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Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst ...

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Zusammenfassung<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die vorliegende Studie über <strong>Toilettgerät</strong>e<br />

<strong>und</strong> <strong>medizinische</strong> <strong>Instrumente</strong> bilden die bis<br />

<strong>und</strong> mit 1980 aufgef<strong>und</strong>enen 681 Gerätschaften <strong>aus</strong><br />

dem Gebiet der römischen Zivilstadt Augusta Rauricorum<br />

<strong>und</strong> des spätrömischen Castrum Rauracense,<br />

im Gebiet der heutigen Gemeinden <strong>Augst</strong> BL <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

A G . Fast alle erfassten Objekte sind im Römermuseum<br />

<strong>Augst</strong> aufbewahrt.<br />

Mit wenigen Ausnahmen (zehn Grabbeigaben <strong>und</strong><br />

acht Objekte <strong>aus</strong> einer der beiden in <strong>Augst</strong> <strong>aus</strong>gegrabenen<br />

öffentlichen Thermen) stammen alle diese <strong>Toilettgerät</strong>e<br />

<strong>und</strong> <strong>medizinische</strong>n <strong>Instrumente</strong> <strong>aus</strong> den Privathäusern,<br />

Werkstätten, öffentlichen Plätzen <strong>und</strong><br />

Strassen der Zivilstadt. Da die meisten Objekte Siedlungsf<strong>und</strong>e<br />

sind, die in geschlossenen F<strong>und</strong>komplexen<br />

zutage gefördert worden sind, wurden aufgr<strong>und</strong> von<br />

stratigraphischen Datierungen einige chronologische<br />

Erkenntnisse her<strong>aus</strong>geholt - dies trotz der Tatsache,<br />

dass die Geräte für Toilette <strong>und</strong> Medizin innerhalb der<br />

römischen Kaiserzeit keine auffallende typologische<br />

Entwicklung durchmachten.<br />

Diese Gerätschaften <strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong>, die der Pflege<br />

<strong>und</strong> Behandlung des menschlichen Körpers dienten,<br />

sind in drei grosse Gruppen aufgeteilt worden: <strong>Toilettgerät</strong>e<br />

(13%), <strong>Instrumente</strong>, die sowohl der Körperpflege<br />

<strong>und</strong> Verschönerung, als auch der <strong>medizinische</strong>n<br />

Behandlung, Untersuchung <strong>und</strong> Zubereitung von Arzneien<br />

dienten (77%) <strong>und</strong> <strong>aus</strong>schliesslich <strong>medizinische</strong><br />

<strong>und</strong> chirurgische <strong>Instrumente</strong> (10%).<br />

Die erste Gruppe (<strong>Toilettgerät</strong>e) umfasst Gegenstände<br />

<strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong>, die <strong>aus</strong>schliesslich zur persönlichen<br />

Pflege benötigt waren: Spiegel, Kämme,<br />

Strigües, Toilettbestecke, Rasiermesser <strong>und</strong> Zahnstocher.<br />

Im Kapitel Rasiermesser sind nebst den schon<br />

bekannten Typen einige neue Formen dazugekommen,<br />

die wegen kleiner Ausmasse sowohl des Griffes als<br />

auch der Klinge kaum als normales Schneidegerät verwendet<br />

werden konnten.<br />

Die zweite, an Objekten bei weitem reichste Gruppe<br />

umfasst <strong>Instrumente</strong> <strong>und</strong> Geräte, die einerseits der persönlichen<br />

Körperpflege <strong>und</strong> der Verschönerung dienten,<br />

andererseits von Medizinern zur Untersuchung<br />

<strong>und</strong> Behandlung von Kranken <strong>und</strong> zur Zubereitung<br />

von Arzneien dienten: Pinzetten, Reibstäbchen, Reibpaletten,<br />

Ohrlöffelchen, Löffel- <strong>und</strong> Spatelsonden.<br />

Dabei ist die wichtige, nicht zu übersehende Tatsache<br />

zu berücksichtigen, dass in der Antike keine Spezialisierung<br />

im modernen Sinne existierte. Da keines von<br />

diesen <strong>Instrumente</strong>n <strong>und</strong> Gerätschaften <strong>aus</strong> speziellen<br />

<strong>medizinische</strong>n Zusammenhängen stammt, ist in <strong>Augst</strong><br />

