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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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städtetopographisch-statistische Unterlagen. Die meisten<br />

Fragmente weisen eine beidseitige Politur auf.<br />

Einige wenige Stücke sind bloss einseitig geglättet <strong>und</strong><br />

auf der Rückseite rauh: sie könnten Fragmente von<br />

Dosen-, Taschen- oder Wandspiegeln sein.<br />

Gliederung der im Römermuseum <strong>Augst</strong> aufbewahrten<br />

Spiegelfragmente:<br />

Variante A: Griff Spiegel mit Zackenrand (Lloyd-Morgan,<br />

Typ L): Taf. 1,1-2.<br />

Variante B: Griffspiegel mit Lochrand (Lloyd-Morgan,<br />

Typ K): Taf. 1,3-6.<br />

Variante C: Griffspiegel mit Reliefringen (Lloyd-<br />

Morgan, Typ G): Taf. 1, 7 bis 2,12.<br />

Griffe zu den Varianten A-C: Taf. 2,13 bis 3, 20.<br />

Variante D: Scheibenspiegel mit rückwärtigem Griffhenkel<br />

(Lloyd-Morgan, Typ X): Taf. 3, 21-24.<br />

Nicht abgebildete Bruchstücke von planen, unverzierten<br />

Spiegelscheiben: 25-47.<br />

Material, Beschichtung bzw. Politur der Spiegelfläche<br />

Für die Herstellung von Spiegelscheiben wurde spezielle<br />

Bronze, die reich an Zinn war, verwendet (sog.<br />

Speculum-Metall) 5 . Die metallanalytische Untersuchung<br />

römischer Spiegelscheiben von W. B. Stern<br />

(S. 16 ff.) gibt präzise Werte der chemischen Zusammensetzungen<br />

an <strong>und</strong> kommt zu dem Ergebnis, dass<br />

sich die Spiegelflächen in ihrer Zusammensetzung<br />

nicht wesentlich von den Rückseiten unterscheiden, so<br />

dass eine Beschichtung der Spiegelfläche nicht vor<strong>aus</strong>zusetzen<br />

ist (mit Ausnahme der Feuervergoldung bei 7<br />

Stücken). Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte man<br />

1962 bei der spektrographischen Untersuchung eines<br />

Spiegels mit Lochrand <strong>aus</strong> Vindonissa durch die<br />

Metallwerke A G in Dornach: Analysiert «hat man<br />

sowohl eine schwarze wie eine hellglänzende Fläche.<br />

Da die beiden Spektrogramme praktisch übereinstimmen...»<br />

6 . Das alte, heute wegen Vergiftungsgefahr<br />

durch Quecksilberdämpfe verbotene Verfahren der<br />

Feuervergoldung, bei dem Goldamalgam (Gold-<br />

Quecksilber-Legierung) aufgetragen <strong>und</strong> das Quecksilber<br />

durch Erhitzen verdampft wurde, war schon den<br />

Römern bekannt. Plinius (Naturalis historiae 1,<br />

XXXIII, 64, über die Spiegel) berichtet: «ein Goldbelag<br />

der Spiegelseite bewirke, dass das Bild deutlicher<br />

zurückgeworfen werde.»<br />

Ein Polieren der Spiegelscheibe sowohl auf der<br />

Spiegel- wie auf der Rückseite ist bei den meisten<br />

<strong>Augst</strong>er Stücken festzustellen (Ausnahmen bilden<br />

wenige einseitig polierte Fragmente, die vielleicht als<br />

Dosenspiegel verwendet wurden).<br />

schwierige Aufgabe war, umschreibt A . Mutz wie<br />

folgt: «Spiegelflächen erheischten, bis sie auch nur<br />

einigermassen verzerrungsfrei reflektierten, einen<br />

grossen <strong>und</strong> mühevollen Zeit- <strong>und</strong> Arbeitsaufwand.<br />

