1963 Band XIII - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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84 Maria R. Alföldi Zeit als eingefahrenes System für den Rest der Periode in Anspruch nehmen dürfen. Drei davon sind in unserem Zusammenhang von einiger Wichtigkeit. Es scheint zwingend zu sein, daß einfachere Zeichen vor den komplizierteren kommen; maßgeblich in der Zeichenkomposition ist wohl immer der Buchstabe, der auf den GLORIA-Typen links im Felde erscheint, denn dieser wird mit verschiedenen, Schritt für Schritt komplizierter werdenden Zeichen im anderen Felde ergänzt, und zwar folgendermaßen: Wenn ein neuer „Leitbuchstabe" links auftaucht, erscheint rechts dazu als erstes das letzte eben in Gebrauch befindliche Zeichengebilde. Infolgedessen werden wir sagen können, daß der Leitbuchstabe auf nacheinanderfolgenden Serien mit immer komplizierteren Siglen verwendet wird — die also auf diese Weise eine relative Chronologie abgeben — bis dann in manchen Fällen der Leitbuchstabe noch zusätzlich mit einem Punkt ausgestattet wird. Wir möchten also annehmen, daß alle Zeichen mit demselben Leitbuchstaben unmittelbar nacheinander in Gebrauch waren, wenn der Charakter der Sigle im anderen Felde entspricht. Es gehören folglich alle die Zeichen zueinander, bzw. nacheinander, wo derselbe Leitbuchstabe mit einer gleichartigen (z. B. monogrammatischen, oder dreistelligen) Sigle gekoppelt ist. Man wird allerdings die einfacheren, zweistelligen Siglen von denen mit Monogramm oder dreistelligen Gebilden trennen, auch wenn derselbe Leitbuchstabe gegeben ist, denn zweistellige Siglen stehen erfahrungsgemäß stets am Anfang der Einführung neuer Zeichen, die in der Folgezeit immer komplizierter werden sollen. Versuchen wir nun, die Erkenntnis für die kompliziertesten (= spätesten) Siscienser Serienzeichen nutzbar zu machen (dazu Abb. 2). Diese kompliziertesten Zeichen zum Leitbuchstaben links ein Drei-Buchstaben- Monogramm im Felde rechts. Das erste solche Monogramm taucht im Zuge des Ausbaus der Q-Typen auf. (Abb. 2, Nr. 1-4). Die Monogramme entstehen, indem die Buchstaben K (der nur in der Q-Serie gebraucht wird) bzw. abwechselnd R, C und A mit einem eingezogenen kleinen c versehen werden. Da die Stempel höchst ungleichmäßig ausgearbeitet sind, kann man in gewissen Fällen zwischen A und R nicht einwandfrei unterscheiden, zumal die A-Buchstaben oben im Felde stets rundlich, im Abschnitt aber mehr eckig gehalten sind. Die monogrammatisch eingezogenen C-Buchstaben werden auch nicht immer gleich gezeichnet. Wenn man viele Einzelstücke daraufhin durchgesehen hat, ist es ziemlich klar, daß nur die sorgfältiger geschnittenen Stempel ein richtiges kleines rundes c im Monogramm führen, die anderen, flüchtiger geschnittenen jedoch ein bis zur ungelenken Kurve bzw. zum halbrunden, oben aufgesetzten Haken degeneriertes Gebilde zeigen. Es wird wohl so gewesen sein, daß die jeweils neu eingeführten Monogramme mit genauen c-Buchstaben sorgfältig ausgeführt waren. Im weiteren Verlauf haben aber die Graveure immer flüchtiger gearbeitet,

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. 85 so daß dann die kaum noch erkennbaren c-Buchstaben folgten. Aus dieser Überlegung heraus erscheinen die Serien mit korrektem kleinen c vor denen mit der Kurven- bzw. Hakenform. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß diese Unterschiede im Zeichen kaum ausreichen, um eine auch administrativ begründete neue Serie anzunehmen; wir trennen die beiden Zeichenarten innerhalb derselben Buchstabenkoppelungen nur voneinander, weil sie möglicherweise einen gewissen leichten chronologischen Unterschied anzeigen. Welche nun innerhalb der einzelnen Monogramme A-CR, R-CR, C-CA oder C-CR die früheren oder die späteren waren, läßt sich nur in gewissen Ausnahmefällen nachweisen; die donauländischen Funde geben jedenfalls für die S-Punkt- Serie einige Hinweise". Das große Ausmaß der Prägetätigkeit in Siscia zeigen auch die im Abschnitt nach dem Stadtnamen erscheinenden Serien(?)-Zeichen. Bis zu 7 unterschiedliche Buchstaben und das Monogramm VE konnten bisher festgehalten werden, ohne daß allerdings gesagt werden kann, ob die Zeichen innerhalb einer Off izin parallel oder nacheinander in Gebrauch waren. Sehen wir uns nun die späten mongrammatischen Siglen nacheinander an. Als Hilfe dient dabei die Abb. 2. Bei der Q-Serie kann man die Komplizierung der Zeichen im Felde von den früher üblichen zwei Buchstaben zum Monogramm in ungebrochener Folge feststellen. Daher stehen die Q-Serien als erste und älteste unter den monogrammatischen Siglen auf der Abb. 2 unter Nr. 1-4. Da ein Leitbuchstabe ohne Punkt wohl früher anzusetzen ist als einer mit Punkt, sind nun alle Varianten der F-Serie an die Q-Zeichen zu fügen (Abb. 2, Nr. 5-10). Auf die F-Zeichen folgen dementsprechend die S-Punkt-Serien (Abb. 2, Nr. 11-16)27. Im Gegensatz zu den F-Serien gibt es hier auch C-CA bzw. C-CR-Monogramme (Abb. 2, Nr. 14, 16), an die wohl das an sich seltene Zeichen Abb. 2, Nr. 17 zu knüpfen ist. Auch hier erscheint das gut gezeichnete runde C im Monogramm; es gehört also wieder an den Anfang einer neuen Serie — die aber offensichtlich nicht weitergeführt wurde. In der S-Punkt-Serie sehen wir denselben Bruch: man will möglicherweise die überkomplizierten monogrammatischen Zeichen nicht weiterführen, sondern versucht es wieder 26 Vgl. unten S. 90 ff. 27 Die in wenigen Exemplaren und anscheinend nur in pannonischen Funden vertretene Variante Nr. 11, als deren Leitbuchstabe S ohne Punkt erscheint, muß wohl eine Fehllösung gewesen sein. S als Leitbuchstabe war schon in der mittleren valentinianischen Zeit üblich, vgl. RIC Serie XIII—XV. Als man später darauf zurückgriff, war die Kopplung mit einem Punkt zusätzlich offenbar aus administrativen Gründen notwendig. Die Seltenheit der Sigle 11 zeigt, daß sie als Obergangs- oder gar Fehllösung bald abgeschafft wurde. Daß es sich in dem Falle wirklich um eine Anfangsvariante handelt, wird auch dadurch unterstützt, daß das Monogramm im anderen Felde das korrekte kleine runde C führt, das immer zu Beginn einer Serie erscheint.

Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. 85<br />

so daß dann die kaum noch erkennbaren c-Buchstaben folgten. Aus dieser<br />

Überlegung heraus erscheinen die Serien mit korrektem kleinen c<br />

vor denen mit der Kurven- bzw. Hakenform. Es sei aber ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, daß diese Unterschiede im Zeichen kaum ausreichen,<br />

um eine auch administrativ begründete neue Serie anzunehmen;<br />

wir trennen die beiden Zeichenarten innerhalb derselben Buchstabenkoppelungen<br />

nur voneinander, weil sie möglicherweise einen gewissen<br />

leichten chronologischen Unterschied anzeigen. Welche nun innerhalb<br />

der einzelnen Monogramme A-CR, R-CR, C-CA oder C-CR die früheren<br />

oder die späteren waren, läßt sich nur in gewissen Ausnahmefällen<br />

nachweisen; die donauländischen Funde geben jedenfalls für die S-Punkt-<br />

Serie einige Hinweise". Das große Ausmaß der Prägetätigkeit in Siscia<br />

zeigen auch die im Abschnitt nach dem Stadtnamen erscheinenden Serien(?)-Zeichen.<br />

Bis zu 7 unterschiedliche Buchstaben und das Monogramm<br />

VE konnten bisher festgehalten werden, ohne daß allerdings<br />

gesagt werden kann, ob die Zeichen innerhalb einer Off izin parallel<br />

oder nacheinander in Gebrauch waren.<br />

Sehen wir uns nun die späten mongrammatischen Siglen nacheinander<br />

an. Als Hilfe dient dabei die Abb. 2.<br />

Bei der Q-Serie kann man die Komplizierung der Zeichen im Felde<br />

von den früher üblichen zwei Buchstaben zum Monogramm in ungebrochener<br />

Folge feststellen. Daher stehen die Q-Serien als erste und älteste<br />

unter den monogrammatischen Siglen auf der Abb. 2 unter Nr. 1-4.<br />

Da ein Leitbuchstabe ohne Punkt wohl früher anzusetzen ist als einer<br />

mit Punkt, sind nun alle Varianten der F-Serie an die Q-Zeichen zu<br />

fügen (Abb. 2, Nr. 5-10). Auf die F-Zeichen folgen dementsprechend<br />

die S-Punkt-Serien (Abb. 2, Nr. 11-16)27. Im Gegensatz zu den F-Serien<br />

gibt es hier auch C-CA bzw. C-CR-Monogramme (Abb. 2, Nr. 14, 16),<br />

an die wohl das an sich seltene Zeichen Abb. 2, Nr. 17 zu knüpfen ist.<br />

Auch hier erscheint das gut gezeichnete runde C im Monogramm; es<br />

gehört also wieder an den Anfang einer neuen Serie — die aber offensichtlich<br />

nicht weitergeführt wurde. In der S-Punkt-Serie sehen wir denselben<br />

Bruch: man will möglicherweise die überkomplizierten monogrammatischen<br />

Zeichen nicht weiterführen, sondern versucht es wieder<br />

26 Vgl. unten S. 90 ff.<br />

27 Die in wenigen Exemplaren und anscheinend nur in pannonischen Funden vertretene<br />

Variante Nr. 11, als deren Leitbuchstabe S ohne Punkt erscheint, muß wohl<br />

eine Fehllösung gewesen sein. S als Leitbuchstabe war schon in der mittleren<br />

valentinianischen Zeit üblich, vgl. RIC Serie <strong>XIII</strong>—XV. Als man später darauf<br />

zurückgriff, war die Kopplung mit einem Punkt zusätzlich offenbar aus administrativen<br />

Gründen notwendig. Die Seltenheit der Sigle 11 zeigt, daß sie als Obergangs-<br />

oder gar Fehllösung bald abgeschafft wurde. Daß es sich in dem Falle<br />

wirklich um eine Anfangsvariante handelt, wird auch dadurch unterstützt, daß das<br />

Monogramm im anderen Felde das korrekte kleine runde C führt, das immer zu<br />

Beginn einer Serie erscheint.

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