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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Verschiedene medizinisch-chirurgische <strong>Instrumente</strong><br />

(Taf. 59 <strong>und</strong> 60)<br />

Auf den Tafeln 59 <strong>und</strong> 60 sind verschiedenartige <strong>Instrumente</strong><br />

<strong>und</strong> Fragmente zusammengestellt: vollständig<br />

erhaltene, <strong>aus</strong> anderen <strong>medizinische</strong>n Zusammenhängen<br />

bekannte <strong>Instrumente</strong>; Gerätschaften, die<br />

allem Anschein nach medizinisch-chirurgischem Gebrauch<br />

dienten, aber deren Zweck bisher unbekannt ist<br />

sowie Bruchstücke von <strong>Instrumente</strong>n für bloss vermuteten<br />

Ärztegebrauch. Alle diese Objekte sind <strong>aus</strong> Bronze<br />

gefertigt <strong>und</strong> stellen mehr oder weniger Einzelstücke<br />

dar.<br />

Als <strong>medizinische</strong> Ohrsonden könnte man 650-656<br />

bezeichnen. Von den Ohrlöffelchen unterscheiden sie<br />

sich durch eine olivenförmige Verdickung am gegenüberliegenden<br />

Ende (652.655), durch einen vierkantigen<br />

Schaft (650) oder durch ein stumpfes bzw. spateiförmiges<br />

Ende (650.651). 652 kann eindeutig als ein<br />

chirurgisches Instrument bezeichnet werden, da das<br />

Kolbenende durch zwei rechtwinklig zueinander gelegene<br />

Durchbohrungen versehen ist. Eine andere durchbohrte<br />

Sonde stammt <strong>aus</strong> einer <strong>medizinische</strong>n<br />

<strong>Instrumente</strong>nhülse 174 . Zwei weitere <strong>Instrumente</strong> (654.<br />

656) besitzen spezielle Löffelchen, sind aber leider nur<br />

als Bruchstücke erhalten. Ein r<strong>und</strong>es, flaches Scheibchen<br />

bildet den Abschluss eines im Querschnitt teils<br />

kantigen, teils halbr<strong>und</strong>en Schaftes, in dem Reste von<br />

zwei Bronzenieten erhalten sind (653). Im Unterschied<br />

zu den Ohrlöffelchen mit Knotengriff (Variante D,<br />

S. 60) ist die Ohrsonde 655 mit einer olivenförmigen<br />

Verdickung versehen. Das bandförmige, dekorative<br />

Instrument mit fazettenartiger Verzierung der Oberseite<br />

658 könnte eventuell ein spätrömisches Pendant<br />

zu den beiden W<strong>und</strong>haken mit Löffelchen 648 <strong>und</strong> 649<br />

(Taf. 58) darstellen. Als Griffhalterungen für <strong>aus</strong>wechselbare<br />

Nadeln dienten das dekorative, durch Silberdraht<br />

umwickelte Instrument 659 <strong>und</strong> zwei kleine,<br />

fragmentierte Stücke (660.661). Eine Parallele zum<br />

Griff für Nadel 659 ist <strong>aus</strong> einem Medikamentenkästchen<br />

<strong>aus</strong> Pompeji bekannt 175 . Durch die Silberdrahtumwicklung<br />

ist ihr Griff mit den Löffelsonden der<br />

Variante A (Taf. 39, 413-424) verwandt <strong>und</strong> datiert<br />

typologisch in die frühe Kaiserzeit.<br />

Auf Tafel 60 sind <strong>Instrumente</strong> <strong>und</strong> Bruchstücke von<br />

solchen abgebildet, deren <strong>medizinische</strong>r Zweck zwar<br />

nicht bestimmt, jedoch vor<strong>aus</strong>gesetzt werden kann.<br />

Die Sonde 662 (Taf. 70) entspricht mit der doppelten<br />

Umwicklung des Schaftes (durch Silber(?)band <strong>und</strong><br />

Silber(?)faden) den verwandten Erzeugnissen bei den<br />

Löffelsonden der Variante A (Taf. 39, 413-424). Statt<br />

einer Laffe ist es jedoch mit einem kegelförmigen,<br />

scharf zugespitzten Ansatz versehen, der ganz erhalten<br />

ist. Das Instrument unbekannter Verwendung gehörte<br />

vielleicht zu einem chirurgischen Besteck zusammen<br />

mit einer Löffelsonde (wie z.B. 413). Ähnlich war<br />

ursprünglich der nadeiförmige Griff des nicht ganz<br />

erhaltenen <strong>Instrumente</strong>s 666 mit eingelegtem Silber(?)band<br />

verziert. Als vielleicht <strong>medizinische</strong>s Doppelinstrument<br />

mit einer Spitzsonde einerseits <strong>und</strong><br />

einem kleinen Hämmerchen andererseits diente 667,<br />

obwohl bisher keine Parallelen <strong>aus</strong> <strong>medizinische</strong>n Zusammenhängen<br />

dafür bekannt sind. Ein langgestrecktes<br />

Instrument mit einer Höhlung (668) könnte der<br />

antike uterine dilator sein, eine gynäkologische Einführsonde<br />

zur Einführung von Salben <strong>und</strong> Heilmitteln.<br />

Die übrigen Bruchstücke gehören möglicherweise zu<br />

<strong>medizinische</strong>n <strong>Instrumente</strong>n, die man jedoch ohne<br />

ganz erhaltene Parallelen nicht ergänzen <strong>und</strong> näher<br />

bestimmen kann.<br />

650 Kleines Löffelchen auf einem vierkantigen Schaft mit drei<br />

Rillen im oberen Drittel <strong>und</strong> einem winzigen Spatel am anderen<br />

