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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Zahnstocher<br />

(Taf. 9, 79)<br />

Metallene Zahnstocher 55 , die die früheren Formen <strong>aus</strong><br />

organischen Materialien (Holz usw.) ersetzten, kamen<br />

in römischer Zeit in zweierlei Ausführung vor: entweder<br />

als Teil eines Toilettnecessaires, zusammen mit<br />

einem Ohrlöffel oder auch einer Pinzette (solche<br />

Zahnstocher benötigten eine Öse zum Aufhängen),<br />

oder als Doppelgerät, das an einem Ende eines langen<br />

Stieles ein Ohrlöffel, am anderen einen Zahnstocher<br />

trug. Solche Doppelgeräte bildeten Zubehör des<br />

Tafelgedecks 56 .<br />

Der in <strong>Augst</strong> <strong>aus</strong>gegrabene, <strong>aus</strong> Silber hergestellte<br />

Zahnstocher stellt wahrscheinlich ein Bruchstück eines<br />

solchen Doppelgerätes mit langem Stiel <strong>und</strong> einem<br />

Ohrlöffel dar. Nach M. Martin 57 ist dieser Zahnstocher<br />

mit seiner Gestaltung <strong>und</strong> seinem Material ein Hinweis<br />

darauf, dass die obere <strong>und</strong> oberste Gesellschaftsschicht<br />

schon relativ früh (Datierung der Mitf<strong>und</strong>e ins<br />

spätere 2. bis 1. Hälfte 3. Jh.!) metallene Zahnstocher<br />

bevorzugte.<br />

79 Zahnstocher. Bruchstück eines vierkantigen Stieles, der in<br />

einen stilisierten Tierkopf (Fisch?) mündet. Der Fisch hält im<br />

offenen Maul den r<strong>und</strong>stabigen, geradlinigen Zahnstocher.<br />

Silber. L. noch 4,9 cm. - Inv. 72.5843. F O : Ins. 41, F K 2317. -<br />

Mitf<strong>und</strong>e: Keramik späteres 2. bis 1. Hälfte 3. Jh. - Lit.: Martin<br />

1984, 128, Taf. 34,2.<br />

Rasiermesser<br />

(Taf. 10 <strong>und</strong> 11)<br />

In <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst sind wenige Exemplare von<br />

kleinen Messerchen von sehr unterschiedlichen Formen<br />

<strong>aus</strong>gegraben worden, die zum Teil als Rasiermesser<br />

identifiziert worden sind, zum Teil neu als<br />

solche dargestellt werden.<br />

Die Messerchen zerfallen in zwei Gruppen: 1. Messer<br />

mit einer festen Klinge <strong>und</strong> 2. Klappmesser. Zu der Annahme,<br />

dass es sich um Rasiermesser handelt, führt die<br />

Tatsache, dass sowohl der Griffteil wie auch (wenn<br />

erhalten) die Klinge so kleine Ausmasse aufweisen,<br />

dass eine Verwendung zum Schneiden nicht in die<br />

Frage kommen kann. Die Grösse der Klinge würde<br />

ungefähr der der heutigen Rasierklingen entsprechen.<br />

Der Griffteil ist entweder <strong>aus</strong> Bronze gegossen oder<br />

<strong>aus</strong> Bein geschnitzt. Die <strong>aus</strong>wechselbare Klinge (mit<br />

Ausnahme von 86) der festen Messer wie auch die <strong>aus</strong>klappbare<br />

Klinge der Klappmesser ist <strong>aus</strong> Eisen geschmiedet<br />

<strong>und</strong> auffallend dünn.<br />

Die Kürze des Griffes schliesst eine Handhabung<br />

mit der ganzen Hand <strong>aus</strong> <strong>und</strong> war deshalb zum kräftigen<br />

Zuschneiden nicht geeignet. Sie musste zwischen<br />

Daumen <strong>und</strong> einem bis zwei weiteren Fingern gehalten<br />

werden, womit man nur geringe Kraft zur Geltung<br />

bringen kann.<br />

Eine zusammenfassende Behandlung identifizierbarer<br />

römischer Rasiermesser hat erstmals M . E. Marien<br />

gegeben 58 . Die jüngste Zusammenstellung von<br />

einigen Typen römischer Rasiermesser verdanken wir<br />

J. Garbsch 59 , der sechzig Exemplare <strong>aus</strong>gewertet <strong>und</strong><br />

z.T. typologisiert hat. In den beiden Aufsätzen von<br />

M. E. Marien wurden lediglich «feste Messer» berücksichtigt,<br />

bei J. Garbsch unsere Varianten A <strong>und</strong> B.<br />

Eine umfangreiche Zusammenstellung von römischen<br />

Klappmessern mit figürlichen Griffen hat E. v.<br />

Mercklin 60 publiziert, ohne dass er den Zwecken solcher<br />

Schneidegeräte nachgegangen wäre. Bei den hier<br />

dargestellten Klappmessern <strong>aus</strong> <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

kann es sich m. E. nur um Rasiermesser handeln, <strong>und</strong><br />

zwar wiederum <strong>aus</strong> den bei den «festen» Messern genannten<br />

Gründen: Kürze von Griff <strong>und</strong> Klinge; geringe<br />

Klingendicke.<br />

Feste Rasiermesser<br />

Nach J. Garbsch 61 ist «allen Griffen gemeinsam, dass<br />

sie nicht an einer Griffangel angebracht oder einseitig<br />

aufgenietet sind, sondern einen Teil der Klinge backenartig<br />

mit kurzen Lappen einklemmen, wobei (<strong>aus</strong>nahmsweise)<br />

noch Niete die Befestigung verstärken»<br />

(vgl. Taf. 10, 81). Die Lappen sind entweder kurz (Taf.<br />

10, 80), oder verhältnismässig lang (Taf. 10, 81). Die<br />

kurzen Grifflappen, zwischen denen die Klinge eingeklemmt<br />

war (meist ohne Verstärkung durch Niete),<br />

sprechen nach J. Garbsch auch für Rasiermesser, da<br />

der Griff keiner grossen Belastung <strong>aus</strong>gesetzt war.<br />

55 Dazu allgemein: Martin (wie Anm. 44); Martin 1984, 97ff.<br />

56 Martin 1984, 458.<br />

57 Martin 1984, 128.<br />

58 M . E. Marien, Rasoir Romain découvert dans la grotte de Han<br />

(Han-sur-Lesse). Helinium 11, 1971, 213ff.; M. E. Marien, A<br />

propos de rasoirs Romains. Helinium 13, 1973, 71ff.<br />

59 J. Garbsch, Zu neuen römischen F<strong>und</strong>en <strong>aus</strong> Bayern. 1. Römische<br />

Rasiermesser. Bayerische Vorgeschichtsblätter 40, 1975,<br />

68ff.<br />

60 E. von Mercklin, Römische Klappmessergriffe, in: Serta Hoffilleriana<br />

1940, 339ff.<br />

61 Garbsch (wie Anm. 59), 68f.

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