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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Die Schmalseiten sind geschwungen oder profiliert<br />

<strong>aus</strong>geschnitten <strong>und</strong> zuweilen durch Kreisaugen <strong>und</strong><br />

Punktornamente verziert. Als Verbindungsleisten<br />

dienten schmale Stege, mit breit-trapezförmigem Querschnitt,<br />

die abgetreppt sind. Die Leistenverzierung<br />

bestand <strong>aus</strong> schrägen Riefengruppen, Kreisaugen oder<br />

eingeritzten Leitermustern. Alle drei Lagen wurden<br />

durch eiserne oder bronzene Niete fest verb<strong>und</strong>en.<br />

Zweizeilige Kämme sind im Gräberfeld von Künzing<br />

in Frauengräbern der 2. Hälfte, insbesondere des letzten<br />

Drittels des 4. Jh. bezeugt 27 . Sehr häufig wurden<br />

solche Kämme <strong>aus</strong> den Kaiser- <strong>und</strong> Barbarathermen in<br />

Trier geborgen, namentlich <strong>aus</strong> deren letzten Benützungsperioden<br />

(Ende 4. <strong>und</strong> 5. Jh.) 28 . Zweizeilige<br />

Kämme <strong>aus</strong> Gräbern in Britannien sind ab der 2. Hälfte<br />

4. bis ins frühe 5. Jh. datiert 29 .<br />

Die beiden hier behandelten zweizeiligen Dreilagenkämme<br />

stammen <strong>aus</strong> dem grossen spätrömischen Gräberfeld<br />

in Kaiseraugst (AG).<br />

57 Seitlich im dreifachen Bogen <strong>aus</strong>geschnitten, die dreieckigen<br />

Flächen durch Punktbögen verziert. Einfach eingerahmte,<br />

abgetreppte Verbindungsleisten. Die Zahnung ist z. T. beschädigt.<br />

Eiserne Niete erhalten. H . 3,7 cm; Br. 7,4 cm; Dicke: 0,9<br />

cm. - Inv. Landesmuseum Zürich 21375. FO: Region 22A, Grab<br />

Nr. 750. Grabinventar: 1 beinernes Armband, 1 silberner Fingerring,<br />

1 Glasflasche, 1 Schälchen (Zweitverwendung eines<br />

TS-Bodenfragmentes. - Lit.: Martin 1976, 65, Taf. 47D 30 .<br />

58 Seitlich konkav <strong>aus</strong>geschnitten. Jeweils eine zweifach abgetreppte<br />

Verbindungsleiste mit Linienverzierung. Eiserne Niete.<br />

Eine Kammecke abgebrochen. H . 5,2 cm; Br. 10,9 cm; Dicke:<br />

0,8 cm. - Inv. Landesmuseum Zürich 22463. FO: Region 22A,<br />

Grab Nr. 1083 (Einzelf<strong>und</strong>). - Lit.: Martin 1976, 85, Taf. 6 5 L 31 .<br />

<strong>aus</strong> <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

Materialbestimmung römischer Kämme<br />

Jörg Schibier<br />

Taf. 5, 53 <strong>und</strong> 63, 53 (Inv. 74.7617): A n beiden Schmalenden<br />

