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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Wie einleitend erwähnt, erfolgte die Gesteinsbestimmung<br />

unter dem Binokular bei maximal 40-facher Vergrösserung.<br />

Für die schwierigste Gruppe der Silikatgesteine<br />

kann ich mich zusätzlich auf die energiedispersive<br />

Röntgenfluoreszenzanalyse <strong>und</strong> röntgendiffraktometrischen<br />

Bestimmungen abstützen. Mittels EDS-<br />

XFA wurden die Katalognummern gei , gem, gep <strong>und</strong><br />

gf e-gf g untersucht, mit dem Diffraktometer ein Okulistenstempel<br />

(Taf. mg, mpe) <strong>und</strong> die Nummern gei ,<br />

gen, gep, gf f <strong>und</strong> gf g (vgl. Tab. 8 u n d S. 54).<br />

Ich habe mich für drei etwa gleich grosse Gesteinsgruppen<br />

entschieden, innerhalb derer aber eine nähere<br />

Präzisierung stattfindet (vgl. Tab. 8):<br />

1. Karbonatgesteine, d.h. kalk- oder dolomitführende,<br />

unmetamorphe bis höchstens schwach metamorphe<br />

Schminktäfelchen.<br />

2. Silikatgesteine, das sind kieselige, metamorphe<br />

<strong>und</strong> vulkanische Salbenreibplatten.<br />

3. «Marmore», welche entweder echte metamorphe<br />

oder farbige Karbonatgesteine sind, sowie die zwar silikatischen,<br />

aber farblich dazugehörigen Serpentinitbrekzien.<br />

Als Verbreitungsgebiete der ersten Gruppe mit mesozoischen<br />

<strong>und</strong> paläozoischen Sedimentgesteinen<br />

kommen neben den Alpen, die Karbonmulden von<br />

Schwarzwald <strong>und</strong> Vogesen, das Rheinische Schiefergebirge<br />

aber auch weitere Regionen in Frage. Die zweite<br />

Gruppe könnte ihren Schwerpunkt in der Ardennisch-<br />

Rheinischen Gebirgsmasse haben, doch kommen auch<br />

Liefergebiete in den Alpen oder im Massif Central in<br />

Frage. Die dritte Gruppe schliesslich könnte man als<br />

mediterran bezeichnen, wobei für einzelne Schminktäfelchen<br />

auch eine alpine Herkunft nicht <strong>aus</strong>zuschliessen<br />

ist.<br />

Damit soll angezeigt sein, dass die Salbenreibplatten<br />

nicht <strong>aus</strong> einheimischen Gesteinen hergestellt sind <strong>und</strong><br />

