Details am Bau Buckel- und Bossenquader Der Bosse haftet etwas Provisorisches an, etwas Halbfertiges, und gerade darin liegt ihre „Vollkommenheit". Wenn auch als Quader baufertig zugerichtet, kommt in ihr doch noch die Rohheit, die Natur des Steins <strong>zum</strong> Vorschein, allerdings schon bearbeiteter als im reinen Bruchstein, der so genommen wird, wie ihn der Steinbruch hergibt. „Bosse" leitet sich vom mittelhochdeutschen schlagen ab, und in mittelhochdeutscher Zeit, unter den Staufern, blüht in unseren Breiten diese schon in der Antike und Altamerika bekannte Art der Steinbearbeitung. Die „Buckelquader", wie sie etwas griffiger genannt werden, sind geradezu das Kennzeichen der Stauferzeit. Auch die Renaissance weiß sich der zur Schauseite hin gebuckelten Steine zu bedienen. Nicht mehr so rustiziert, aber dem Buckelquader eng verwandt, sind die regelmäßig abgerundeten Polsterquader. Vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts kommen Buckel- und Bossenquader wieder zu Ehren. Ais Sockelstein trägt er beispielsweise in Stuttgart ganze Häuserzeilen und schafft mit seiner hellen Sandsteinfarbe oft lebendige Kontraste zu dem ihm aufsitzenden roten Ziegelmauerwerk. Geologisch entstammen die Buckelquader bei uns meist der germanischen Trias, also den Erdschichten Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Der Stuben- und Schilfsandstein als Sockelmaterial sind geradezu das Kennzeichen der Stuttgarter Bauphase zwischen 1870 und 1910. Und als eine Art Wahrzeichen <strong>Württemberg</strong>s versieht Paul Bonatz sein Hauptwerk, den „Umbilicus sueviae", den Nabel Schwabens, wie er den Stuttgarter Hauptbahnhof in seinen Lebenserinnerungen nennt, mit einer dicken Außenhaut aus Muschelkalk-Bossenquadern. Die Außenhaut des Stuttgarter Hauptbahnhofes besteht aus grob behauenen Muschclkalkquadern. Kennen Sie ihn? Josef Dürrn Der Weitgereiste $ Josef Durm wird 1837, also elf Jahre nach Friedrich Weinbrenners Tod, in Karlsruhe geboren. Er gehört ohne Zweifel zur akademisch ausgerichteten Spezies seiner Zunft, zu den „gelehrten Künstlern", wofür allein sein umfangreiches baugeschichtliches Oeuvre verweist. So nennt ihn das Künstlerlexikon Thieme-Becker gewissermaßen in einem Atemzug „Architekt und Architekturschriftsteller". Dürrns bevorzugte Epoche war die italienische Renaissance, der er sozusagen zu einer badischen Wiedergeburt verhilft. Sein Ruhm ging letzlich so weit, dass ihn die griechische Regierung um ein Gutachten über Athens Baudenkmäler bat. Durm war ein für seine Zeit äußerst weit gereister Mann. So besuchte er im Lauf seines Lebens Deutschland und Österreich, die Donau- und Balkanländer bis eben hin nach Griechenland, dazu Kleinasien, Palästina, Ägypten und Tunis, Sizilien, Italien natürlich, aber auch Frankreich und Südengland. Wiewohl er sich in seiner schriftstellerischen Tätigkeit wesentlich mit der Baukunst von Antike und Renaissance auseinander setzte, ignoriert er das heimatliche Baugeschehen keinesfalls. Er verfasst Studien über das Heidelberger und Karlsruher Schloss. In beiden Städten hater auch Wichtiges gebaut, in Heidelberg etwa die höchst bemerkenswerte Universitätsbibliothek, in Karlsruhe das Vierordtbad, ein anschaulicher Beleg seiner Vorliebe für die Renaissance. Aber auch mit den Palais des Großherzogs Friedrich II. und des Prinzen Max, mit Kunstgewerbeschule, Kunstgewerbemuseum und vielen anderen Bauten hat er die badische Residenz bereichert. Eines seiner schönsten, renaissancehaftesten Werke, das vornehm-elegante Augustabad im Weinbrenner-Ort <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, hat man zu Beginn der Sechzigerjahre abgerissen. Heute wäre der Bau des 1919 verstorbenen Meisters ein Architekturtempel! Gewusst wo? Unser heute gesuchtes Gebäude steht in einem der berühmtesten, um 1720 angelegten Barockgärten Deutschlands und wurde 1795, nach 15 Jahren Bauzeit, als letzter Komplex einer großartigen Park- und Architekturanlage vollendet. Ihr Baumeister schuf auf dem Parkareal in den 35 Jahren seines Wirkens hier auch noch Orangerie, Apollo, Merkur- und Minerva-Tempel sowie das Badhaus und den Tempel der Botanik. Die riesige Kunst-Ruine eines römischen Aquädukts baute er zusammen mit dem seinerzeit nicht weniger berühmten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig Sckell. Ihm verdankt unser Architekt auch die Anregung zu unserem gesuchten Gebäude. Sckell hatte eine erste Nachahmung „maurischer" Architektur damals in England entdeckt. Hier, an diesem Ort, sollte die „fantasievoll ausgeschmückte Übertragung der Idee vom Orient in die mitteleuropäische Kunstsprache des 18, Jahrhunderts einen einzigartigen Abschluss geben", so das Urteil des Orientforschers Alfons Schachner. Obwohl eher als prunkvolles Monument ge- Badisch-orientalisch. dacht als zur praktischen Religionsausübung, dient es doch bisweilen auch als Gotteshaus. Für Mozarts „Entführung aus dem Serail" ist es erprobtermaßen die stimmigste „natürliche" Kulisse, denn unser gesuchtes Bauwerk (Bild) befindet sich an einem weithin berühmten Festspielort. Wie nun heißt er, wie unser Bauwerk und wie sein Architekt? Ihre Antwort schicken Sie bis <strong>zum</strong> 15. April 2002 an die Denkmalstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart. Unter den richtigen Lösungen verlosen wir wieder fünf Bücher. Es wird das offizielle Buch <strong>zum</strong> 50-jährigen Jubiläum des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sein. Eine reich bebilderte Landeskunde, die im DRW-Verlag im März 2002 erscheint. 8
DENKMALPFLEGE IN BADEN-WÜRTTEMBERG NACHRICHTE N BLATT DES LANDESDEN K M ALAMTES 30. JAHRGANG 2001 J AH RES- INHALTSVERZEICHNIS