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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Unsere Nummern 82-85 weisen eine gewisse Ähnlichkeit<br />

mit den Griffen der Skalpelle auf. Da aber die<br />

<strong>medizinische</strong>n Skalpelle im römischen Reich eine auffallende<br />

Uniformität haben <strong>und</strong> nirgends in den <strong>medizinische</strong>n<br />

Zusammenhängen ein Skalpell abweichender<br />

Form gef<strong>und</strong>en worden ist, dürfte es sich um Rasiermesser<br />

handeln, zumal diese Griffe den allgemein<br />

beschriebenen Bedingungen für Rasiermesser entsprechen.<br />

Eine Ausnahme bildet das Messerchen Taf. 10,<br />

86, bei dem die Griffplättchen beidseits einer verlängerten<br />

Klingenpartie durch Niete befestigt sind.<br />

Rasiermesser mit Delphingriff (Variante A ; Garbsch,<br />

Typ C, Variante 2):<br />

Bei dem <strong>Augst</strong>er Exemplar (Taf. 10, 80) handelt es<br />

sich um die spätere Variante, bei welcher der Delphinkörper<br />

eher eckig dargestellt ist (im Gegensatz zur früheren<br />

Variante mit einem S-förmig geschwungenen<br />

Körper). Der bronzene gegossene Griff hat die Gestalt<br />

eines annähernd r<strong>und</strong>plastischen (abgeflachten) Delphins,<br />

von dessen Maul zwei grosse Lappen <strong>aus</strong>gehen,<br />

welche die eiserne Klinge backenartig umklammern.<br />

Der Delphin ist strich- <strong>und</strong> punktverziert, mit stilisierten<br />

grossen Augen. Bei unserer Variante läuft die<br />

Schwanzflosse in der Querrichtung dreizackig <strong>aus</strong>. Die<br />

Klinge des <strong>Augst</strong>er Stückes ist nicht erhalten. Sie ist<br />

annähernd dreieckig bis parallelogrammförmig zu<br />

ergänzen, mit der Schneide an der geraden Seite. Der<br />

figürliche Griff in Delphinform dürfte einer Bronzegiesserwerkstatt<br />

entstammen, die auch andere Erzeugnisse<br />

römischen Kunsthandwerks herstellte 62 .<br />

Datiert wird die jüngere Variante von W. Haberey in<br />

die 2. Hälfte des 3. bzw. in das 4. Jh. 63 . Rasiermesser<br />

mit figürlichen Griffen sind z. B. auf den frühchristlichen<br />

Loculusplatten in Rom dargestellt (Abb. 2).<br />

80 (S. auch Taf. 65). Gegossener, S-förmig geschwungener Griff in<br />

Gestalt eines annähernd r<strong>und</strong>plastischen Delphins mit einer<br />

dreizackigen Schwanzflosse. Der Delphin ist strich- <strong>und</strong> punktverziert,<br />

mit stilisierten Augen. Sein Maul geht in zwei grosse<br />

Lappen <strong>aus</strong>, die eine (nicht erhaltene) Eisenklinge backenartig<br />

