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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Abb. 25<br />

Specillotheca <strong>und</strong> Löffelsonde <strong>aus</strong> Orbe/<br />

Boscéaz (Foto Musée dArchéologie et<br />

d'Histoire L<strong>aus</strong>anne, Inv. 2934 <strong>und</strong> 2935;<br />

vgl. Brunner, Anm. 125). M . 2:3.<br />

zieren. E. Künzl hat zu diesem Zweck eingelegte Skalpellgriffe<br />

zusammengestellt 151 .<br />

Zur besseren Handhabung der Schäfte wurden diese<br />

gelegentlich durch ornamental eingeschlagene Pünktchen<br />

bzw. plastische Knötchen «aufgerauht» (z. B. Taf.<br />

26, 249; 27, 256; 39, 417; 42, 446; 46, 503.504; 58, 636<br />

usw.) 152 .<br />

Durch F<strong>und</strong>e von Etuis bzw. Medikamentenkästchen<br />

mit erhaltenem Inhalt oder durch überlieferte<br />

Darstellungen solcher Kästchen ist uns eine gewisse<br />

sinnvoll zusammengestellte Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>stattung eines<br />

Arztes überliefert worden. Für «H<strong>aus</strong>besuche» bei<br />

Kranken waren bestimmte Geräte notwendig, die<br />

handlich <strong>und</strong> leicht sein mussten. Zwei Arten von Behältern<br />

sind bekannt, die manchmal zu einer Einheit<br />

zusammengefügt wurden: eine längliche zylindrische<br />

Büchse <strong>aus</strong> Metall mit Steckdeckel, das sogenannte<br />

<strong>Instrumente</strong>netui specillotheca, in dem eine Auswahl<br />

schmaler länglicher Sonden (Löffel-, Spatel-, Ohr-,<br />

*1<br />

I<br />

Nadel-, Gabelsonden) <strong>und</strong> Haken aufbewahrt wurden<br />

(Abb. 25) 153 ; ferner ein rechteckiges, mehrkammriges<br />

Medikamentenkästchen <strong>aus</strong> Holz oder Metall mit<br />

Schiebedeckel, in dem massivere <strong>Instrumente</strong> (Skalpelle,<br />

Messer, Pinzetten), aber auch eine Auswahl von<br />

Sonden Platz hatten sowie eine Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>stattung mit<br />

Medikamenten.<br />

Zur Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>stattung eines Arztes, die er für Visitengänge<br />

bei sich trug, gehörten, wie durch zahlreiche<br />

Grabf<strong>und</strong>e bestätigt worden ist, Sonden <strong>und</strong> Pinzetten<br />

als Untersuchungsbesteck <strong>und</strong> Skalpelle <strong>und</strong> W<strong>und</strong>haken<br />

als chirurgisches Gerät. Im Einzelfall variieren<br />

die <strong>aus</strong>gegrabenen Bestecke; sie sind oft individuell<br />

zusammengestellt, folgen im Gr<strong>und</strong>e jedoch dem gleichen<br />

Muster.<br />

E. Künzl hat die <strong>Instrumente</strong>nf<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> Gräbern<br />

untersucht <strong>und</strong> darauf hingewiesen, dass die Zusammensetzung<br />

der Grabf<strong>und</strong>e nicht mit den Ausstattungen<br />

der Arztpraxen übereinstimmt, sondern dass nur<br />

Einzelteile oder eine Auswahl eines nicht bekannten<br />

<strong>Instrumente</strong>nsatzes ins Grab gegeben wurden 154 .<br />

Ausser den im folgenden behandelten Geräten, die<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit medizinisch-chirurgischen<br />

Zwecken dienten, sind viele der weiter oben<br />

nach formalen Kriterien behandelten Objekte (so z. B.<br />

Pinzetten, Löffelsonden, Spatelsonden oder Ohrlöffelchen)<br />

sowohl im privaten H<strong>aus</strong>halt als auch in den<br />

Händen von Ärzten denkbar. Da in römischer Zeit<br />

keine sehr <strong>aus</strong>geprägte Spezialisierung existierte, wurden<br />

wahrscheinlich gleiche <strong>Instrumente</strong> sowohl für die<br />

Medizin als auch für Kosmetik oder Kunstmalergewerbe<br />

gebraucht. Ohne Zweifel benutzte der römische<br />

Arzt auch Reibplättchen <strong>und</strong> Reibstäbchen zum Bereiten<br />

seiner Medikamente. Für die chirurgische Behandlung<br />

waren ferner auch Nähnadeln von grosser Wichtigkeit,<br />

da sie zum Vernähen von W<strong>und</strong>rändern gebraucht<br />

wurden. Der Bestand an Nähnadeln in <strong>Augst</strong>/<br />

Kaiseraugst ist sehr gross. Da es sich dabei nicht um<br />

geschlossene chirurgische Komplexe handelt, ist es<br />

unmöglich, die chirurgischen Nadeln <strong>aus</strong>zusondern.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurden hier keine Nähnadeln aufgenommen.<br />

- Zum Bereiten von Medikamenten dienten<br />

bestimmt auch ganz kleine Löffelchen <strong>aus</strong> Bein, die<br />

schon in anderem Zusammenhang publiziert worden<br />

sind 155 .<br />

151 E. Künzl, Untersuchungen zu römischen Arztgräbern (Kurzmitteilung).<br />

Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums<br />

Mainz 31, 1984, 627, A b b . 16.<br />

152 Vgl. Como 1925, A b b . 2,14.<br />

153 H . Heymans, Eine Hülse mit Arztinstrumenten <strong>aus</strong> Maaseik<br />

(Belgien). Archäologisches Korrespondenzblatt 9, 1979, 97ff.,<br />

Abb. 2; Bonomi 1984, Taf. 3,19.<br />

154 Künzl 1982, 12f.<br />

155 Riha/Stern(wieAnm. 16a), 10.

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