<strong>und</strong> Kaiseraugst keine deutliche Abgrenzung zwischen<br />

der Benützung durch Laien <strong>und</strong> Spezialisten zu ziehen.<br />

So wurden z.B. einige Varianten der Pinzetten <strong>aus</strong>schliesslich<br />

von Chirurgen, andere Varianten wiederum<br />

vorwiegend von Laien benützt. Kleine Reibplättchen<br />

werden eher dem H<strong>aus</strong>gebrauch zugedacht, während<br />

grosse Paletten einem gewerblichen Zwecke dienten.<br />

Die mit zierlichen Tierfigürchen geschmückten<br />

Reibstäbe waren zweifelsohne dem H<strong>aus</strong>gebrauch der<br />

römischen Dame bestimmt, während die grob geschnitzten<br />

Reibstäbe <strong>aus</strong> Bein wiederum gewerblich<br />

benützt wurden. Dass die zweckmässigen, zierlosen<br />

Ohrlöffelchen dem alltäglichen Gebrauch der zivilen<br />

Bevölkerung dienten, darüber lassen die 127 Exemplare<br />

<strong>aus</strong> allen Bezirken der Stadt Augusta Rauricorum<br />

<strong>und</strong> des Castrum Rauracense keine Zweifel aufkommen.<br />

Demgegenüber ist deren Benützung durch<br />

Ärzte anderenorts nachgewiesen. Ähnlich verhält es<br />

sich mit den ungewöhnlich reich vertretenen Löffel<strong>und</strong><br />

Spatelsonden, die sowohl von Frauen zur Zubereitung<br />

von Schminken <strong>und</strong> Crèmes wie auch von Ärzten<br />

<strong>und</strong> Pharmazeuten benützt wurden. Man muss jedoch<br />

sowohl bei Ohrlöffelchen wie auch bei Löffel- <strong>und</strong><br />

Spatelsonden deren Mengenverhältnis gegenüber den<br />

spezifisch <strong>medizinische</strong>n <strong>Instrumente</strong>n in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong><br />

Kaiseraugst in Erwägung ziehen, um ein Schwergewicht<br />

ihrer Benützung bei der gewöhnlichen Bevölkerung<br />

zu erkennen: 11 Skalpellen, etwa 15 W<strong>und</strong>haken<br />

<strong>und</strong> chirurgischen Nadeln <strong>und</strong> sonstigen, in<br />

wenigen Exemplaren vorkommenden chirurgischen<br />

<strong>und</strong> <strong>medizinische</strong>n <strong>Instrumente</strong>n (Gesamtanzahl 63<br />

Objekte) stehen 178 Ohrlöffelchen, 141 Löffelsonden<br />

<strong>und</strong> 65 Spatelsonden gegenüber.<br />

Die dritte grosse Gruppe umfasst medizinisch-chirurgische<br />

<strong>Instrumente</strong>, die in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

jedoch nicht durch F<strong>und</strong>umstände identifiziert worden<br />

sind, sondern durch den Vergleich mit der Beschreibung<br />

antiker Schriftsteller <strong>und</strong> mit eindeutigen<br />

chirurgischen F<strong>und</strong>vergesellschaftungen anderorts:<br />

Skalpelle <strong>und</strong> Messer, W<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> Haken, Ohr<strong>und</strong><br />

andere Sonden, Zangen. A n Sonderformen gibt es<br />

in <strong>Augst</strong> gleich zwei Exemplare eines «Skalpellbesteckes»<br />

mit jeweils zwei Messern. Ausser den allgemein<br />

bekannten <strong>Instrumente</strong>n existiert in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong><br />

Kaiseraugst eine kleine Anzahl von Bruchstücken <strong>und</strong><br />

<strong>Instrumente</strong>n, deren chirurgischer Zweck nicht bestimmt,<br />

jedoch vor<strong>aus</strong>zusetzen ist. Aus dem Rahmen<br />

der zur Behandlung bestimmten <strong>Instrumente</strong> fällt<br />

erstens die Kastrierzange, die jedoch im modernen<br />

Sinne auch der Medizin zuzuordnen ist, <strong>und</strong> zweitens<br />

die beiden Augensalbenstempel, die im breitesten Sinne<br />

ebenfalls zu <strong>medizinische</strong>n Gerätschaften gehören.<br />

Das Material, <strong>aus</strong> welchem die <strong>Toilettgerät</strong>e <strong>und</strong><br />

medizinisch-chirurgischen <strong>Instrumente</strong> hergestellt<br />

wurden, ist von Kategorie zu Kategorie unterschiedlich.<br />

Die meisten Objekte sind jedoch <strong>aus</strong> Bronze hergestellt<br />

worden (78%). Vier Exemplare weisen Fabrikantenstempel<br />

auf (zwei Strigües, eine Pinzette <strong>und</strong><br />

eine Spatelsonde) <strong>und</strong> einige wenige Exemplare von<br />

Strigües, Löffelsonden <strong>und</strong> ein Skalpell weisen einen<br />

ein- bzw. aufgelegten Dekor <strong>aus</strong> Silber <strong>und</strong> Niello auf.<br />

Einzig der Zahnstocher ist <strong>aus</strong> Silber hergestellt. Wenige<br />

Geräte für Toilette <strong>und</strong> Medizin sind <strong>aus</strong> Eisen<br />

hergestellt worden. Dazu kommen die eisernen Klin-

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