Ende 176 . Ganz erhalten. L. 17,7 cm. - Inv. 60.9491. FO: Ins. 31,<br />

Schnitt 4, Einzelf<strong>und</strong>. - Lit.: Steiger 1977 et al., 220, Nr. 25<br />

(unter Inv. 60.9134).<br />

651 Kleines Löffelchen (auf der Oberseite dachförmig aufgebogen)<br />

bildet ein Ende eines r<strong>und</strong>stabigen Schaftes, während das<br />

andere Ende stumpf abger<strong>und</strong>et ist. Ganz erhalten. L. 18,4 cm.<br />

- Inv. 79.18548. FO: Ins. 29, FK B 3208. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik<br />

Ende l . / l . Hälfte 2. Jh.<br />

652 (S. auch Taf. 71) Kleines Löffelchen auf achtkantigem, in der<br />

Mitte verdicktem Schaft, der am anderen Ende olivenförmig<br />

verdickt <strong>und</strong> zweifach in zwei im rechten Winkel zueinander liegenden<br />

Richtungen durchbohrt ist. Ganz erhalten. L. 18,3 cm. -<br />

Inv. 58.8050. FO: Ins. 24, Schnitt E 119.<br />

653 Kreisr<strong>und</strong>e, flache Scheibe an einem vierkantigen Schaft, der<br />

zum anderen Ende hin abgeflacht <strong>und</strong> verbreitert ist. Im oberen<br />

Drittel des Schaftes ein quergestelltes Loch; im unteren Drittel<br />

steckt in einem Loch ein Stift. L. 17,3 cm. - Inv. 69.11789. FO:<br />

<strong>Augst</strong>. Nachlass R. Clavel.<br />

654 Ein ovales Löffelchen ist auf der gewölbten Seite zweifach abgetreppt<br />

<strong>und</strong> läuft in einen r<strong>und</strong>stabigen Schaft über. Das Ende<br />

abgebrochen. L. noch 8,0 cm. - Inv. 78.4786. FO: Ins. 31, FK B<br />

1783.<br />

655 R<strong>und</strong>stabiger Schaft mit einem dreifachen Griffknoten trägt an<br />

einem Ende ein winziges, flaches Scheibchen, am anderen ein<br />

olivenförmiges Ende 177 . Ganzerhalten, verbogen. L. 12,8 cm. -<br />

Inv. 68.3499. FO: Region 5C, FK 8222.<br />

656 Ein beschädigtes Löffelchen mit einem r<strong>und</strong>stabigen Schaft,<br />

der nach einem glatten Hals ein diagonal geriefeltes Band trägt.<br />

Unterende abgebrochen. L. noch 3,2 cm. - Inv. 80.3707. FO:<br />

Ins. 6, FK B 5944. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik uneinheitlich, 2. Hälfte<br />

1. Jh. bis 1. Hälfte 3. Jh.; Münzen: Traian 98-103, Commodus<br />

180-192, 1 Münze wohl spätes 3. Jh.<br />

657 Sechskantiger Schaft trägt einen reich profilierten Griffring<br />

<strong>und</strong> biegt sich auf der kürzeren Seite weich ab. Beide Enden abgebrochen.<br />

L. noch 11,9 cm. - Inv. "66.939". Doppelnumerierung,<br />

F<strong>und</strong>umstände unbekannt.<br />

658 Ein schmales bandförmiges, sich zu einem Ende hin verbreiterndes<br />

Plättchen endet mit einem rechtwinklig umgebogenen,<br />

flachen Haken. Auf der Oberseite in der ganzen Länge verziert<br />

durch ornamentale Felder <strong>aus</strong> Gruppen von Querrillen, diagonalen<br />

Rillen, Randkerben <strong>und</strong> einem fazettierten Feld. Ganz<br />

erhalten. L. 12,1 cm. - Inv. 58.6824. FO: <strong>Augst</strong> (ehemaliger<br />

Bestand des Museums Aarau).<br />

174 Vgl. Heymans (wie Anm. 153), Abb. 2,4.<br />

175 Künzl 1982, Abb. 4 = Deila Corte 1939, Abb. 93,f.<br />

176 Vgl. Künzl 1982, Abb. 97,5.<br />

177 Vgl. Künzl 1984, Taf. 23,Ll-3.

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