(Pferdekopfenden) ist in der Aufsicht schon bei<br />

geringer Vergrösserung Spongiosastruktur zu erkennen.<br />

Ebenfalls zeigt die eine Seitenplatte auch auf<br />

ihrer Breitfläche, etwa in der Mitte, leichte Spongiosastruktur.<br />

Diese «Gerüststruktur» erstreckt sich also bei<br />

beiden Platten auf der gesamten Länge der Innenflächen.<br />

Da bei tierischen Röhrenknochen nur relativ<br />

kurze Abschnitte in den Gelenkbereichen mit dieser<br />

Spongiosastruktur versehen sind <strong>und</strong> der untersuchte<br />

Kamm etwa 11 cm lang ist, lässt sich die Verwendung<br />

von Röhrenknochen für die Herstellung dieses Kamms<br />

<strong>aus</strong>schliessen. Der allmähliche Übergang von grösseren<br />

zu kleineren Poren im Übergang von der Spongiosa<br />

zur Kompakta ist typisch für das Geweih. Das<br />

vorliegende Kammfutteral ist demnach <strong>aus</strong> Hirschgeweih<br />

hergestellt.<br />

Die gleichen Bestimmungskriterien gelten auch für<br />

die langen Griffplatten der Kämme. D i e Z a c k e n tragenden<br />

Teile der untersuchten Kämme wurden offenbar<br />

ebenfalls <strong>aus</strong> Hirschgeweih hergestellt. Dies lässt<br />

sich jedoch nur mit Sicherheit bei den Exemplaren 48<br />

<strong>und</strong> 55-58 (Taf. 4; 5; 63; 64) auf Gr<strong>und</strong> der noch<br />

erhaltenen Spongiosastruktur feststellen. Bei den restlichen<br />

Exemplaren Taf. 4, 49 sowie Taf. 4, 51.52 lässt<br />

ein Strukturvergleich (Binokular, 16- bis 40fache Vergrösserung)<br />

zwischen angeschliffener Geweihkompakta<br />

<strong>und</strong> den stark angeschliffenen Zackenplatten<br />

ebenfalls eher an die Verwendung von Hirschgeweih als<br />

von Tierknochen denken; jedoch fehlt uns hier vorerst<br />

noch eine grössere Erfahrung <strong>und</strong> Kenntnis der verschiedenen<br />

Strukturen der unterschiedlichen Skelettteile<br />

<strong>und</strong> der verschiedenen Regionen innerhalb eines<br />

Skeletteils, um eine sichere Aussage machen zu<br />

können.<br />

Abb. 6 <strong>und</strong> Taf. 5,56 (Inv. 74.7010): Dieses Exemplar<br />

ist ein Fragment eines Kamms mit besonders grosser<br />

Griffplatte. Beide Griffplattenteile besitzen noch<br />

Stellen, an denen die für das Hirschgeweih typische<br />

Perlung erhalten geblieben ist. Da die Griffplatten eine<br />

beachtliche Breite aufweisen, genügte der normale<br />

Stangenbereich des Geweihs nicht. Zur Herstellung<br />

dieses Kamms wurde ein Geweih<strong>aus</strong>schnitt im Bereich<br />

einer Sprossenabzweigung <strong>aus</strong>gewählt, da in diesen<br />

Regionen die Kompakta über eine grössere Distanz<br />

mehr oder weniger eben verläuft. Dagegen ist sie i n<br />

den Stangenabschnitten relativ stark gebogen. Diese<br />

Sprossenabzweigungsregion lässt sich mittels der<br />

Spongiosastruktur bestimmen, welche auf den<br />

Schmalseiten dieser Griffplatten zu erkennen ist; sie<br />

tritt nicht nur längsseits des Fragments (unten <strong>und</strong><br />

oben) <strong>aus</strong>, sondern auch seitlich, wo sie sich beim vollständigen<br />

Geweih in einen Spross weiterziehen würde.<br />

Auch der Zacken tragende Teil dieses Kamms 56<br />

wurde <strong>aus</strong> Hirschgeweih hergestellt, was sich an der<br />

Lage <strong>und</strong> der Ausbildung der Spongiosastruktur ablesen<br />

lässt. Im Bereich der Spongiosastruktur sind die<br />

27 Keller 1971, 112f.<br />

28 W. Binsfeld, F<strong>und</strong>e des 5. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>aus</strong> Bittburg in der<br />

Eifel. Archäologisches Korrespondenzblatt 9, 1979, 431 ff.<br />

29 Crummy 1983, 57.<br />

30 Vgl. Keller 1971, Taf. 50,6.<br />

31 Vgl. Keller 1971, Taf. 50,1.3.5; Bruce-Mitford 1964, A b b . 5, 13;<br />

ORL B Nr. 74 (Kösching), Taf. 4,18.

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