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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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scheiden, die aber immer nur einseitig geschärft sind:<br />

breite Klingen mit einem geradlinigen Rücken <strong>und</strong><br />

einer einseitigen, bauchigen Krümmung ( A b b . 26) u n d<br />

schmale Klingen mit ungefähr gerader Schneide, deren<br />

Spitze mehr oder weniger konvex bis sichelförmig sein<br />

kann 156 .<br />

Skalpelle gehören zu den charakteristischen Bestandteilen<br />

von chirurgischen <strong>Instrumente</strong>nf<strong>und</strong>en der<br />

römischen Kaiserzeit, aber sie stellen nur eine Sorte<br />

von einer Vielzahl von ärztlichen Operationsmessern<br />

dar. Zu einem Satz eines Chirurgen gehörten mehrere<br />

Skalpelle mit unterschiedlich geformten Klingen (bauchigen,<br />

schmalen bis gekrümmten), da für jeden Eingriff<br />

ein unterschiedliches Messer benötigt wurde. Ein<br />

<strong>Instrumente</strong>netui auf einem Weihrelief der römischen<br />

Kaiserzeit <strong>aus</strong> Athen enthält fünf Skalpelle <strong>und</strong> einen<br />

Knochenheber, wovon drei Skalpelle mit r<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

zwei mit schmalen, leicht gekrümmten Klingen versehen<br />

sind 157 .<br />

Eine Klassifizierung der Skalpelle ist bei den wenigen<br />

<strong>Augst</strong>er Exemplaren kaum möglich, weil mehrere<br />

unterschiedliche Typen nur durch vereinzelte Exemplare<br />

vertreten sind. Zu dem geläufigsten <strong>und</strong> in allen<br />

römischen Provinzen verbreiteten Typ gehört das unverzierte<br />

Skalpell mit einer vierkantigen, verhältnismässig<br />

kurzen <strong>und</strong> massiven Griffhalterung, das in<br />

einen fazettenartig profilierten Spatel übergeht<br />

(622.623.626.629). Dieser zweckmässige, unverzierte<br />

Typ ist in vielen Arztgräbern nachzuweisen 158 .<br />

In einer späteren Periode scheint sich die vierkantige<br />

Griffhalterung zu verlängern <strong>und</strong> zu verschmälern<br />

(624) 159 .<br />

Ein einziges Exemplar ist in Silber eingelegt (619).<br />

Gelegentlich wird ein Zwischenstück zwischen die<br />

verkürzte Griffhalterung <strong>und</strong> den Spatel eingeschoben.<br />

Das balusterförmige Zwischenstück ist immer<br />

verziert: durch eingeschlagene Pünktchen (620), durch<br />

umlaufende Rillen (621) oder durch Silberdrahtumwicklung<br />

160 .<br />

Eine seltenere Form stellt der Skalpellgriff 628 mit<br />

einer schmalen, länglich-sechskantigen Griffhalterung<br />

dar 161 .<br />

620 A m Griff Querprofilierung. Balusterförmiges Mittelteil zwischen<br />

Griff <strong>und</strong> Spatel mit Knötchen aufgerauht. Rest der<br />

Eisenklinge in der Einlasskerbe. Griff <strong>aus</strong> Bronze ganz erhalten.<br />

L . 7,5 cm. - Inv. 68.2608. FO: Ins. 42, FK 7986. - Mitf<strong>und</strong>e:<br />

Keramik 2. Jh. (vor allem 2. Hälfte).<br />

621 Griff <strong>und</strong> balusterförmiges Mittelteil fein quergerippt. Rest der<br />

Eisenklinge in der Einlasskerbe. Griff <strong>aus</strong> Bronze ganz erhalten.<br />

L. 8,4 cm. - Inv. 66.1536. FO: Ins. 31, FK 5902. - Mitf<strong>und</strong>e:<br />

Keramik, wenige Scherben des 1. Jh.<br />

622 Unverzierter Griff mit Spatelende. Rest der Eisenklinge in der<br />

Einlasskerbe. Griff <strong>aus</strong> Bronze ganz erhalten. L. 8,9 cm. - Inv.<br />

60.7563. FO: Ins. 31, Schnitt 4. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik um die<br />

Mitte 1. Jh.<br />

623 Wie 622. Klinge nicht erhalten. Griff <strong>aus</strong> Bronze ganz erhalten.<br />

L. 9,5 cm. - Inv. 60.8469. FO: Ins. 31. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik,<br />

wenige Fragmente (1. Jh.).<br />

624 Sehr schmaler länglicher Griff, unverziert, mit Spatelende. Rest<br />

der Eisenklinge in der Einlasskerbe. L. 10,1 cm. - Inv. 63.1755.<br />

FO: Ins. 25, F K 2511. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik 2./3. Drittel 2. Jh.<br />

