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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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<strong>aus</strong> Bein (404), die wohl zu kosmetischen <strong>und</strong> pharmazeutischen<br />

Zwecken gebraucht wurden, kommt in<br />

<strong>Augst</strong>/Kaiseraugst eine Anzahl gleichgestalteter Ohrsonden<br />

(auch als Schaber oder Kosmetiklöffel bezeichnet)<br />

vor, die <strong>aus</strong> Bein geschnitzt sind.<br />

Von verschiedenen anderen F<strong>und</strong>orten sind Parallelen<br />

zu solchen Kosmetikspateln bzw. Ohrsonden<br />

bekannt, die alle mehr oder weniger einheitlich <strong>aus</strong><br />

Bein geschnitzt sind 115 . Ein nadeiförmiger, spitz zulaufender<br />

Schaft ist am anderen Ende mit einer schmalen,<br />

spitz zulaufenden Eintiefung versehen, die eine Art<br />

Löffelchen darstellt. Solche <strong>Instrumente</strong> konnten<br />

eventuell als Ohrlöffelchen oder als Spatel zum Auftragen<br />

von Duftstoffen, zum Scheitelziehen, zum Auftragen<br />

<strong>und</strong> zugleich zum Reiben von kleinen Mengen<br />

von Kosmetika <strong>und</strong> Salben benützt werden.<br />

Nach A. Dular 116 sind sie, ähnlich wie die Ohrlöffelchen<br />

<strong>aus</strong> Bein, vorwiegend im 1. Jahrh<strong>und</strong>ert hergestellt<br />

worden. Dagegen sprechen allerdings auch hier<br />

die <strong>Augst</strong>er Schichtdatierungen (408).<br />

402 Zungenförmiges, längliches, tiefes Löffelchen mit Ansatz des<br />

Griffes. Elfenbein (Bestimmung J. Schibier). L. noch 8,2 cm. -<br />

Inv. 67.19021. FO: Ins. 28, FK 1628, Einzelf<strong>und</strong>.<br />

403 Löffelsonde(?). Zungenförmiges Löffelchen mit Ansatz des<br />

Schaftes. Bein. L. noch 4,1 cm. - Inv. 78.13854. FO: Ins. 34, FK<br />

B 1108. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik bis auf wenige Scherben des 1. <strong>und</strong><br />

2. Jh.s vor allem 1. Hälfte <strong>und</strong> 3. Viertel 3. Jh.; Spiegel 34.<br />

404 Spatelsonde. Grob geschnitzter, dicker Schaft von ungefähr<br />

r<strong>und</strong>em Querschnitt mit schräg abgeschnittenem Ende <strong>und</strong><br />

zungenförmigem Blatt. L. 17,8 cm. - Inv. 61.13634. FO: Ins. 31.<br />

- Lit.: Steiger et al. 1977, 210, Abb. 87,6.<br />

405 Ohrsonde. Am r<strong>und</strong>stabigen Schaft ein verbreitertes Ende mit<br />

dreieckiger Eintiefung mit Mittelrinne. Spitze abgebrochen. L.<br />

noch 9,5 cm. - Inv. 73.11204, FO: Region 17D, FK A 4134. - Mitf<strong>und</strong>e:<br />

Keramik 3. Jh.<br />

406 Spitze abgebrochen. L. noch 8,1 cm. - Inv. 78.6571. FO: Ins. 34,<br />

FK B 2279. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik 2./3. Viertel 1. Jh.; Münze:<br />

Nero.<br />

407 Ganz erhalten. L. 15,9 cm. - Inv. 07.1065. FO: <strong>Augst</strong>. Ehemalige<br />

Sammlung J. J. Schmid-Ritter.<br />

408 Am Ende schräg abgeschnitten. L. 16,7 cm. - Inv. 60.7112. FO:<br />

Ins. 31. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik 1. Hälfte 2. Jh.; Münze: F<strong>aus</strong>tina.<br />

409 Spitze abgebrochen. L. noch 8,2 cm. - Inv. "68.5881". FO:<br />

<strong>Augst</strong>. Doppelnumerierung, F<strong>und</strong>umstände unbekannt.<br />

410 Spitze abgebrochen. L. noch 9,6 cm. -Inv. 63.8665. FO: Ins. 18,<br />

FK 2882. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik tiberisch-claudisch; Münzen:<br />

As unbestimmbar, Augustus nach 22.<br />

411 Spitze abgebrochen. L. noch 8,5 cm. - Inv. 62.1626. FO: Ins. 30,<br />

FK 1476, Suchschnitt.<br />

412 Spitze abgebrochen. L. noch 10,0 cm. - Inv. 79.8412. FO: Ins.<br />

13,FKB2891.<br />

Löffelsonden<br />

(Taf. 39-49)<br />

Als Löffelsonde wird ein Instrument mit einem r<strong>und</strong>stabigen<br />

Griff bezeichnet, das an einem Ende ein langovales<br />

Löffelchen <strong>und</strong> am anderen eine olivenförmige<br />

Verdickung trägt. Die Bezeichnung Hohlsonde trifft<br />

vielleicht für die <strong>Instrumente</strong> der Variante H mit ihren<br />

grossen, im Querschnitt dachförmigen Laffen zu (Taf.<br />

48, 519-527).<br />

Material <strong>und</strong> Herstellungsweise<br />

Alle Löffelsonden <strong>aus</strong> <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst bestehen<br />

<strong>aus</strong> Bronze <strong>und</strong> wurden im Gussverfahren hergestellt.<br />

Benützungsmöglichkeiten<br />

Im kosmetischen Bereich: Die Schaufel diente im allgemeinen<br />

zum Her<strong>aus</strong>nehmen von Kosmetika <strong>aus</strong> den<br />

Behältern; das olivenförmige Ende zum Mixen, zum<br />

Auftragen auf das Gesicht oder zum Abschminken<br />

(mit Wolle oder einem feinen Tuch umwickelt), insbesondere<br />

um die Augen herum.<br />

Im pharmazeutischen Bereich: zum Herstellen <strong>und</strong><br />

Mixen von Salben <strong>und</strong> Medikamenten.<br />

Für ärztlichen Gebrauch hatten die Löffelsonden<br />

eine vielseitige Verwendung: Die olivenförmige Sonde<br />

diente als Tupfer bei der W<strong>und</strong>behandlung, zur Applikation<br />

von Arzneimitteln an empfindlichen Stellen<br />

(z. B. im Gesicht) oder als Tastsonde für W<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Fisteln. Das Löffelchen mit scharfen Kanten war geeignet<br />

zum Auskratzen von W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zum Ausschaben<br />

(ähnlich wie die neuzeitliche Kürette). Von<br />

den Löffelchen mit dreieckigem Querschnitt wird vermutet,<br />

dass sie als Führungsschienen für das Skalpell<br />

bei den Operationen dienten (die Rinne zum Sammeln<br />

von Blut).<br />

In der Kunst <strong>und</strong> Malerei: Der reiche Bef<strong>und</strong> in<br />

<strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst hebt auch für die Löffelsonden<br />

die Wichtigkeit ihrer Benützung im «häuslichen» Be-<br />

115 Dular(wieAnm. 114),283f.,Taf. 1,21.22;Gregl 1982,Taf.9,5-8;<br />

Künzl 1984, Taf. 27,L70.74.77; Walke 1966, Taf. 110,8; H<strong>aus</strong>er<br />

1904, Taf. 58; Leitner 1984, Taf. 3,11.<br />

116 Dular (wie Anm. 114), Taf. 3.

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