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0.1 Titelbild - Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

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Texte publik gemacht<br />

Stauffenberg war der Sprössling eines<br />

angesehenen schwäbischen Adelsgeschlechts,<br />

leidenschaftlicher Soldat und<br />

zugleich ein Verehrer Stefan Georges,<br />

dessen Dichtungen das deutsche Verhängnis<br />

vorhersagten. Er gehörte zu den<br />

begabtesten Generalstabsoffizieren der<br />

Deutschen Wehrmacht. Er begrüßte<br />

den 30. Januar 1933, rückte aber bald in<br />

innere Distanz zum NS-Regime, übte<br />

frühzeitig Kritik an Hitler und dessen<br />

Führungsstil und war sich seit dem<br />

Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni<br />

1941 darüber im klaren, dass Deutschland<br />

in eine militärische Niederlage<br />

hineintrieb. Sarkastisch äußerte er<br />

schon 1939 „Der Narr macht Krieg“,<br />

aber er hoffte noch, dass es möglich sein<br />

werde, mit der „braunen Pest“ nach dem<br />

gewonnenen Krieg aufzuräumen. Noch<br />

nach der verlorenen Schlacht vor Moskau<br />

hoffte er, dass die Fehlentscheidungen<br />

Hitlers bei Anspannung aller Kräfte<br />

noch korrigiert werden könnten.<br />

Dazu gehörte aber auch, dass die bisherige<br />

Unterdrückung der Ostvölker beendet<br />

und Hitlers Vorhaben, nicht nur<br />

das sowjetische Herrschaftssystem,<br />

sondern auch den russischen Staat zu<br />

zerschlagen und einen Rassenvernichtungskrieg<br />

zu führen, fallen gelassen<br />

wurde. In der Überzeugung, dass der<br />

Krieg nicht länger gegen das russische<br />

Volk geführt werden dürfe, stimmte<br />

Stauffenberg mit Generalmajor Henning<br />

von Tresckow, der zunächst als Ia der<br />

Heeresgruppe Mitte, dann als Chef der<br />

Operationsabteilung tätig war, überein.<br />

Gegen den erklärten Willen des Diktators<br />

bauten beide Offiziere eine russische<br />

Hilfswilligenarmee mit dem Ziel<br />

auf, die Völker der Sowjetunion für<br />

einen Befreiungskampf gegen das verhasste<br />

bolschewistische System zu<br />

gewinnen. Sie verlangten zugleich eine<br />

bessere Behandlung der russischen<br />

Zivilbevölkerung und der russischen<br />

Kriegsgefangenen, die in den Stalags zu<br />

Hunderttausenden verhungerten. Insbesondere<br />

Stauffenberg wandte sich gegen<br />

die Menschenjagden für die Deportation<br />

von Zwangsarbeitern. Sie drangen<br />

mit ihren Vorstellungen jedoch nicht<br />

durch. Erst als die militärische Lage sich<br />

extrem verschlechtert hatte, kam es zu<br />

Verhandlungen mit dem kriegsgefangenen<br />

russischen General Alxeji Wlassow<br />

zur Aufstellung einer Freiwilligenarmee,<br />

doch kam der Zusammenbruch der<br />

Ostfront dem zuvor.<br />

Den Hintergrund für diese Bemühungen<br />

bildete die Erkenntnis, dass die nach der<br />

Niederlage von Moskau gleich bleibenden<br />

Verluste immer weniger ausgeglichen<br />

werden konnten, so dass eine<br />

militärische Niederlage schon auf Grund<br />

des demographischen Faktors unausweichlich<br />

war. Daher waren auch die<br />

300 000 russischen Hilfswilligen für das<br />

Ostheer, das verglichen mit Juni 1941<br />

nur noch über die Hälfte des ursprünglichen<br />

Mannschaftsbestandes verfügte,<br />

unentbehrlich.<br />

Stauffenberg hatte den Angriff auf die<br />

Sowjetunion für einen Verlegenheits-<br />

Netzwerkmagazin 12|08<br />

40<br />

<strong>Alfred</strong> <strong>Toepfer</strong> <strong>Stiftung</strong> F.V.S. www.toepfer-fvs.de

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