf einen kurz vorher gebräuchlichen Leitbuchstaben zurückgegriffen; eine Komplizierung mit Punkt war beim neuen System der Zwei-Buchstaben-Siglen offenbar nicht mehr nötig. 29 RIC XLV ff.; vgl. dazu den Fund von Veszprem 0. Voetter, NumZ. 42, 1909, 117 ff. " Vgl. hierzu unten S. 98 ff. 31 G. Sonnevend hat NKöz 54-55, 1955-56, 13 jedenfalls für die erste Zeit nach 367 im Durchschnitt ein halbes Jahr Prägezeit pro Serie errechnet; er macht allerdings selbst darauf aufmerksam, daß das Prägevolumen offensichtlich ungleichmäßig war. In der zweiten Hälfte der Regierung Valentinians arbeitet die Münzstätte von Siscia viel mehr, ohne daß sie vergrößert worden wäre; man wird also für eine Serie weniger als ein halbes Jahr rechnen können.

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n.Chr. 87 die Vf. 1948 die Bearbeitung eines ähnlichen Fundes zum Anlaß nehmen, um manche vergleichbaren Schätze einmal auch in ihren historischen Zusammenhängen zu untersuchen 32. Die Ergebnisse der Untersuchung sind im weiteren Umkreis freilich kaum bekannt geworden; so werden sie hier — um Jahre, Erfahrungen und Material reicher geworden — erneut zur Diskussion gestellt. Dies ist umso mehr notwendig, als das Material reicher, seine Aussage durch die erst jetzt möglichen breiten Vergleiche gewichtiger geworden ist. Wenn man die Zusammenstellung der späten Siscia-Bestände der 9 Schätze aus dem mittleren Donauraum betrachtet, die in der vorher erläuterten chronologischen Abfolge der späteren monogrammatischen Münzzeichen aufgezählt werden, fällt gleich auf, daß, je jünger das Zeichen mutmaßlich ist, es desto seltener in den Funden erscheint, manche fehlen überhaupt. (Abb. 3: Fundorte; Abb. 4: Aufschlüsselung der spätesten Siscia-Zeichen, die in den Schätzen vorkommen; eingefügt sind vergleichshalber die Fundbestände von Trier und der englische Schatzfund Shapwick III.). Dies hilft nun in der Frage der Zeitstellung weiter. Man vergesse nicht, daß es sich bei den valentinianischen Centenionales um Kleingeld mitten in einer schleichenden Geldentwertung handelt. Das bringt mit sich, daß wertvollere Münzen nicht lange in Umlauf sind und umgekehrt viel ältere Stücke kaum noch in Umlauf sind. Da nun in solchen Zeiten auch die Prägetätigkeit hektisch, der Umlauf vergleichsweise schneller ist als in wirtschaftlich ausgeglichenen Epochen, stellen die Schätze eher das gerade greifbare (und zu rettende) Geld des Besitzers als das Ergebnis langjährigen, unter Umständen sich auf Generationen erstreckenden sorgfältigen Sparens dar. Daher sind jeweils die Prägungen näher zur Vergrabungszeit am häufigsten", bzw. kommen bei dem schnellen Umlauf neue Serien rasch dazu. Fehlen umgekehrt irgendwelche Serien gegen den zeitlichen Abschluß des Fundes, so ist man berechtigt danach zu fragen, ob es überhaupt möglich war, daß jüngeres Kleingeld den betreffenden Fundort noch erreichen konnte. In den meisten gut nachweisbaren Fällen ist die Antwort auf diese Frage ein klares Nein. Dieses Gesetz gilt auch für die pannonischen Funde valentinianischer Zeit. In unserem Zusammenhang sind wieder die kompliziertesten Münzreihen wichtig. Wir haben schon gesehen, daß die F-Serien zu den letzten zu Lebzeiten Valentinians I. geprägten gehören. Auf Abb. 2 sind die betreffenden Zeichen in der oben" vorgeschlagenen Abfolge mit den 32 M. R. Alföldi, Monnaies du Bas-Empire decouvertes ä Szökedenes. Contributions de circulation monetaire ä la connaissance de I'histoire des armees 374-75. Antiquitas Hungarica 3, 1949, 86-92. 33 Im Gegensatz zur konsolidierteren frühen Kaiserzeit, vgl. Gebhart-Kraft, JbNum 7, 1956, 39ff. 34 S. 85 ff.