oder später.<br />

625 A n dem Griff scheint eine Reparatur vorgenommen worden zu<br />

sein: zwei separate Bronzeplättchen schliessen einerseits den<br />

Spatel, andererseits die im Ansatz noch erhaltene Eisenklinge<br />

ein. L . 8,7 cm. - Inv. 79.5665. FO: Region 16/17, FK B 3795,<br />

Einzelf<strong>und</strong>.<br />

626 Wie 623. Rest der Eisenklinge in der Einlasskerbe. Griff <strong>aus</strong><br />

Bronze ganz erhalten. L. 8,1 cm. - Inv. 68.1487. FO: Region<br />

20X, FK 1898, Einzelf<strong>und</strong>.<br />

627 Erhalten Spatel, der beidseitig aufgewölbt ist, also wahrscheinlich<br />

Teil eines Skalpells bildete. L. noch 4,5 cm. - Inv. 77.3681.<br />

FO: Ins. 34, F K B 1089. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik ab 2. Hälfte 2. Jh.<br />

628 Schmaler achtkantiger Griff mit spateiförmigem Ende.<br />

Erhalten ganzer Bronzegriff. L. 12,6 cm. - Inv. 74.10381. FO:<br />

Region 19A, FK A 5083. - Mitf<strong>und</strong>e: Skalpell 629 <strong>und</strong> weitere<br />

Objekte des Depotf<strong>und</strong>es Kaiseraugst/SBB-Unterführung<br />

1974 (S. 95, Abb. 33). Vergrabungszeit: um die Mitte 3. Jh.<br />

629 Wie 626. Erhalten ganzer Bronzegriff. L. 9,6 cm. - Inv.<br />

74.10380. FO: Region 19A, FK A 5083. - Mitf<strong>und</strong>e: Skalpell 628<br />

usw. (Abb. 33). Aus dem Depotf<strong>und</strong> (FK A 5074) Augenarztstempel<br />

680.<br />

156 Vgl. Como 1925, Abb. 2, 1-8.<br />

157 Krug 1985, A bb. 21.<br />

Material <strong>und</strong> Herstellung<br />

Der Griff wurde <strong>aus</strong> Bronze im Gussverfahren hergestellt.<br />

625 zeigt wahrscheinlich eine Reparatur der<br />

Griffhalterung, da zusätzlich beidseits der z.T. noch<br />

erhaltenen Eisenklinge jeweils ein Bronzeplättchen<br />

angebracht ist. Die Klingen der Skalpelle bestanden<br />

<strong>aus</strong> Eisen, das wahrscheinlich durch Aufkohlung in<br />

qualitativ hochwertigen Stahl umgewandelt worden<br />

ist.<br />

619 A n zwei gegenüberliegenden Seiten des Griffes jeweils eine mit<br />

Silber eingelegte Doppelranke. Einlagen z. T. erhalten. Rest der<br />

Eisenklinge in der Einlasskerbe erhalten. Griff <strong>aus</strong> Bronze ganz<br />

erhalten. L. 6,2 cm. - Inv. 60.9215. FO: Ins. 31, Schnitt 5. - Mitf<strong>und</strong>e:<br />

Keramik letztes Viertel 1. Jh. (<strong>und</strong> 1 Fragment 3. Jh.);<br />

Messerchen 634. - Lit: Steiger et al. 1977, 220, Nr. 27 mit Abb.<br />

S. 93.<br />

158 Künzl 1982, A b b . 82 (Datierung: Antoninus Pius?); 84 (Datierung:<br />

spätes 1. Jh.); 89 (Datierung: 2./3. Jh.); Donati 1979, 160,<br />

Nr. 186 (Datierung: 1. Hälfte 2. Jh.); Bonomi 1984, Taf. 3,18. -<br />

Della Corte 1939, A b b . 94 (Pompeji, vier Skalpelle in einem<br />

Medikamentenkästchen). - Sonstige Parallelen: Ulbert 1959,<br />

Taf. 66,6; Simonett 1947, A b b . 14,8; O R L B Nr. 8 (Zugmantel),<br />

Taf. 11,64; Bouchard 1964, 152, A b b . 4,6.7; Tabanelli 1958, Taf.<br />

67; 59; Watermann 1974, A b b . 2 (mit kompletter, bauchig<br />

gekrümmter Klinge).<br />

159 Vgl. Künzl 1984, Taf. 7,B3; Milne 1907, Taf. 3,3; Künzl 1982,<br />

Abb. 86,1 (Datierung: wohl 3. Jh.); 91 (Datierung: 2./3. Jh.);<br />

Korbuly 1934, A bb. 9,20.21; Behrens 1912, A b b . 5,4.<br />

160 Vgl. Ritterling 1912, Taf. 16,2; Tabanelli 1958, Taf. 67; O R L B<br />

Nr. 8 (Zugmantel), Taf. 11,44; Milne 1907, Taf. 2 (das Zwischenstück<br />

ist mit Silberdrahtumwicklung verziert); Wamser 1984,<br />

Abb. 88.<br />

161 Vgl. Künzl 1982, A b b . 75,15 (Datierung: 3. Jh.); 85,3 (Datierung:<br />

spätes 1. Jh.).

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