Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Spatelsonden aus Blech mit eingerolltem Schaft und flachgehämmertem Spatel (Variante J) Einigermassen primitive Instrumente als Röhrchen aus Bronzeblech zusammengefaltet, am Ende ein kleiner, flachgehämmertem Spatel 148 . 613 Mit kleinem Löffelchen. Schaftspitze abgebrochen. L. noch 4,0 cm. - Inv. 74.2770. FO: Region 17C, FK A 4734. - Mitfunde: Keramik 1. Hälfte 1. Jh. 614 L. 3,8 cm. - Inv. 74.2944. FO: Region 20W, FK A 5419. - Mitfunde: Keramik 2. Hälfte 2. Jh. bis 6./7. Jh. (auch frühere Ware, u. a. 1 Henkelkrug spätes 1. Jh.); Münzen: 2./3. Jh., vorwiegend jedoch 4. Jh. (späteste bis 378). 615 Mit einem flachen Spatel. Ganz erhalten. L. 5,2 cm. - Inv. 74.7891. FO: Region 17, FK A 6125. - Mitfunde: Keramik 2. Hälfte 2. bis 3. Jh.; Münze: As 1. Hälfte 1. Jh. 616 Längerer Stiel am Ende zugespitzt. Ganz erhalten. L. 8,6 cm. - Inv. 74.8451. FO: Region 17C, FK A 6136. - Mitfunde: Keramik hauptsächlich claudisch, viel lokale Ware, auch Fehlbrand. 617 Spitze abgebrochen. L. noch 9,3 cm. - Inv. 79.5646. FO: Region 7, FK B 3882. - Mitfunde: 3 Münzen: Constantius II, Constans, 4. Jh. 618 Aus Bronzeblech eingerollt, beidseits kleine Plättchen. Ganz erhalten. L. 8,1 cm. - Inv. 73.13064. FO: Ins. 41/47, FK A 4790. - Mitfunde: Keramik 2. Hälfte 2. bis frühes 3. Jh. 148 Vgl. Crummy 1983, Abb. 64, 1898; 68, 1950; Künzl 1982, Abb. 97,6.
Medizinisch-chirurgische Instrumente Allgemeines Eine im Vergleich mit den auch für andere Zwecke verwendeten Geräten (z.B. Löffel- und Spatelsonden) recht beschränkte Anzahl von medizinisch-chirurgischen Gerätschaften lässt für die Koloniestadt Augusta Rauricorum die Tätigkeit von Ärzten, Medizinern und sonstigen Heilpraktikern erkennen. Der wichtigste Unterschied zu den meisten anderen Fundstellen liegt jedoch darin, dass alle diese Instrumente aus den Wohnvierteln einer Zivilstadt stammen und nicht, wie es meist der Fall ist, aus Gräbern oder aus dem Bereich römischer Militärlager mit den dort eingerichteten Hospitälern. In Übereinstimmung mit den antiken Schriftquellen können die meisten Geräte ihrem Gebrauch nach bestimmt werden. Trotz der umfangreichen Erforschung dieses Fachgebietes kommen jedoch, auch in Augst, vereinzelt Sonderformen vor, deren Benützung und Zweck noch unsicher ist. Die weite Ausbreitung der medizinischen oder als medizinisch betrachteten Instrumentaria über das ganze bebaute Stadtgebiet (vgl. Verbreitungskarte Abb. 32) spricht für eine rege Tätigkeit der Ärzte oder der in der Heilkunde bewanderten Fachleute unter den Bewohnern der Stadt. Dabei geht es nicht um etwaige für Kosmetik und Körperpflege benützte Geräte, die im häuslichen Bereich vertreten waren, sondern um spezialisierte Instrumente der Chirurgie (Skalpelle, Wundhaken), die trotz gewisser Kenntnis von Behandlungsmethoden unter der Bevölkerung wohl nicht von Laien verwendet worden sind. Die in Augst vorkommenden Spezialinstrumente besitzen Parallelen an anderen Fundplätzen und ihre Zuweisung und Benennung ist unzweifelhaft. Eine kleine Anzahl der ausgegrabenen Instrumente fällt jedoch aus diesem Rahmen. Die meist in Bruchstücken erhaltenen Exemplare sind trotzdem dem Katalog eingegliedert worden, in der Hoffnung, dass auch für sie mit der Zeit geeignete Parallelen, die ganz erhalten sind, gefunden werden. Die medizinischen Gerätschaften waren «Sonderanfertigungen», deren formale Ausbildung in Werkstätten bestimmt, aber auch vom Auftraggeber beeinflusst wurde. Die aufwendige und kostspielige Verzierung mancher Instrumente erhöhte deren Preis und dementsprechend wurden diese Instrumente mit grosser Sorgfalt behandelt. Die Instrumente sollten - was die Grösse, Schwere und Feinheit anbelangt - vor allem praktisch im Gebrauch sein, doch ist der Zierfreudigkeit gerade der chirurgisch-medizinischen Instrumente eine gewisse Prestige-Absicht nicht abzusprechen. Reisegarnituren sind in aller Regel leichter und kleiner gearbeitet als Gerätschaften für stationären Gebrauch in «Behandlungszentren». Die Instrumente wurden überwiegend aus Bronze hergestellt; nur die auswechselbaren Klingen bzw. Nadeln bestanden aus Eisen in Stahlqualität. In nicht sehr häufigen Fällen wurden Edelmetalle für Einlegearbeiten mit (Gold), Silber oder Niello benützt. Lukian (Der unwissende Bücherkäufer, 29) 149 kritisiert die Gewohnheit mancher Ärzte, die ihr geringes Wissen durch besonders prächtig verzierte Instrumente zu vertuschen versuchten. Die medizinisch-chirurgischen Instrumente wurden offenbar nicht in speziellen Werkstätten hergestellt, sondern - wie es in der Antike üblich war - von Toreuten, die neben anderen Gegenständen des gehobenen Kunsthandwerks auch Instrumente für Ärzte herstellten. Über diese Instrumentenfabriken besitzen wir nur indirekte Kenntnisse, da sie sich durch genau übereinstimmende Stücke an weit auseinandergelegenen Orten erkennen lassen. Ziemlich selten hinterliessen die Hersteller ihre Namensstempel auf den Gerätschaften. In Augst ist eine medizinische Pinzette (Taf. 12, 92; 65, 92) durch den Stempel des Agathangelus (...AN- GEL...) signiert, dessen gestempelte Fabrikate schon aus mehreren Fundorten bekannt sind (z. B. Pompeji 150 , Abb. 13). Viele chirurgische Geräte sind in der Ausführung, den Proportionen, den Massen, den Profilen, aber auch i n der O r n a m e n t i k einander so ähnlich, dass eine gemeinsame Werkstatt trotz fehlender Fabrikmarken vorausgesetzt werden muss. Da Funde von ganzen Instrumentensätzen bekannt sind, muss vorausgesetzt werden, dass solche Geräte als «Sätze» oder «Garnituren» gehandelt wurden. Dazu tragen vielleicht zwei Beispiele aus Augst bei: In einem Fall handelt es sich um eine olivenförmig verdickte Sonde (Taf. 58, 639), die denselben Griff wie Wundhaken besitzt (Taf. 58, 636.640?); im anderen Fall weist eine'Löffelsonde (Taf. 39, 413) dieselbe Verzierungsart wie ein unbestimmbares Instrument (Taf. 60, 662) auf. Diese dekorgleichen Stücke wurden allerdings nicht zusammen gefunden, sondern sie stammen aus verschiedenen Insulae. Bestimmte Verzierungsarten können durch Werkstattzusammengehörigkeiten erklärt werden, so z.B. die Idee, den Schaft durch spiralförmig umlaufende, mit andersfarbigem Metall ausgelegte Rinnen zu ver- 149 Nach Krug 1985, 76. 150 Künzl 1984, 188: «Die Werkstatt des Agathangelus stellte Instrumente für Pharmazeuten, Mediziner wie auch für Bildhauer und andere Feinhandwerker her... Die Fundstellen reichen von Gallien und Germanien bis Italien. Der Fund einer Pinzette mit Stempel des Agathangelus in Pompeji datiert die Werkstatt auf das 1. Jahrhundert n. Chr. ... Dazu passen die Funde vom Schutthügel in Vindonissa». Vgl. auch Künzl 1982, 32, Anm. 91.
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