dass wohl auch nicht mit ihrer Produktion in Augusta<br />

Rauricorum zu rechnen ist.<br />

Farbe <strong>und</strong> Härte<br />

Anstelle einer individuellen Bezeichnung von rehbraun<br />

bis m<strong>aus</strong>grau wurde die einigermassen reproduzierbare<br />

Farbansprache mit den Munsell Soil Color<br />

Charts (MSCC) <strong>und</strong> Rock-Color Chart (RCC) gewählt.<br />

In der Regel ist die Benützungsfläche oder Ventralseite<br />

bei Kunstlicht in angefeuchtetem Zustand, bei grösseren<br />

Unterschieden zusätzlich die Dorsalseite <strong>und</strong> im<br />

Falle des brandgeschwärzten Stückes ggf nur die Dorsalfläche<br />

beobachtet (vgl. Tab. 8).<br />

Eine problematische Grösse ist die Härte. Sie wurde<br />

durch Ritzen als Minimalhärte nach Mohs eruiert. Die<br />

Bestimmung ist mit einiger Unsicherheit behaftet, da<br />

Gesteine Mineralgemenge von verschiedener Härte<br />

darstellen. Stark heterogene Gesteine wie Brekzien<br />

weisen beachtliche Härteschwankungen auf. Die Härte<br />

von Kalk <strong>und</strong> Dolomit (3.0) wird am häufigsten erreicht.<br />

Glas von der Härte 5 vermögen nur gerade zwei<br />

Paletten von quarzitischer Zusammensetzung (Quarz<br />

= Härte 7), u n d das nur mit ihren Bruchkanten zu<br />

ritzen. Als mittlere Minimalhärte von 37 Gesteinen<br />

resultiert H = 3.8 (vgl. Tab. 8).<br />

Formale Aspekte<br />

Die Reib- bzw. Schminkpaletten oder Salbenreibplatten<br />

haben in der Regel die Form eines rhombischen Pyramidenstumpfes.<br />

Die rechteckige Basisfläche habe ich<br />

auch als Ventralfläche, seltener als Ventralseite, bezeichnet.<br />

Sie zeigt fast <strong>aus</strong>nahmslos Gebrauchsspuren.<br />

Ihr gegenüber liegt die kleinere Dorsalfläche. Verb<strong>und</strong>en<br />

sind diese beiden Flächen durch vier Seiten- oder<br />

Lateralflächen, wobei sich paarweise längere <strong>und</strong> kürzere<br />

Trapezflächen gegenüberstehen. Von den insgesamt<br />

12 Kanten sind die vier Kanten der Ventralfläche<br />

wegen des spitzen Winkels zwischen ihr <strong>und</strong> den Seitenflächen<br />

in der Regel gebrochen. Der Abstand zwischen<br />

Ventral- <strong>und</strong> Dorsalfläche wird als Dicke oder<br />

Höhe bezeichnet, die teilweise materialabhängig ist.<br />

An Bearbeitungs- <strong>und</strong> Gebrauchsspuren lassen sich<br />

Dellen (Vertiefungen), feine Schleifspuren, «Pickspuren»,<br />

d. h. Schleifspuren an gröberem <strong>und</strong> weicherem<br />

Gestein, Schraffur, Politur, Glätte, Seidenglanz,<br />

Schnittspuren, Kratzer usw. erkennen.<br />

Von 15 Schminkpaletten, welche ganz oder nur partiell<br />

beschädigt waren, Hess sich die Basisfläche<br />

berechnen (vgl. Tab. 8). Dar<strong>aus</strong> wird ersichtlich, wie<br />

stark die Grösse der Platten variieren kann. Die mittlere<br />

Grösse beträgt 60,5 cm 2 , wobei die grösste Platte<br />

116,2 c m 2 misst, die kleinste 21,6 cm 2 . Anhand des<br />

Fragments gei (Taf. 68) muss mit einer Grösse bis<br />

gegen 200 cm 2 gerechnet werden.<br />

Die Dicke oder Höhe einer Platte steht in einem<br />

natürlichen Zusammenhang zu ihrer Fläche, ist aber<br />

auch eine materialabhängige Grösse. Je grossflächiger<br />

im Prinzip eine Salbenreibplatte ist, desto dicker ist sie<br />

auch (vgl. A b b . 19a). Im Verhältnis zu ihrer Fläche ist<br />

die Gruppe der «Marmore» am dicksten, wobei ggh<br />

(Serpentinitbrekzie) eine Ausnahme bildet, die denn<br />

auch in fünf Fragmente zerbrochen ist (vgl. Abb. 19b)!<br />

Die Winkel zwischen Ventralfläche <strong>und</strong> den Seitenflächen<br />

variieren ebenfalls stark. Als minimales Winkelmass<br />

liegt 21,5°, als maximales 90° ( = rechter<br />

Winkel) vor. Schmal- <strong>und</strong> längsseitige Lateralflächen<br />

können auch öfters einmal erheblich voneinander abweichen,<br />

wobei wir uns in Tabelle 8 auf das Verhältnis<br />

von L/S, d.h. der längeren zu den breiteren Seitenflächen,<br />

beschränken.<br />

Abbildung 20 gibt das Verhältnis der Winkel an den<br />

Längsseiten (L) zu denjenigen an den Schmalseiten (S)<br />

wieder, wobei die drei Gesteinsgruppen durch unterschiedliche<br />

Signatur gekennzeichnet sind. Je weiter<br />

diese von der Geraden L/S = 1 abweicht, desto unregelmässiger<br />

sind die Platten gearbeitet. Die Nummer gf h<br />

ist keine Schminkpalette; f rh (Taf. 68) eine eher<br />

fragwürdige.

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