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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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wurde 33 . Die Striegel <strong>aus</strong> Bronze bestehen meist <strong>aus</strong><br />

zwei oder mehreren, im Gussverfahren hergestellten<br />

Teilen, die miteinander fest verlötet worden sind: dem<br />

Schabteil, dem Griff <strong>und</strong> eventuell noch einem Zwischenglied.<br />

Dass die Strigües nicht in einem Stück<br />

gegossen werden konnten, beruhte wohl auf technischen<br />

Schwierigkeiten beim dünnen, weit <strong>aus</strong>gebogenen<br />

Schabteil. Darum wurde der Griff durch zwei<br />

seitlich mitgegossene, bis zu 4,5 cm lange, gabelförmige<br />

Fortsätze verlängert, die seitlich den Schaber einschlössen.<br />

Der Schaber seinerseits wurde wiederum<br />

durch einen Fortsatz auf der Unterseite verlängert.<br />

Beide gegossenen Bestandteile wurden miteinander<br />

verlötet. Diese zweifache Überlappung der beiden Teile<br />

garantierte die Festigkeit der Produkte.<br />

In Ausnahmefällen wurde noch ein Zwischenglied<br />

zwischen den Schaber <strong>und</strong> den Griff geschoben<br />

(Taf. 8, 66).<br />

Die Strigües wurden gelegentlich mit Fabrikantenstempeln<br />

versehen 34 . Diese kleinen, länglichen Stempel<br />

wurden fast immer direkt neben dem lappenförmigen<br />

Fortsatz des Schabers auf der Unterseite des Griffes<br />

angebracht (in <strong>Augst</strong> Taf. 6, 59; 64, 59: VRBANVS;<br />

Taf. 7, 62; 64, 62: nur eine Stempeleintiefung ohne<br />

Buchstaben erhalten).<br />

Strigües <strong>aus</strong> Eisen:<br />

Variante F: Taf. 8, 69.70.<br />

Eine Ausnahme stellt der Schaber Taf. 8, 67 dar, bei<br />

welchem das untere Ende des Schabteiles zu einer<br />

kurzen Hülse eingerollt wurde, die einen Griffdorn<br />

umfasst haben muss.<br />

Ziemlich selten, aber dennoch in einigen Exemplaren<br />

bekannt, ist der kästchenförmige Griff (Taf. 8, 68),<br />

der <strong>aus</strong> Bronzeblech zusammengefaltet <strong>und</strong> mit Blei<br />

<strong>aus</strong>gefüllt worden ist. In die Griffhülse wurde ein ziemlich<br />

langer keilförmiger Fortsatz des Schabers eingeschoben.<br />

A u f eine ähnliche Art wurde der flache, <strong>aus</strong><br />

zwei Schalen bestehende Griff des Schabers (Abb. 7)<br />

mit Blei gefüllt. Zu dieser Konstruktion ist mir bisher<br />

keine Parallele bekannt.<br />

Die Strigües <strong>aus</strong> Eisen wurden <strong>aus</strong> einem Stück <strong>aus</strong>gehämmert.<br />

Bei unseren beiden Stücken (Taf. 8, 69.70)<br />

hat sich kein Griff erhalten. Vielleicht waren sie in der<br />

Form einer Schlaufe <strong>aus</strong>gebildet (ähnlich Taf. 7, 62).<br />

Form <strong>und</strong> Verzierung<br />

Der Schaber: Das Schabteil hat die Form einer länglichen,<br />

schmalen Zunge, ist in weicher Biegung geschwungen,<br />

im Querschnitt mit scharfkantigen Graten<br />

versehen. A u f der Oberseite des Schaufelrückens verlaufen<br />

dreifache plastische Kanneluren, die zu einem<br />

langgezogenen Spitzoval <strong>aus</strong>laufen. Eine ungewöhnliche<br />

Art der Verzierung der Schaufel kommt bei 68<br />

vor: ein punktiertes Ornament, das sich auch auf dem<br />

Griff wiederholt.<br />

Der Griff: Der Griff hat die Form eines massiven<br />

vierkantigen Plättchens, weniger oft eine Schlaufenform.<br />

Er kann unverziert sein. Bei prunkvolleren<br />

Exemplaren besteht die Verzierung der Oberseite <strong>aus</strong><br />

eingeschmolzenen Niellomustern, die heute teils<br />

schwarz, teils silbern glänzen.<br />

Eine Öse am Griff war notwendig, um den Striegel<br />

auf dem Weg zum Bad am Gürtel aufzuhängen. Bei<br />

den Schlaufengriffen erübrigte sich die Öse 35 .<br />

Die Striegel <strong>aus</strong> den Ausgrabungen in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong><br />