Dabei dürften demnach kaum vollständig verzerrungsfreie<br />

Flächen erzielt worden sein.» Bei den untersuchten<br />

Spiegeln stellte A . Mutz beim Messen am<br />

Durchmesser nur eine Differenz von 0,2 mm fest. Das<br />

bedeutet, dass der äussere Umfang sehr genau gedreht<br />

wurde. Die spiegelnde Fläche der Vorderseite war leicht<br />

konvex. Der Gr<strong>und</strong> dazu ist technischer Natur: «Leicht<br />

konvexe Flächen sind relativ leichter zu erzeugen als<br />

ganz plane. Konvexe Flächen verkleinern das Spiegelbild,<br />

doch machen sich dabei Verzerrungen nicht so<br />

störend bemerkbar wie bei fast planen Spiegelflächen.<br />

Damit waren die Spiegelscheiben im Zentrum etwas<br />

dicker».<br />

Verzierung der Spiegelscheiben durch auf der<br />

Drehbank mitgedrehte Dekorationsmotive<br />

Diese einfachste Art der Verzierung durch Drehrillen<br />

geschah noch auf der Drehbank, direkt nachdem die<br />

Scheibe geglättet worden war. So entstanden Reliefringe,<br />

die als drehtechnische Dekoration bezeichnet<br />

werden können: Sie wurden auf der Rückseite ein- oder<br />

mehrfach im Zentrum sowie am Rande angebracht,<br />

während die Sch<strong>aus</strong>eite meist nur periphere Linien<br />

zeigt. Es handelt sich meist um vertiefte Rillen. Eine<br />

breite Variantenfülle umfasst enge <strong>und</strong> breite Rillen,<br />

Wülstchen <strong>und</strong> eingestochene Hohlkehlen. Ziemlich<br />

selten - meist am Rande der Vorderseite - waren dagegen<br />

positive Wölbungen <strong>und</strong> Grate stehengelassen<br />

worden. Die besonders reiche Profilierung der Spiegelrückseite<br />

beruht auf einer langen vorrömischen<br />

Tradition 8 .<br />

Verzierung der Spiegelscheiben durch nachträgliche<br />

Techniken<br />

- Peripherer Lochkreis bei den sogenannten Löcherspiegeln:<br />

Die Perforation erfolgte durch jeweiliges<br />

Anbohren an der Vorder- <strong>und</strong> Rückseite <strong>und</strong> ist somit<br />

im Schnitt doppelkonisch (Ausnahme: 6).<br />

- Zirkel- <strong>und</strong> lineare Ornamente bei den Scheibenspiegeln<br />

mit Griffhenkeln: Durch nachträglich eingeritzte<br />

lineare Rillen entstanden in der Kombination<br />

mit den konzentrischen Rillen geometrische<br />

Ornamente.<br />

- eingestempelte Kreisaugen oder Punktkreise bzw.<br />

Kerben als Ergänzung konzentrischer Reliefringe.<br />

5 Bruce-Mitford 1964, 10.<br />

Herstellungstechnik scheibenförmiger, kreisr<strong>und</strong>er<br />

Bronzespiegel<br />

Nach A. Mutz 7 wurden Spiegelscheiben <strong>aus</strong> sehr harter<br />

Bronze gegossen <strong>und</strong> auf der Drehbank überdreht, z. T.<br />

mit Reliefringen verziert <strong>und</strong> nachher rotierend poliert.<br />

Dass die Politur eine zeitaufwendige <strong>und</strong> äusserst<br />

6 Analysenbericht der Metallwerke AG Dornach, K. Camenisch,<br />

vom 8. 3.1962, zuhanden von Herrn Alfred Mutz (dem wir an<br />

dieser Stelle für die Unterlagen danken). Randgelochter Spiegel<br />

<strong>aus</strong> Vindonissa mit 68,7% Cu, 25,5% Sn, 5,8% Pb <strong>und</strong> Spuren<br />

von Fe, As <strong>und</strong> Bi.<br />

7 A. Mutz, Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern. Basel/<br />

Stuttgart 1972, 130ff.<br />

8 Roth-Rubi 1974.

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