umklammerten. H. 7,1 cm; Br. 2,1 cm; Dicke: 0,8 cm. - Inv.<br />

62.1243. FO: Ins. 30, FK 1395. - Mitf<strong>und</strong>e: wenige Keramikfragmente<br />

2. Jh.; Münze: Traian. - Lit.: Martin 1981, Abb. 82,<br />

B; Garbsch (wie Anm. 59), Abb. 7, 6.<br />

Geradlinige Rasiermesser mit schmaler Klinge <strong>und</strong><br />

länglichem Griff (Variante B):<br />

J. Garbsch hat diese schmalen Messerchen (vgl.<br />

Abb. 10) als erster als Rasiermesser interpretiert. Für<br />

eine solche Deutung spreche die geringe Grösse mit<br />

Längen von 11 bis 15 cm, vor allem jedoch die Kürze<br />

des Griffes, der zwischen dem Daumen einerseits <strong>und</strong><br />

drei übrigen Fingern andererseits gehalten wurde.<br />

Garbsch macht auf eine bei vielen Exemplaren vorkommende<br />

«fischblasenförmige» Aussparung am<br />

Ende des Griffes als Daumenauflage aufmerksam.<br />

Datierung (nach J. Garbsch): 1. Jh. bis 1. Hälfte<br />

2. Jh.<br />

Abb. 10<br />

Parallele zum Rasiermesser 81 mit schmaler<br />

Klinge <strong>und</strong> länglichem, vierkantigem Griff<br />

<strong>aus</strong> Vindonissa (Nachweis Anm. 64). M . 2:3.<br />

Balusterförmige Rasiermesser(?)griffe (Variante C):<br />

Die kurzen Lappen des bronzenen Griffes klammerten<br />

eine eiserne Klinge ein. Zum besseren Halt wurde<br />

der Spalt am Ende etwas <strong>aus</strong>geweitet (vgl. die Skalpellgriffe<br />

Taf. 56). Parallelen zu dieser Variante sind mir<br />

nicht bekannt.<br />

Die beiden Griffe Taf. 10, 84.85 dürften derselben<br />

Gussform entstammen oder nach demselben Modell<br />

gearbeitet sein. Lokale Herstellung wäre daher nicht<br />

<strong>aus</strong>geschlossen.<br />

82 Balusterförmiger Griff mit einem profilierten Knopf <strong>und</strong><br />

Endknauf. Zwischen zwei Lappen Spuren der eisernen Klinge.<br />

Wohl ein Rasiermesser? H. 5,8 cm; Br. 0,7 cm. - Inv. 24.471. FO:<br />

<strong>Augst</strong>.<br />

83 (S. auch Taf. 65) Der vierkantige Körper ist mit einem Spalt mit<br />

<strong>aus</strong>geweitetem Ende versehen, in dem Spuren einer eisernen<br />

Klinge vorhanden sind, <strong>und</strong> mit einem Diagonalkreuz verziert.<br />

Der Griff ist walzenförmig, auf seiner ganzen Länge mit Querrippen<br />

verziert <strong>und</strong> verbreitert sich zu einem flachen Endknopf.<br />

Wohl ein Rasiermesser? H. 5,4 cm; Br. 1,2 cm. - Inv. 67.18751.<br />

FO: Region 5C, FK 8067. - Mitf<strong>und</strong>e: Keramik claudisch.<br />

84 Balusterförmiger Griff mit zweifacher Einziehung <strong>und</strong> mit<br />

einem doppelkonischen Knopf endend. Griff mit Querrillen<br />

verziert. Ein Spalt war zum Einsetzen der einst eisernen Klinge<br />

bestimmt. Ein Rasiermessergriff? H. 6,9 cm; Br. 1,7 cm. - Inv.<br />

1895. FO: <strong>Augst</strong>.<br />

85 Bruchstück eines identischen Griffes wie 84. Reste der eisernen<br />

Klinge im Spalt. Griffende abgebrochen. H. noch 3,6 cm; Br.<br />

1,2 cm. - Inv. 75.12226. FO: Region 9D, FK A 6151. - Mitf<strong>und</strong>:<br />

Münze: Söhne von Constantin L, 341-346.<br />

62 Garbsch (wie Anm. 59), 85f.<br />

81 Kurzer vierkantiger Griff mit abger<strong>und</strong>etem Ende <strong>und</strong> zwei<br />

Querleisten; verjüngt sich zu zwei Lappen hin, die Reste einer<br />

eisernen Klinge umklammern. H. 4,2 cm; Br. 1,3 cm. - Inv. 1912<br />

(alter Bestand). FO: <strong>Augst</strong> 64 .<br />

63 Garbsch (wie Anm. 59), 81.<br />

64 Garbsch (wie Anm. 59), Abb. 1,8 (FO Vindonissa, Datierung:<br />

2. Hälfte 1. Jh.; = unsere Abb. 10).

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