Kaiseraugst zeigen eine Vielfalt an Formen <strong>und</strong> können<br />

in folgende Varianten unterteilt werden:<br />

Strigües mit nielloverziertem Griff (Variante A)<br />

Die Konstruktion besteht <strong>aus</strong> zwei separat gegossenen<br />

Teilen, die miteinander fest verlötet wurden. Der massive<br />

vierkantige Griff ist unten mit einer kleinen querstehenden<br />

Öse versehen. Die Sch<strong>aus</strong>eite des Griffes ist<br />

mit eingelegten Blättern in Niello (59) verziert. Bei 60<br />

scheint die Niellokontur von einem Silberdraht umrandet<br />

zu sein (Taf. 6), bei 61 sind die Einlagen <strong>aus</strong>gefallen<br />

36 .<br />

Viele dieser prunkvollen Striegel waren mit einem<br />

Fabrikantenstempel (s. oben, Anm. 34) versehen, so<br />

auch das <strong>Augst</strong>er Stück 59.<br />

59 Massiver Griff mit Öse. Verzierung der Oberseite: Akanthusblätter<br />

in Niello eingelegt (grösstenteils noch erhalten). Auf der<br />

Unterseite direkt am Ansatz des Schabers ein längsgelegter<br />

Stempel des Herstellers VRBANVS (Taf. 64). Schaber auf der<br />

Oberseite durch längliche Kanneluren profiliert, nur z.T. erhalten.<br />

L. 19,2 cm; Br. 1,6 cm. - Inv. 24.438. FO: <strong>Augst</strong>. Ehemalige<br />

Sammlung J. J. Schmid-Ritter. - Lit.: Historisches<br />

Museum Basel. Jahresbericht 1924, 23.<br />

Strigües <strong>aus</strong> Bronze:<br />

Variante A : mit ornamentalem, mit Niello eingelegtem<br />

Griff: Taf. 6, 59-61.<br />

Variante B: mit unverziertem Schlaufengriff: Taf. 7,<br />

62.<br />

Bruchstücke von drei kannelierten Schabern, Varianten<br />

A-C: Taf. 7, 63-65.<br />

Variante C: mit einem Zwischenteil: Taf. 8, 66.<br />

Variante D: mit einem hülsenförmig eingerollten Schaberende:<br />

Taf. 8, 67.<br />

Variante E: mit einem kästchenförmigen, mit Blei gefüllten<br />

Griff: Taf. 8, 68 <strong>und</strong> Abb. 7.<br />

33 Vgl. Taf. 8,68 <strong>und</strong> ein 1982 <strong>aus</strong>gegrabenes Exemplar Abb. 7.<br />

34 Vgl. Ulbert 1969, Taf. 39,5; Ritterling 1912, Taf. 14,28; AuhV 2,<br />

1864, H. 9, Taf. 4,6.<br />

35 Andere Möglichkeiten zur Befestigung eines Kettchens zeigen:<br />

Ulbert 1959, Taf. 22,8 (das Ende des Griffes ist umgelegt); Taf.<br />

22,9 (das Griffende ist durchbohrt); Bonomi 1984, Taf. 5,16<br />

(das Ende des Griffes ist zu einer kurzen Schlaufe <strong>aus</strong>gebreitet).<br />

36 Zu Strigües mit eingelegtem Dekor vgl. Bonomi 1984, Taf. 5,16<br />

(Arztgrab); AuhV 2, 1864, H.9, Taf. 4, 3-5; Simonett 1947, 62,<br />

Abb. 14,4.

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