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n.Chr. 87<br />

die Vf. 1948 die Bearbeitung eines ähnlichen Fundes zum Anlaß nehmen,<br />

um manche vergleichbaren Schätze einmal auch in ihren historischen<br />

Zusammenhängen zu untersuchen 32. Die Ergebnisse der Untersuchung<br />

sind im weiteren Umkreis freilich kaum bekannt geworden;<br />

so werden sie hier — um Jahre, Erfahrungen und Material reicher geworden<br />

— erneut zur Diskussion gestellt. Dies ist umso mehr notwendig,<br />

als das Material reicher, seine Aussage durch die erst jetzt möglichen<br />

breiten Vergleiche gewichtiger geworden ist.<br />

Wenn man die Zusammenstellung der späten Siscia-Bestände der<br />

9 Schätze aus dem mittleren Donauraum betrachtet, die in der vorher<br />

erläuterten chronologischen Abfolge der späteren monogrammatischen<br />

Münzzeichen aufgezählt werden, fällt gleich auf, daß, je jünger das Zeichen<br />

mutmaßlich ist, es desto seltener in den Funden erscheint, manche<br />

fehlen überhaupt. (Abb. 3: Fundorte; Abb. 4: Aufschlüsselung der spätesten<br />

Siscia-Zeichen, die in den Schätzen vorkommen; eingefügt sind<br />

vergleichshalber die Fundbestände von Trier und der englische Schatzfund<br />

Shapwick III.). Dies hilft nun in der Frage der Zeitstellung weiter.<br />

Man vergesse nicht, daß es sich bei den valentinianischen Centenionales<br />

um Kleingeld mitten in einer schleichenden Geldentwertung handelt.<br />

Das bringt mit sich, daß wertvollere Münzen nicht lange in Umlauf sind<br />

und umgekehrt viel ältere Stücke kaum noch in Umlauf sind. Da nun<br />

in solchen Zeiten auch die Prägetätigkeit hektisch, der Umlauf vergleichsweise<br />

schneller ist als in wirtschaftlich ausgeglichenen Epochen,<br />

stellen die Schätze eher das gerade greifbare (und zu rettende) Geld des<br />

Besitzers als das Ergebnis langjährigen, unter Umständen sich auf Generationen<br />

erstreckenden sorgfältigen Sparens dar. Daher sind jeweils<br />

die Prägungen näher zur Vergrabungszeit am häufigsten", bzw. kommen<br />

bei dem schnellen Umlauf neue Serien rasch dazu. Fehlen umgekehrt<br />

irgendwelche Serien gegen den zeitlichen Abschluß des Fundes,<br />

so ist man berechtigt danach zu fragen, ob es überhaupt möglich war,<br />

daß jüngeres Kleingeld den betreffenden Fundort noch erreichen konnte.<br />

In den meisten gut nachweisbaren Fällen ist die Antwort auf diese Frage<br />

ein klares Nein. Dieses Gesetz gilt auch für die pannonischen Funde<br />

valentinianischer Zeit.<br />

In unserem Zusammenhang sind wieder die kompliziertesten Münzreihen<br />

wichtig. Wir haben schon gesehen, daß die F-Serien zu den letzten<br />

zu Lebzeiten Valentinians I. geprägten gehören. Auf Abb. 2 sind die<br />

betreffenden Zeichen in der oben" vorgeschlagenen Abfolge mit den<br />

32 M. R. Alföldi, Monnaies du Bas-Empire decouvertes ä Szökedenes. Contributions<br />

de circulation monetaire ä la connaissance de I'histoire des armees 374-75. Antiquitas<br />

Hungarica 3, 1949, 86-92.<br />

33 Im Gegensatz zur konsolidierteren frühen Kaiserzeit, vgl. Gebhart-Kraft, JbNum 7,<br />

1956, 39ff.<br />

34 S. 85 ff.

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