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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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<strong>Instrumente</strong> für H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong> Arztgebrauch<br />

Allgemeines<br />

In unserer zweiten grossen Gruppe sind solche <strong>Instrumente</strong><br />

<strong>und</strong> Gerätschaften zusammengefasst, die einerseits<br />

der persönlichen Körperpflege (Pinzetten zum<br />

Enthaaren; Ohrlöffelchen zum Entfernen von Ohrsekreten)<br />

<strong>und</strong> dem Cultus bzw. M<strong>und</strong>us der römischen<br />

Dame, d. h. der Verschönerung <strong>und</strong> dem Schminken<br />

des Gesichts, dienten (Reibplättchen zusammen mit<br />

Reibstäbchen zur Zubereitung von Schminken, wohlduftenden<br />

Essenzen, Hautcremes <strong>und</strong> die Haut auffrischenden<br />

Kräutersalben; Löffel- <strong>und</strong> Spatelsonden<br />

ebenfalls zum Mischen, aber auch zum Auftragen <strong>und</strong><br />

Beseitigen der Salben <strong>und</strong> Schminke mit dem olivenförmigen<br />

Ende). Andererseits wurden dieselben Geräte<br />

auch von Medizinern, Ärzten, Pharmazeuten <strong>und</strong><br />

anderen Fachleuten benutzt, die sich mit der Ges<strong>und</strong>heit<br />

der Patienten befassten. So wurden Pinzetten in<br />

derer Beschaffenheit als Zangen von Chirurgen gebraucht,<br />

Ohrlöffelchen zur Untersuchung vom Ohrinneren,<br />

zur Verabreichung von Heilsalben, aber auch<br />

mit dem nadeiförmigen Ende zum Durchstechen eiternder<br />

W<strong>und</strong>en usw. Reibpaletten wurden zur Aufbereitung<br />

von Heilsalben <strong>und</strong> anderen Medikamenten von<br />

Ärzten <strong>und</strong> Pharmazeuten gebraucht, gen<strong>aus</strong>o wie<br />

Reibstäbchen. Die verschiedenen Sonden, mit einem<br />

Löffel oder einem Spatel einerseits <strong>und</strong> einer olivenförmigen<br />

Verdickung andererseits versehen, gehörten<br />

zu wichtigen <strong>und</strong> unentbehrlichen <strong>Instrumente</strong>n für<br />

die Krankenbehandlung <strong>und</strong> Chirurgie. Ferner wurden<br />

Spatel- <strong>und</strong> vielleicht auch Löffelsonden von Malern<br />

zum Mischen von Pigmenten <strong>und</strong> Farben benützt. Als<br />

Musterbeispiel dafür gilt das oft zitierte Grabinventar<br />

eines Frauengrabes (einer Malerin?) <strong>aus</strong> St. Médarddes-Prés,<br />

das zahlreiche Malutensilien enthält, wie<br />

Fläschchen <strong>und</strong> Kästchen (davon eines mit Schiebedeckel<br />

wie die Medikamentenkästchen), ferner Reibsteine<br />

<strong>und</strong> -schalen, Pinsel- <strong>und</strong> Messergriffe, Spatel<br />

<strong>und</strong> Behälter mit Pigmenten, Ölen <strong>und</strong> Harzen, die<br />

zum Anrühren der Farbe gebraucht wurden. Im Inventar<br />

befand sich auch eine Löffelsonde mit band- bzw.<br />

drahtumwickeltem Schaft wie unsere Variante A (Taf.<br />

39, i f h-i gi ).<br />

Da keines dieser <strong>Instrumente</strong> in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

durch besondere F<strong>und</strong>umstände (F<strong>und</strong> eines<br />

Arztgrabes bzw. eines Medikamentenkästchens oder<br />

-etuis) näher identifiziert werden konnte, uns über die<br />

Benutzer nichts Näheres überliefert ist <strong>und</strong> da eine<br />

Spezialisierung im modernen Sinne bei den Römern<br />

nicht existierte, ist es unmöglich, eine deutliche Grenze<br />

zu ziehen zwischen den <strong>Instrumente</strong>n, die für Laien bestimmt<br />

waren, <strong>und</strong> solchen, die nur für Spezialisten<br />

hergestellt wurden. Nur sehr wenige <strong>Instrumente</strong> dieser<br />

zweiten Gruppe können mit Sicherheit als chirurgische<br />

<strong>und</strong> <strong>medizinische</strong> Gerätschaften betrachtet werden.<br />

Einige der seltenen Beispiele sind Pinzetten mit gezähnten<br />

Greifbacken (Taf. 12, rg) <strong>und</strong> an beiden<br />

Enden durchlochte Spatelsonden (Taf. 53, l pl ). Sehr<br />

wahrscheinlich dienten auch die grossen Reibpaletten<br />

(z. B. Taf. 20, gei ) eher gewerbsmässigen als privaten<br />

Zwecken, ähnlich wie die groben Reibstäbe <strong>aus</strong> Bein<br />

(Taf. 17,f pi -f pp).<br />

Zu vielen Exemplaren von Löffel- <strong>und</strong> Spatelsonden,<br />

die in diesem Katalog enthalten sind, existieren<br />

Parallelen <strong>aus</strong> <strong>medizinische</strong>n Zusammenhängen, was<br />

jedoch über ihre Verwendung in <strong>Augst</strong>/Kaiseraugst<br />

soviel wie nichts <strong>aus</strong>sagt. Demgegenüber sind die als<br />

sicher chirurgisch eingestuften <strong>Instrumente</strong> in der<br />

dritten Gruppe (S. 79ff.) zusammengefasst.<br />

Pinzetten<br />

(Taf. 12 <strong>und</strong> 13)<br />

Über die römischen Pinzetten ist bisher keine Monographie<br />

erschienen, obwohl sie zu den häufigsten Bestandteilen<br />

antiker Instrumentarien gehörten. Aus den<br />

nicht sehr zahlreichen Vorkommen in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

lässt sich keine sinnvolle Typologie aufstellen.<br />

Sie bieten bloss einen Einblick in die Vielfältigkeit der<br />

römischen Pinzetten <strong>und</strong> tragen durch manche stratigraphische<br />

Datierungen zur chronologischen Einstufung<br />

bestimmter Typen bei.<br />

Material <strong>und</strong> Herstellungsweise<br />

Alle in <strong>Augst</strong>/Kaiseraugst gef<strong>und</strong>enen Pinzetten sind<br />

<strong>aus</strong> Bronze, jedoch in zwei verschiedenen Techniken<br />

hergestellt:<br />

Im Gussverfahren: Dabei ist auf das Paar rncrp<br />

hinzuweisen, das sehr wahrscheinlich <strong>aus</strong> derselben<br />

Guss- oder Modelform stammt. Die erforderliche<br />

Nachbearbeitung betraf das Elastisch-Schmieden der

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